Fortbildungskongress

Vielfältige Aufgaben des Apothekers

Die Arzneimittelversorgung geriatrischer Patienten in Heimen wird von zahlreichen Problemen begleitet. Zu patientenbedingten Ursachen wie Multimorbidität und veränderten Reaktionen des alten Menschen auf medikamentöse Maßnahmen treten organisatorische Defizite und mitunter Mängel bei der pflegerischen Kompetenz. Frank Hanke, Köln, stellte die Aufgaben der geriatrischen Pharmazie und ein Modellprojekt zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in Altenheimen vor.

Die pharmazeutischen Aufgaben bei der Betreuung geriatrischer Patienten umfassen weit mehr als die Abgabe von Arzneimitteln. Sie erstrecken sich über die Beratung bei der Therapie, der Schulung der Pflege bis hin zur Organisation der einzelnen Prozesse. In Heimen, in denen in der Regel multimorbide Patienten betreut werden, treten aufgrund der hohen Medikationsrate besonders häufig arzneimittelbezogene Probleme auf. Um Fehler bei der Pharmakotherapie zu detektieren und zu beheben, müssen alle Abläufe analysiert werden, die mit der Gabe des Medikaments zu tun haben. Das sind die Indikationsstellung, die Verordnung, die Übertragung der Verordnung, Lagerung und Lieferung der Medikamente, die Dispensation, die Anwendung des Arzneimittels und die Therapieüberwachung. In einem zweiten Schritt sind die Kompetenzen der Beteiligten – das heißt des Patienten, der Betreuer, des Arztes und Apothekers sowie der Pflege – zu untersuchen und gegebenenfalls neu zu definieren. Anschließend werden organisatorische Strukturen geschaffen, die eine patientenindividuelle Pharmakotherapie, eine kompetente Pflege (Schulungen und Weiterbildungen) und die Qualitätssicherung bei den Versorgungsabläufen ermöglichen. Diese Strukturen müssen mit weiteren Dienstleistungen im geriatrischen Bereich wie etwa der Angehörigenpflege, Selbsthilfegruppen, Sozialdiensten oder der ambulanten Pflege vernetzt werden.

Die Hälfte der Zwischenfälle ist vermeidbar

Im Rahmen des vor mehreren Jahren initiierten OPAL-Projektes (optimierte Arzneimittelversorgung im Alter) werden arzneimittelbezogene Probleme, die in Heimen auftreten, analysiert, um darauf fußend eine Präventionsstrategie zu entwickeln. Dabei wurde die in vielen weiteren Studien festgestellte Tatsache bestätigt, dass knapp die Hälfte aller arzneimittelbezogenen Ereignisse vermeidbar gewesen wären, insbesondere die gravierenden Ereignisse. Die häufigsten Zwischenfälle sind Stürze sowie gastrointestinale und zentralnervöse Störungen. Eine Analyse der Verschreibungen zeigt, dass in vielen Fällen die Anzahl der verordneten Medikamente reduziert werden kann, was wiederum die Rate arzneimittelbezogener Probleme und der Krankenhauseinweisungen aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkungen senkt. Last but not least können durch eine Korrektur der Medikationsfehler Kosten eingespart werden. Hanke unterstrich dies anhand folgender Aussagen:

  • Durch Medikationsfehler werden in einem Heim mit 100 Bewohnern zwei bis drei Patienten dauerhaft pflegebedürftig.

  • Die Kosten für arzneimittelbezogene Probleme sind in etwa so hoch wie die Aufwendungen für Arzneimittel.

  • Für die Betreuung der Patienten, die aufgrund von Medikationsfehlern besonders gepflegt werden müssen, wird eine Vollzeitkraft benötigt.


pj

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