Länderdossier Schweiz

Keiner bleibt allein!

In dem liberalisierten schweizerischen Apothekenmarkt sind mehr als 75% der Apotheken in Ketten und Kooperationen organisiert. Aber es behaupten sich auch Einzelkämpfer an ausgesuchten Standorten oder durch Engagement und Erfolg in einer Marktnische.

Bis etwa zum Jahr 2000 gab es in der Schweiz trotz gesetzlicher Möglichkeiten neben der Einzelapotheke nur wenige kleinere Ketten, Einkaufsgenossenschaften (heutige Topwell-Kette in der Hand des Lebensmitteleinzelhandels und der Krankenkassen), Gruppierungen und die selbstdispensierenden Ärzte. Erst mit Eintritt des Großhandels ins Einzelhandelsgeschäft im Jahre 2000 wurde die Taktung in der Marktentwicklung erheblich beschleunigt. Heute finden sich vier größere Ketten im Markt und zahlreiche Gruppierungen.

Die erste größere Apothekenkette entstand bereits in den fünfziger Jahren in der Westschweiz auf Initiative eines Drogisten, die heutige Sun Store mit 90 Apotheken, zunehmend aktiv in der Deutschschweiz. Sie besetzt Hochfrequenzstandorte (z. B. neben Migros und Coop) und positioniert sich deutlich als Billiganbieter. Diese Kette ist nicht im Schweizerischen Apothekerverband (PharmaSuisse), organisiert. Sie hat deshalb eigene Verträge mit vielen Krankenkassen und verzichtet daher auf die Zahlung von Taxen bei der Arzneimittelabgabe. Die Kette arbeitet nach dem amerikanischen Drugstore-Prinzip mit dauernden Tiefstpreisangeboten, einheitlichem Marktauftritt und großem Kosmetik- und Drogeriesortiment.

Auf die Sun Store folgte ebenfalls in der Westschweiz die Capitole-Gruppe mit heute 70 Apotheken und Parfümerien in der gesamten Schweiz, davon elf in der Deutschschweiz und heute im Besitz der Phoenix Group, Deutschland. Diese Kette bedient die klassischen Apothekensortimente in Verbindung mit Preisaktivität und setzt derzeit auf Expansion durch teure und strategische Akquisitionen und Neugründungen.

Die Antwort in der Deutschschweiz auf diese damalige Entwicklung war die Ausweitung der privaten Bähler-Gruppe mit heute 38 Apotheken und Drogerien in der Deutschschweiz. Diese Gruppe besitzt seit April dieses Jahres eine Zwei-Drittel-Mehrheit am Dropa-Unternehmen, der Nummer eins in der schweizerischen Drogeriebranche mit 16 Standorten und 60 Franchisenehmern.

Katalysator für die Marktdynamik war der Eintritt des Großhandels in den Markt, die Galenica Gruppe. Innerhalb von wenigen Jahren wuchs deren Kette Amavita durch Übernahme und Neugründung auf heute 115 Apotheken. Insgesamt haben die Ketten etwa einen Marktanteil von 25 bis 30%.

Parallel entwickelte sich bei den Apothekenkooperationen, den schweizerischen Gruppierungen, ein breites Spektrum mit unterschiedlichen Leistungsschwerpunkten, angefangen von der Bündelung der Einkaufsmacht bis hin zu Synergien in der Ausgestaltung von Marketing und Weiterbildung. Heute agieren einige Kooperationen bereits kettenähnlich und finanzieren die Eröffnung oder auch Übernahme an attraktiven Standorten selbst.

Als erste Gruppierung startete TopPharm mit heute 89 Apotheken in der Deutschschweiz mit klassischen Apotheken-Sortimenten und Dienstleistungen gefolgt von Pharmacie Plus mit heute über 110 Apotheken in der Gesamtschweiz. Pharmacie-Plus bietet zwar keine Rabatte auf Medikamente, aber war tonangebend in der Einführung der Kundenkarte mit heute 5% Rabatt und zusätzlichen Geschenken und Dauertiefstpreisangeboten auf die weiteren Sortimente. Es folgte Win-Konzept, eine Kooperation der Galenica-Gruppe mit heute ca. 110 Apotheken und die Rotpunkt-Apotheken mit 70 Apotheken in der Deutschschweiz, um nur einige exemplarisch zu nennen, die auf den folgenden Seiten vorgestellt werden.

Fazit: Noch gibt es die Einzelkämpfer unter den Apothekern. Aber ein verschärfter Wettbewerb führt zu immer stärkerer Preisorientierung durch Rabatte und Kundenkarten und einer Ausbildung von innovativen Marketingaktivitäten.

Die zunehmende Konzentration durch Ketten und Gruppierungen führt zu einem intensiven Wettbewerb um hochfrequentierte Standorte.

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