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Mit Sicherheit für Sie da! – Wie lange noch?

Der "Tag der Apotheke 2008" steht unter dem Motto "Mit Sicherheit für Sie da". Doch bei dem zunehmenden Personalmangel dürften die Apothekenleiter bald mit den Kunden allein in der Apotheke stehen: ein Problem, das die Arbeitgeber durch ihre verfehlte Tarifpolitik selbst zu verantworten haben.

In der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) stand am 3. Juni die Titelzeile "Kopfprämien für Facharbeiter – Firmen zahlen 3000 Euro für Anwerbe-Erfolg". Immer mehr Firmen locken gute Leute durch Prämien von anderen Betrieben weg, so der IG-Metall-Chef von NRW, Oliver Burkhardt zur WAZ. Er monierte, dass die Unternehmen ihre Personalplanung nicht strategisch und nachhaltig angehen. Statt selbst qualifiziertes Personal auszubilden, leben sie "von der Hand in den Mund".

Kurzsichtig statt nachhaltig

Dieses kurzsichtige Verhalten ist auch im Apothekenbereich weit verbreitet – und hat dort ebenfalls für einen spürbaren Mangel an motivierten und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt. "Wer seine Mitarbeiter so gering schätzt, muss sich nicht wundern, wenn er bald allein in der Offizin steht", kommentiert Tanja Kratt, die als Zweite Vorsitzende von ADEXA für Tarife zuständig ist.

Die Personalknappheit im Kammerbezirk Nordrhein beispielsweise ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Arbeitgebervertreter der TGL dort im letzten Jahr noch zögerlicher und knausriger beim Gehaltstarif waren als die im ADA organisierten Chefs der umliegenden Kammerbezirke.

Doch soll hier dem ADA keine weiße Weste bescheinigt werden. Dessen Verweigerungshaltung und die Negativforderungen zum Rahmentarifvertrag (siehe auch DAZ Nr. 18 und 19) treiben die Angestellten in andere, lukrativere Branchen.

Der Hinweis auf die gesunkenen Rohgewinne zieht dabei nicht als Argument. Beratungsqualität lässt sich nicht umsetzen mit frustrierten Teams, die mehr leisten sollen und weniger dafür bekommen. Wer in der jetzigen Situation nur an den Personalkosten spart, der hat sich im Wettbewerb schon aufgegeben. Wachstum und Gewinne, so die WAZ richtig in ihrem Kommentar, hängen vom Können bewährter Kräfte ab. Und die gilt es zu halten – durch angemessene und motivierende Arbeitsbedingungen.


Dr. Sigrid Joachimsthaler

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