Arzneimittel und Therapie

Tafluprost senkt den Augeninnendruck

Seit Anfang Juni ist mit Tafluprost (Taflotan®) ein weiteres Prostaglandinanalogon zur Senkung des erhöhten Augeninnendrucks auf dem Markt. Prostaglandine sind heute die wichtigsten Wirkstoffe, die lokal zur Glaukombehandlung eingesetzt werden. Bei einmal täglicher Anwendung verbessern sie den trabekulären und den uveoskleralen Abfluss des Kammerwassers und senken den erhöhten Augeninnendruck um rund 30 bis 45%.
Tafluprost

Tafluprost ist zugelassen zur Monotherapie bei Patienten mit Offenwinkelglaukom oder okulärer Hypertension, die nur unzureichend auf die Therapie erster Wahl ansprechen und die die Therapie erster Wahl nicht vertragen oder Kontraindikationen dafür aufweisen sowie als Zusatzmedikation zu Betablockern.

Risikofaktor für das Glaukom

Ein erhöhter Augeninnendruck ist der wichtigste Risikofaktor für das Glaukom oder auch Grünen Star. Bei dieser Erkrankung des Sehnervs gehen laufend Nervenfasern verloren. Als Folge entstehen charakteristische Gesichtsfeldausfälle (Skotome).

Die Schädigung betrifft zuerst die Nervenfasern der mittleren Netzhautperipherie und schreitet langsam zum Zentrum hin fort. Sind etwa 70% der Nervenfasern betroffen, bilden sich bogenförmige Gesichtsfeldeinschränkungen im mittleren Gesichtsfeld aus, die selbst im fortgeschrittenen Stadium oft nicht wahrgenommen werden, weil das Gehirn die Gesichtsfeldausfälle kompensiert, indem es fehlende Stellen so lange wie möglich durch "hinzufantasieren" überdeckt und diese so unbemerkt ausfüllt.

Risikofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms

  • erhöhter Augeninnendruck
  • hohes Lebensalter
  • hohe Kurzsichtigkeit (Offenwinkelglaukom)
  • hohe Weitsichtigkeit (Engwinkelglaukom und Glaukomanfall)
  • niedriger und schwankender Blutdruck (Normaldruckglaukom)
  • genetische Veranlagung
  • ethnische Gruppe: Dunkelhäutige haben ein bis zu fünf Mal höheres Risiko als Weiße
  • Diabetes mellitus

Das Auge erblindet

Im weiteren Verlauf werden die Gesichtsfeldausfälle spürbar, im Extremfall erblindet das Auge. Das Glaukom ist eine der häufigsten Erblindungsursachen, sowohl in Industriestaaten als auch in Entwicklungsländern.

Rund 500.000 Bundesdeutsche leiden an einem erhöhten Augeninnendruck, 10% davon droht die Erblindung, wobei die Dunkelziffer sehr hoch ist. Der Berufsverband der Augenärzte geht davon aus, dass in Deutschland insgesamt etwa eine Million Menschen von einem Glaukom betroffen sind.

Kammerwasser: Produktion und Abfluss

Der Augeninnendruck wird durch das Verhältnis von Kammerwasserproduktion zu -abfluss aufgebaut. Das Kammerwasser wird im Ziliarkörper des Auges produziert und an die hintere Augenkammer des Auges abgegeben. Durch die Pupille gelangt es in die vordere Augenkammer und fließt durch ein Trabekelwerk über den Schlemm-Kanal ab. Der normale Augeninnendruck liegt zwischen 10 und 21 mmHg, Schwankungen im Tagesverlauf um bis zu 5 mmHg sind normal. Ältere Menschen haben einen durchschnittlich höheren Augendruck als jüngere.

Wahrscheinlich sind ein Missverhältnis von Augeninnendruck und Durchblutung des Sehnerven an der Entstehung des Glaukoms beteiligt. Bei hohem Blutdruck innerhalb der Gefäße des Sehnervenkopfes kann ein hoher Augeninnendruck toleriert werden, bei niedrigem Durchblutungsdruck kann bereits ein niedriger Augeninnendruck zum Fortschreiten eines Glaukoms führen. Besonders ungünstig ist die Verbindung aus hohem Augeninnendruck und niedrigem Blutdruck im Sehnervenkopf. Da sowohl Augeninnendruck als auch die Durchblutung schwanken können, ist sowohl der absolute Wert beider Parameter als auch die Dauer von Phasen ungünstiger Druckverhältnisse von Bedeutung.

Nach anatomischen Kriterien lassen sich Offenwinkel- und Engwinkel-Glaukome unterscheiden. Diese Bezeichnungen beziehen sich auf den Winkel zwischen Hornhautrückfläche und Irisvorderfläche. Im sogenannten Kammerwinkel befindet sich das Trabekelwerk, durch das das Kammerwasser das Auge verlässt. Offenwinkelglaukome sind weit häufiger und verlaufen meist chronisch und unbemerkt, während die selteneren Engwinkelglaukome zum schmerzhaften Glaukomanfall führen können, bei dem unbehandelt innerhalb kurzer Zeit eine akute Erblindung droht.

Betablocker und Prostaglandine

Zur medikamentösen Therapie des Glaukoms stehen verschiedene Substanzen zur Verfügung, die überwiegend als Augentropfen verabreicht werden. Dazu gehören Betablocker wie Timolol und Carboanhydrasehemmer (lokal und systemisch).

Die wichtigsten Arzneistoffe zur Behandlung des Glaukoms sind die Prostaglandine Latanoprost, Travoprost und Bimatoprost. Während Betablocker und Carboanhydrasehemmer die Produktion des Kammerwassers verringern, erhöhen Prostaglandine die Durchlässigkeit des Ziliarkörpers und steigern den uveoskleralen Abfluss.

Neues Prostaglandin Tafluprost

Tafluprost (Taflotan®) ist ein weiteres Prostaglandinanalogon zur Senkung des erhöhten Augeninnendrucks bei Offenwinkelglaukom und okulärer Hypertension. Die neue Substanz wirkt vergleichbar gut wie andere Prostaglandinanaloga.

Bei einmal täglicher Anwendung verbessert Tafluprost den trabekulären und den uveoskleralen Abfluss des Kammerwassers und senkt den erhöhten Augeninnendruck um rund 30 bis 35% innerhalb von zwei bis vier Stunden nach der ersten Anwendung, die maximale Wirkung wird etwa nach zwölf Stunden erreicht und bleibt über mindestens 24 Stunden erhalten.

Tafluprost ist als Monotherapeutikum wirksam und hat eine additive Wirkung, wenn es als Zusatzbehandlung zu Timolol angewendet wird: In einer Studie über sechs Monate senkte Tafluprost den Augeninnendruck signifikant um 6 bis 8 mmHg zu verschiedenen Tageszeitpunkten im Vergleich zu 7 bis 9 mmHg bei Latanoprost. In einer zweiten sechsmonatigen klinischen Studie reduzierte Tafluprost den Augeninnendruck um 5 bis 7 mmHg, verglichen mit 4 bis 6 mmHg bei Timolol. Die Wirkung von Tafluprost blieb bei der Verlängerung dieser Studien bis zu zwölf Monate erhalten.

Wie alle Prostaglandinanaloga führt auch Tafluprost zu einer irreversiblen Pigmentierung der Iris, zu einer Rötung des Auges und zu vermehrtem Wimpernwachstum. Bei Frauen im gebärfähigen Alter darf Tafluprost nicht angewendet werden, wenn keine geeigneten empfängnisverhütenden Maßnahmen getroffen wurden.

Steckbrief: Tafluprost

Handelsname: Taflotan

Hersteller: Santen GmbH, Germering

Einführungsdatum: 1. Juni 2008

Zusammensetzung: 1 ml Augentropfen enthält 15 µg Tafluprost. Sonstige Bestandteile: Glycerol, Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat, Natriumedetat (Ph. Eur.), Polysorbat 80, Salzsäure und/oder Natriumhydroxid zur pH-Einstellung, Wasser für Injektionszwecke.

Packungsgrößen, Preise und PZN: Taflotan 15 µg/ml Augentropfen: 2,5 ml, 26,16 Euro, PZN 6707054; 3 x 2,5 ml, 61,11 Euro, PZN 6707060. Taflotan 15 Mikrogramm/ml Augentropfen sine im Einzeldosisbehältnis: 30 x 0,3 ml, 39,21 Euro, PZN 6707031; 90 x 0,3 ml, 95,39 Euro, PZN 6707048.

Stoffklasse: Ophthalmika, Glaukommittel und Miotika; Prostaglandin-Analogon. ATC-Code: S01EE05.

Indikation: Zur Anwendung bei Offenwinkel-Glaukom sowie bei okulärer Hypertension.

Dosierung: Einmal täglich abends ein Tropfen Taflotan in den Bindehautsack des/der betroffenen Auges/Augen.

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Tafluprost oder einen der sonstigen Bestandteile.

Nebenwirkungen: Konjunktivale/okuläre Hyperämie; Augenjucken, Augenreizung, Augenschmerzen, Veränderungen der Wimpern, trockenes Auge, Verfärbung der Augenwimpern, Fremdkörpergefühl im Auge, Augenliderythem, verschwommenes Sehen, verstärkter Tränenfluss, Lidpigmentierung, Ausfluss aus dem Auge, Verminderung der Sehschärfe, Photophobie, Augenlidödem, verstärkte Irispigmentierung; Kopfschmerzen.

Wechselwirkungen: Beim Menschen sind keine Wechselwirkungen zu erwarten, da die systemischen Konzentrationen von Tafluprost nach einer Anwendung am Auge extrem gering sind.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Es besteht die Möglichkeit eines verstärkten Wachstums der Augenwimpern, einer Dunkelfärbung der Haut des Augenlids und einer verstärkten Irispigmentierung; einige dieser Veränderungen können dauerhaft sein und ein unterschiedliches Aussehen der Augen zur Folge haben, wenn nur ein Auge behandelt wird. Wie auch bei anderen Augenarzneimitteln muss der Patient, falls es nach dem Eintropfen vorübergehend zu verschwommenem Sehen kommt, warten, bis er wieder klar sieht, bevor er am Straßenverkehr teilnimmt oder Maschinen bedient.

Quelle

Fachinformation zu Taflotan®, Stand Mai 2008.

 


hel

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