Arzneimittel und Therapie

Racecadotril in Leitlinien aufgenommen

Der intestinale Sekretionshemmer Racecadotril (Tiorfan) wurde jetzt in die Leitlinien der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) e. V. aufgenommen, wie die Firma Abbott mitteilte.

Akuter Durchfall kann durch eine Vielzahl von Erregern wie Rotaviren und Noroviren oder Bakterien wie Salmonellen oder Shigellen ausgelöst werden. Bei Kindern und Kleinkindern kann die Erkrankung schnell gefährlich werden. Aufgrund des teilweise massiven Flüssigkeits- und Elektrolytverlusts drohen die Dehydratation und sogar die Einweisung in ein Krankenhaus. Erhebungen zufolge müssen bis zu 1,7% der Kinder wegen einer Gastroenteritis stationär behandelt werden, wobei die mittlere Inzidenz zwischen dem siebten und dem 12. Lebensmonat am höchsten ist. Neben der gezielten Rehydratation und Realimentation ist vor allem ein schneller Durchfallstopp wichtig.

Racecadotril zur Behandlung der akuten infektiösen Gastroenteritis

  • Racecadotril hat in drei großen randomisierten kontrollierten Studien bei Kindern mit akuter Gastroenteritis eine signifikante Verkürzung der Durchfalldauer um durchschnittlich 28 Stunden und Verminderung des Stuhlvolumens um fast 50% gezeigt.
  • Racecadotril hemmt Enkephalinasen und damit die pathologisch erhöhte Sekretion bei akuter Gastroenteritis innerhalb weniger Stunden.
  • Racecadotril ist in Deutschland für Säuglinge ab drei Monate zugelassen. Die Wirksamkeit ist bei frühem Einsatz besser und bei viraler und bakterieller Genese gleich gut.
  • Die Dosis beträgt 3 x 10 mg bei Kindern bis 9 kg, 3 x 20 mg bei Kindern von 10 bis 15 kg Körpergewicht, 3 x 30 mg bei Kindern zwischen 16 und 29 kg und 3 x 60 mg bei einem Gewicht > 30 kg.
  • Racecadotril beeinflusst die Darmmotilität nicht. Damit besteht kein Risiko für die Entwicklung einer Verstopfung oder einer bakteriellen Fehlbesiedlung wie bei den Motiliätshemmern.
  • Ernste Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Randomisierte kontrollierte Studien bei ambulanten Kindern liegen bisher nicht vor.

Quelle

 

 Leitlinien der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) e. V.

 

Hemmung der ­Enkephalinase

In Deutschland ist Racecadotril seit 2004 als erster intestinaler Sekretionshemmer für die Behandlung akuter Diarrhöen bei Kindern nach dem dritten Lebensmonat zugelassen. Aufgrund der guten Studienlage fand Racecadotril zur Behandlung der akuten infektiösen Gastroenteritis jetzt auch Einzug in die Leitlinien der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) e. V.

Racecadotril ist der erste Vertreter der neuen Substanzklasse der intestinalen Sekretionshemmer (Enkephalinase-Hemmer) und stoppt durch seinen einzigartigen Wirkmechanismus den Wasserverlust über die Darmzellen. Der Wirkstoff hemmt die Enkephalinase und schützt so die Enkephaline vor dem Abbau. Enkephaline sind endogene Neuropeptide, die maßgeblich die sekretorischen Prozesse im Darm steuern. Durch den Schutz dieser Botenstoffe mindert Racecadotril die Hypersekretion von Wasser und Elektrolyten ins Darmlumen.

Sekretionshemmung nach 30 Minuten

Die Sekretionshemmung tritt bereits nach 30 Minuten ein, erreicht nach zwei Stunden ihr Wirkmaximum und hält über acht Stunden an. Als Sekretionshemmer nimmt Racecadotril keinen Einfluss auf die Darmmotilität. Somit kommt es nicht zu Obstipationen, die Selbstreinigungsaktivität des Darms bleibt erhalten, und die Erreger können mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Racecadotril kann zusammen mit einem Flüssigkeits- und Elektrolytersatz die Dauer der Diarrhö verkürzen, die mit dem Durchfall verbundenen Beschwerden wie Unterleibsschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Appetitlosigkeit lindern und die Zahl der notwendigen Rehydratationsbehandlungen reduzieren.

Studien belegen Wirksamkeit

Bei einer placebokontrollierten Studie an 172 Kindern mit akuter Diarrhö in einem Alter von drei Monaten bis vier Jahren wurde die Stuhlmenge unter dem Sekretionshemmer Racecadotril bereits nach 24 Stunden signifikant reduziert. Dieses Ergebnis war unabhängig vom Erreger der Gastroenteritis. Im Falle einer Rotavirus-Infektion war im Mittel jedes zweite Kind nach nur 6,9 Stunden beschwerdefrei, 80% erholten sich innerhalb von 24 Stunden. Zudem benötigten unter Racecadotril signifikant weniger Kinder am zweiten Behandlungstag eine Rehydratationslösung (35 vs. 19%). Das Medikament wurde in allen Studien sehr gut vertragen, die Nebenwirkungen lagen auf Placeboniveau.

Aufgrund der guten Studienlage wurde Racecadotril jetzt auch in die Leitlinien zur Behandlung der akuten infektiösen Gastroenteritis aufgenommen.

 

Quellen

Pressemitteilung der Firma Abbott, 2. Mai 2008

Lugauer S. et al., Monatszeitschrift Kinderheilkunde, 2000;148 (2):119-22.

Cézard JP et al., Gastroenterology, 2001; 120 (4):799-805

Koletzko S, Lentze MJ: Leitlinien Akute Gastroenteritis. http://www.gpge.de/docs/leitlinien_gastroenteritis.pdf

 


hel

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