Bayerischer Apothekertag

Noch längst nicht alles paletti

Das Fach Klinische Pharmazie wurde am 1. Oktober 2001 in die Ausbildung zum Apotheker aufgenommen. Die Pharmaziestudierenden legten 2005 zum ersten Mal eine Prüfung in diesem Fach ab und seit 2007 arbeiten Apothekerinnen und Apotheker im Gesundheitswesen, die im Rahmen ihrer pharmazeutischen Ausbildung in Klinischer Pharmazie unterrichtet wurden. Und trotzdem: Das junge Fach ist noch längst nicht an allen pharmazeutischen Instituten so umgesetzt wie es sein sollte. Eine Podiumsdiskussion mit Lehrenden und Studierenden zeigte die Defizite auf.

Vertreter der Klinischen Pharmazie der Universitäten Würzburg (Petra Högger), München (Martin Biel), Erlangen und Regensburg (Roland Seifert) stellten in Kurzstatements vor, wer das Fach Klinische Pharmazie an den Instituten lehrt, wie und mit welchen Unterrichtseinheiten es gestaltet wird. Fazit der Präsentationen: Die Klinische Pharmazie wird gelehrt, aber an jeder Uni ist sie ein wenig anders organisiert und aufgebaut, es werden andere Schwerpunkte gesetzt. Bei den Lehrenden bedient man sich mangels Hochschulkräfte mitunter auch der Hilfe von Externen. Eine eigene Professur für die Klinische Pharmazie ist noch nicht überall etabliert. Auch inhaltlich ist noch längst nicht alles umgesetzt, was wünschenswert wäre.

Für Studierende ein wichtiges Fach

Diese Einschätzung spiegelt sich auch in einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden wider, die Sina Heintz, die Präsidentin dieses Verbands, vortrug. So sieht der pharmazeutische Nachwuchs die Klinische Pharmazie als wichtiges Fach und als ein modernes Standbein an, das die Grundlage für die Kommunikation zwischen Apotheker und Arzt verbessert.

Die Studierenden nehmen das Fach zum größten Teil sehr gut an – wenn die Lehre gut ist, so die Umfrage. Mittlerweile ist es für die Studenten "normal", dass es neben Chemie, Biologie, Technologie und Pharmakologie ein fünftes Fach, die Klinische Pharmazie, gibt. Allerdings, so die Kritik von den Studenten, ist es im Vergleich zu den etablierten Fächern mitunter schlecht umgesetzt. So gibt es unter den 22 Pharmazeutischen Instituten in Deutschland bisher nur vier, an denen es bereits eine Professur für Klinische Pharmazie gibt.

Die Stunden und Veranstaltungen in Klinischer Pharmazie verteilen sich über das 5. bis 8. Semester, in aller Regel als Vorlesungen und Seminare. Praktika finden nicht statt.

Nur an sechs Unis waren die Pharmaziestudierenden mit der Ausbildung in diesem Fach wirklich zufrieden, in erster Linie abhängig von den Dozenten. Beklagt wird die zum Teil noch chaotische Umsetzung und Organisation dieses Faches, so die Meinung der Studierenden.

Als Verbesserungsvorschläge nannten die Befragten an erster Stelle die Schaffung eigener Professuren, einen besseren Einbau in den Turnus der Hauptvorlesungen, einen Austausch zwischen den Unis, Praktika und gute, praxisnahe Lehrbücher.

Besonders interessant: An sieben Universitäten wären die Studierenden sogar bereit, ein neuntes Semester auf sich zu nehmen, wenn damit die Klinische Pharmazie ausgebaut werden könnte. Und die Studierenden an drei weiteren Universitäten würden sich dieser Meinung anschließen, wenn die Studiengebühren nicht wären.

Ein Quantensprung

Podiumsteilnehmer bezeichneten die Einführung des Faches Klinische Pharmazie in die Ausbildung der Pharmaziestudierenden als Quantensprung, "hier beginnt die eigentliche pharmazeutische Ausbildung". Es ist die neue, junge Pharmazie, in der das Wissen besser auf den Patienten ausgerichtet ist.

Bemängelt wurden von Seiten der Lehrenden Kommunikationsdefizite der Studenten. Eine bessere Kommunikation könne man leider auch nicht im Rahmen der wenigen Stunden Klinische Pharmazie lehren. Die Studenten sollten vielmehr in Eigeninitiative sich in Kommunikation fit machen und sich z. B. pharmazeutische Sacheverhalte erklären und über Fragestellungen diskutieren.

Ein Diskussionsbeitrag erinnerte daran, die Klinische Pharmazie nicht mit Klinikpharmazie zu verwechseln. So muss sich die Klinische Pharmazie auch mit den Selbstmedikationsarzneimitteln befassen.

Wie können sich Apothekerinnen und Apotheker, die während ihres Studiums noch keine Klinische Pharmazie hatten, in diesem Fach fortbilden und aktuelles Wissen erwerben? In Würzburg beispielsweise werden für diese Zielgruppe Intensivkurse in Klinischer Pharmazie angeboten, um Wissenslücken zu minimieren.

In Bayern wurde vor diesem Hintergrund die "Bayerische Akademie für Klinische Pharmazie" gegründet, die all diejenigen, die das Fach Klinische Pharmazie im Studium nicht hatten, die Möglichkeit geben soll, das Wissen für die Klinische Pharmazie zu erwerben. Im Herbst sollen die ersten Veranstaltungen angeboten werden.


Patientensicherheit verbessern


Auf dem letztjährigen Apothekertag befasste sich die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker mit einem Antrag der Apothekerkammer Nordrhein sowie der Landesapothekerkammer und des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg zur universitären Ausbildung. Das Apothekerparlament nahm folgenden Antrag an, mit dem auch die Bedeutung des Faches Klinische Pharmazie hervorgehoben wird:

Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker fordert die ABDA und die Apothekerkammern auf, geeignete Initiativen zu ergreifen, um an den Universitäten die Ausbildungsinhalte des Studiums im Fach Pharmazie den sich ändernden naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Anforderungen anzupassen. Die Ausbildung der Apothekerinnen und Apotheker im Fach Klinische Pharmazie soll so durchgeführt werden, dass die Anwendungssicherheit bei Medikamenten und damit die Patientensicherheit verbessert wird.

Die universitäre Ausbildung der Pharmazeuten sollte dabei mindestens um folgende Punkte ergänzt werden:

Stärkung der problemorientierten, fächerübergreifenden und wissenschaftlichen Ausbildung,
Kooperative Ausbildung mit anderen Heilberufen,

Konzentration auf die pharmazeutisch relevanten Ausbildungsinhalte in den Praktika unter stärkerer Berücksichtigung der beruflichen Bedürfnisse der Apotheker.

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