Länderdossier Schweiz

Pharmazie on the top …

Die Gruppierung TopPharm auf dem Weg zur Premium-Apothekenmarke in der Schweiz.

Mit nachfolgenden Feststellungen beginnt eine TopPharm-Präsentation:

• Feststellung 1: Meine Interessen als Unternehmer und Inhaber einer Apotheke werden nicht mehr ausreichend wahrgenommen; weder durch mich selber noch durch Dritte.

 

• Feststellung 2: Um meine persönlichen Ressourcen effizient einsetzen zu können, brauche ich Orientierung und Fokussierung.

 

• Feststellung 3: Der Apothekerverband kann nicht alles machen. Standespolitische und berufsbildfördernde Aufgaben haben Priorität. Dachverbandsaktivitäten dienen nicht zu meiner Differenzierung im Markt.

 

•Fazit:

Ich brauche Orientierung.

Ich brauche Entlastung.

Ich brauche eine Organisation.

 

Die Konsequenz hieraus war die Gründung des TopPharm-Vereins als erste Apothekenkooperation der Schweiz im Jahre 1993 mit heute 89 Mitgliedern in der deutschen Schweiz. Die Mission der heutigen TopPharm-Gruppierung: "Im gemeinsamen Verbund als eigenständiger Apotheker all das tun können, was der Einzelne aus persönlichen, zeitlichen, fachlichen und finanziellen Gründen nicht tun kann, aber notwendig sein wird, um in einem liberalisierten Markt langfristig bestehen zu können."

Im Jahr 2000 erfolgte dann die Gründung der TopPharm AG, die zu 100% dem TopPharm Verein, dem die Mitglieder beitreten, gehört. TopPharm bietet dem Apotheker mit einer Geschäftsstelle, bestehend aus 15 Mitarbeitern, Dienstleistungen auf höchstem Niveau. Die Grobstrategie wird stellvertretend durch den siebenköpfigen Vereinsvorstand definiert, alles Apotheker mit eigenen Apotheken. Grundsatzentscheide bedürfen eines Gesellschaftervereinsbeschlusses. Neben den üblichen Leistungen einer Gruppierung (wie Kundenkarte, Kalender, Kunden-Gesundheitsmagazin, etc.) und EDV-Programmen zur Optimierung der betriebswirtschaftlichen Fragen bedingt die Mitgliedschaft bei TopPharm die Bereitschaft, sich einem TopPharm-eigenen Qualitätsmanagementsystem zu stellen. Zur Qualitätssicherung in der Apotheke profitiert die TopPharm-Apotheke von einem breit gefächerten Ausbildungsprogramm für die Apothekenteams.

Starke Qualitätsmarke

Alles in dieser Kooperation scheint über einen umfassenden Jahres-Marketingplan sehr professionell durchorganisiert. Vier Kompetenzkampagnen und zwei Themenkampagnen werden mit umfangreichem Werbematerial für Schaufenster, POS, Personal und Publikum sehr durchgängig und konsequent in den Apotheken beworben. Hinweise auf Preisaktionen finden sich kaum. Die ohnehin schon zu beobachtende "Aldisierung" der schweizerischen Kunden zu unterstützen, darin sehen die TopPharm-Apotheken nicht ihre Aufgabe. Vielmehr geht es immer wieder darum, sich mit einer starken Qualitätsmarke gegenüber dem Mitbewerber abzugrenzen und eine klare Positionierung im Markt zu erreichen.

Die Mitglieder zahlen für diese Leistungen umgerechnet etwa 16.000 Euro (25.000,- sFr) jährlich.

Eine Kosten-Nutzen-Analyse, so die Meinung der TopPharm Geschäftsleitung, zeigt, dass sich die Mitgliedschaft bei TopPharm auch finanziell lohnt. Auf der Ertragsseite erhält ein Top-Pharm-Mitglied für die Erbringung definierter Leistungen eine Leistungsprämie.

Darüber hinaus profitierten die Mitglieder über die kostenlose Nutzung der gesamten Marketing- und Kommunikationskonzepte, optimale Einkaufskonditionen sowie eine Verbundenheit im Netzwerk.

Konsequente Dachmarkenstrategie

Ein Gesellschafterbeschluss war sicher im Jahr 2005 nötig, um die Zielsetzung einer konsequenten Dachmarkenstrategie zu entscheiden. Heißt das doch in letzter Konsequenz, dass der individuelle Auftritt und das Erscheinungsbild der unabhängigen Apotheke hinter der Dachmarke zurücktreten müssen. Über den Ablauf von zwei Jahren wurde mit den TopPharm Partnerapotheken und externen Profis die Marke TopPharm aufgebaut. "Das hat sehr viel Überzeugungsarbeit gebraucht", erinnert sich die Leiterin Apothekenberatung & Coaching, Daniela Hauser. "Wir haben alle Einwände ernst genommen und mit allen Mitarbeitern und Apothekern das Gespräch gesucht. Gemeinsam wurden so die Vorteile einer starken Marke mit allen Beteiligten erarbeitet und auch sichtbar gemacht."

Start-Up der Marke war dann im März 2007. Hierfür hatten sich die Markenmacher etwas Besonderes einfallen lassen. Auf der Rollbahn des Flughafens Zürich-Kloten wurde mit über 800 Mitarbeitern aus allen TopPharm Apotheken auf eindrückliche Weise das neue Bild der TopPharm Apotheken als Menschenlogo nachgestellt. Diese Maßnahme diente spürbar der Identifikation aller Beteiligten mit dieser Marke und deshalb wurde sie an diesem Tag auch gebührend gefeiert.

Diese Motivation braucht es dann sicherlich auch, wenn der Zeitpunkt kommt, den eigenen Apothekennamen abzuschrauben und das TopPharm-Schild aufzuhängen. Wenn aus der traditionellen Fraumünster-Apotheke in Zürich dann die TopPharm Apotheke Paradeplatz, oder aus der bunten Dr. Schmid’s See-Apotheke in Luzern dann die in rot und grau gehaltene Auszeichnung der rot-grauen TopPharm Dr. Schmid’s See-Apotheke wird.

TopPharm-Präsident als Vorbild

Konsequent und überzeugt von der Dachmarke geht natürlich der Präsident von TopPharm, Max Gächter, voran. Aus seiner Quartier-Apotheke Gundeli Apotheke in Basel wurde die TopPharm Apotheke Gächter, die ohnehin schon rot-grau gestaltet war.

Darüber hinaus eröffnete er innerhalb von einem Jahr in einem Vorort von Basel, (hier gilt das Dispensierrecht für Ärzte im Gegensatz zu Basel-Stadt), in Pratteln, in einer Entfernung von etwa einem Kilometer gleich zwei Apotheken, die beide unter dem gleichen Namen firmieren: Top-Pharm Apotheke Gächter. Die eine Apotheke in Nähe des Bahnhofs mit gegebener Frequenz, die andere im älteren, ruhigen Teil des Ortes. Dort wurde eine alt eingesessene Drogerie zu einer modernen Apotheke mit Automatisierung und einer hochwertigen Parfümerie umgebaut. "Warum soll unsere Apotheke nicht der Frequenzbringer werden", meint Max Gächter auf die Frage, welche Geschäfte an diesem Standort eine hohe Frequenz bringen.

Beiden Apotheken wird das Attribut "top" im Punkt Gestaltung und Organisation sicher gerecht, hier erlebt man die real existierende TopPharm-Philosophie in Reinstkultur. Hell, farblich akzentuiert, freundlich, großzügig, Konzentration auf die Pharmazie und Schönheit, kaum Displays, keine Leuchtschriften und Plakate, kaum Aktions- und Preisangebote, wenig Werbung und natürlich die durchgängig beworbene TopPharm-Kampagne.

Was will der Kunde?

Zwischen den beiden Gächter-Apotheken liegt eine Sun Store Apotheke, die so ganz anders auftritt und sich als Billigstanbieter dem Kunden andient. Top-Qualität contra sonnige Preise – was will der Kunde? "Der Kunde wird sich schon richtig entscheiden, wenn er eine Apotheke sucht." Selbstbewusst und überzeugt von der "Pharmazie on the top" steht er da – und er passt einfach in dieses Ambiente. Wenn man mit Max Gächter in seiner Apotheke spricht, ist man geneigt, alle Bedenken, Zweifel und Unsicherheiten, die einen manchmal angesichts des harten Marktes für den unabhängigen Apotheker beschleichen, beiseite zu schieben und sich zu wundern, dass man sie überhaupt einmal hatte. So jemanden kann man doch sicher fragen, wo er die Key-Learnings für die deutschen Apotheker sieht. Da überlegt Max Gächter nicht lange: "Die deutschen Apotheker überraschen mich. Sie besuchen viele Veranstaltungen, Fortbildungen, Erfa-Gruppen und Apotheken und sind stets auf der Suche nach einer Erfolgsidee oder einem Erfolgskonzept, das sie dann kopieren können, ungeachtet ihrer spezifischen Situation und Individualität am eigenen Standort. So geht das nicht. Ich muss mich konsequent hinsetzen und überlegen, was ich gut kann und will. Was sind meine Stärken und wie will ich diese nutzen. Und dann muss ich schauen, wo jemand ist, der zu mir passt und mit dem ich etwas gemeinsam machen kann und will. Gibt es die noch nicht, muss ich selbst etwas initiieren und von meiner Idee andere überzeugen. Übrigens, TopPharm Deutschland könnte ich mir gut vorstellen und wäre auch kurzfristig zu realisieren."

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