Arzneimittel und Therapie

Neue Therapieregime erhöhen das Überleben

Die Prognose eines fortgeschrittenen Magenkarzinoms ist ungünstig, besonders wenn der Tumor inoperabel oder bereits metastasiert ist. Neue Therapieregime können Ansprechraten und Überleben erhöhen, ohne die Lebensqualität herabzusetzen.

Die aktuellen Eortc-Leitlinien (Eortc = European Organization for Research and Treatment of Cancer) zum Magenkarzinom enthalten neue Empfehlungen zur Behandlung gastroösophagealer Tumore. In diesen Empfehlungen wird auf ein neues Dreierregime DCF (Docetaxel, Cisplatin, 5-Fluorouracil) hingewiesen, das als Referenzprotokoll für die First-line-Therapie des fortgeschrittenen Magenkarzinoms eingestuft wird. Diese Einstufung basiert auf den Daten der TAX-325-Studie, die als eine der wichtigsten Untersuchungen der letzten zehn Jahre beim fortgeschrittenen Magenkarzinom gilt.


Abnehmende Inzidenzraten beim Magenkarzinom Seit Jahren ist die Zahl der Neuerkrankungen rückläufig. Der Tumor ist häufig lange auf die Magenschleimhaut beschränkt. In diesem Stadium verursacht er meistens keinerlei Beschwerden. Durch die oft uncharakteristischen Beschwerden werden Magenkarzinome meistens erst entdeckt, wenn sie schon weiter fortgeschritten sind.

Die TAX-325-Studie

In dieser randomisierten, prospektiven und multizentrischen Studie wurde das alte Referenzregime CF (Cisplatin und 5-Fluorouracil) mit der DCF-Dreierkombination (Docetaxel, Cisplatin, 5-Fluorouracil) verglichen, um festzustellen, welchen Einfluss die zusätzliche Gabe von Docetaxel (Taxotere®) auf Gesamtüberleben, Zeit zur Progression und Lebensqualität hat. Insgesamt nahmen 457 Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Magenkarzinom an der Studie teil.

230 Probanden erhielten das Standardregime CF (100 mg/m² Cisplatin und 1000 mg/m²/Tag 5-Fluorouracil über fünf Tage alle vier Wochen).

227 Probanden wurden mit dem Dreierregime DCF (75 mg/m² Docetaxel, 75 mg/m² Cisplatin und 750 mg/m²/Tag 5-Fluorouracil über fünf Tage alle drei Wochen) therapiert.

Der primäre Studienendpunkt war die Zeit bis zur Tumorprogression; sekundäre Studienendpunkte waren unter anderem die Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit, das progressionsfreie Überleben und die Lebensqualität.

Benefit durch die zusätzliche Gabe von Docetaxel

Die zusätzliche Gabe von Docetaxel führte zu einer signifikanten Verbesserung des primären Endpunkts. Die Zeit bis zur Tumorprogression verlängerte sich um rund zwei Monate – von 3,7 Monaten im Kontrollarm auf 5,6 Monate (p < 0,001). Das Progressionsrisiko wurde um fast ein Drittel gesenkt. Die höhere Effektivität des DCF-Regimes äußerte sich zudem in einer ebenfalls signifikanten Verlängerung des Gesamtüberlebens (9,2 vs. 8,6) Monate. Das Mortalitätsrisiko sank um 23%, und die Zwei-Jahres-Überlebensrate konnte mehr als verdoppelt werden (18,4% vs. 8,8%).

Auch im Hinblick auf die Lebensqualität und den klinischen Benefit schnitt die Dreierkombination signifikant besser ab als das Zweierschema. Allerdings sollten zur Prophylaxe schwerer Neutropenien beim Einsatz des DCF-Regimes hämatopoetische Wachstumsfaktoren (G-CSF) eingesetzt werden.

Rückgang in Industrienationen

In den Industrienationen nimmt die Zahl der Neuerkrankungen beim Magenkarzinom seit über 30 Jahren kontinuierlich ab. So ist auch in Deutschland die geschätzte Inzidenz für das Jahr 2004 gegenüber 1980 bei Männern und Frauen deutlich gesunken. Allerdings erkranken jährlich noch immer rund 18.000 Menschen an Magenkrebs, vor allem Männer. Magenkrebs ist die fünfthäufigste Krebserkrankung bei Männern und bei Frauen die siebthäufigste. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei etwa 70, für Frauen bei 75 Jahren und ist damit für Männer um nahezu ein Jahr und für Frauen um sechs Jahre höher als für Krebs gesamt. Die kumulierten relativen Fünf-Jahres-Überlebensraten sind im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen weiterhin eher schlecht und liegen bei 35% für Männer und bei 31% für Frauen.

Risikofaktoren für ein Magenkarzinom sind: 

Ernährungsgewohnheiten (Mangel an frischem Obst und Gemüse, häufiger Verzehr stark gesalzener, stark gegrillter oder gepökelter Speisen)

  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Infektionen mit Helicobacter pylori


 

Quelle: Krebs in Deutschland 2003 – 2004. Häufigkeiten und Trends. 6. überarbeitete Auflage. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (Hrsg). Berlin, 2008.

 

Weitere Studien mit Docetaxel

Die positiven Ergebnisse der TAX-325-Studie führten zur Konzeption und Durchführung weiterer Untersuchungen mit Docetaxel. Zu nennen sind hier:

Gastro-TAX-1 (ein in gesplitteter Dosierung verabreichtes Regime aus Docetaxel, Cisplatin, 5-Fluorouracil und Folinsäure), in der hohe Remissionsraten von fast 50% und ein ausgesprochen langes Überleben von median knapp 18 Monaten gezeigt werden konnten,

eine Phase-II-Studie mit dem Flot-Regime (5-Fluorouracil, Folinsäure, Oxaliplatin und Docetaxel), bei der die Hälfte der mehrheitlich metastasierten Patienten mit einer kompletten oder partiellen Remission ansprach und ein deutlich verlängertes Gesamtüberleben erzielte sowie

die australischen Attax-Studien (ein wöchentlich verabreichtes Tripelregime aus Docetaxel, Cisplatin und 5-Fluorouracil sowie eine Zweierkombination aus Docetaxel plus Capecitabin), bei denen jeweils Überlebenszeiten von rund elf Monaten erreicht wurden.

 

Quelle

Dr. Salah-Eddin Al-Batran, Frankfurt; Priv.-Doz. Dr. Ralf-Dieter Hofheinz, Mannheim: "Fortschritte in der Therapie des Magenkarzinoms", Berlin, 21. Februar 2008, veranstaltet von der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt.

 


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

 

 

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.