Interpharm 2008

Fortbildung à la carte

Interpharm 2008 in Stuttgart
Ein Bericht der DAZ-Redaktion

Wer einen großen pharmazeutischen Fortbildungskongress besuchen will, der für jeden etwas bietet, muss nicht lange suchen: er geht zur Interpharm. In diesem Jahr fand dieser Kongress im Internationalen Congress Center Stuttgart statt. Vom 18. bis 20. April nahmen rund 3400 Apothekerinnen, Apotheker, PTA und PKA an dieser dreitägigen, kompakten und kurzweiligen Fortbildung teil. Sie konnten aus einer Vielzahl an Vorträgen, Foren und Seminaren auswählen und ihr individuelles Programm zusammenstellen. Auch die Wirtschafts-Interpharm, die parallel zum wissenschaftlichen Programm angeboten wurde, hatte sich in diesem Jahr voll etabliert. Die Vorträge befassten sich mit den aktuellen Fragen zur Zukunft der Apotheke.

Das Angebot an Fortbildungsvorträgen, Foren und Seminaren war mit rund 60 Veranstaltungen sehr groß. Da konnte jeder etwas finden, was ihn interessierte. Eine pharmazeutische Ausstellung bot Gelegenheit, Arzneimittelhersteller und Anbieter für Apothekenbedarf zu kontaktieren. In dieser DAZ finden Sie die Berichte über die beiden Festvorträge und aktuelle Beiträge von der Wirtschafts-Interpharm. Über alle wissenschaftlichen Vorträge und Seminare werden wir in der nächsten DAZ berichten.

Kurzer Überblick vorab

Typische Gesundheitsprobleme bei Mann und Frau waren das Thema des ersten Fortbildungstages auf der Interpharm. Gemeint waren damit Probleme, die geschlechtsspezifisch sind. So berichteten die Referenten über Empfängnisverhütung, nahmen ein Update in Sachen Hormonersatztherapie vor und stellten moderne Therapieoptionen vor für Libidoprobleme, Gebärmutter- und Eierstock-Tumore, Brustkrebs, Fertilitätsstörungen und erektile Dysfunktion sowie Prostata- und Hodenkrebs.

Um die Optimierung von Arzneimittelanwendungen ging es am zweiten Fortbildungstag. Die große Teilnehmerzahl bei diesen Vorträgen zeigte, dass die Apothekerinnen und Apotheker erkannt haben: hier ist ihre Domäne bei der Beratung ihrer Patienten. Tipps und Tricks im Umgang mit besonderen Arzneiformen und wie man Einnahmemodalitäten an Wirkstoffeigenschaften und Darreichungsformen orientieren kann, waren beispielsweise solche Themen.

Nutzen und Risiken von Schmerzmitteln, insbesondere von NSAIDs und Opiaten, ihr optimaler Einsatz in der Therapie, pharmakokinetisch und pharmakodynamisch relevante Wechselwirkungen bei der Arzneieinnahme, vor allem bei multimorbiden älteren Patienten, standen hier auf dem Programm. Ein eigener Vortrag griff wichtige neuartige Wirkstoffe und neue Therapiekonzepte heraus und zeigte, was die Pharmaindustrie hier in der Pipeline hat.

Gesundheit unter Kostendruck – die Therapiekosten rücken mehr und mehr in den Fokus der fachlichen Diskussion. Schon heute ist für den Erfolg eines Arzneimittels wichtig, dass es nicht nur wirksam, sicher und qualitativ hochwertig ist, es muss auch seinen Nutzen unter Kostenaspekten nachweisen. So schuf die Bundesregierung mit der letzten Gesundheitsreform das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das sich fortan diesen Fragen widmet. Die Referenten befassten sich unter diesen Vorzeichen exemplarisch mit verschiedenen Arzneimittelgruppen, hinterfragten Ansichten des IQWiG, beleuchteten den Wert von Fixkombinationen und stellten die generischen Biopharmazeutika vor, die Biosimilars.

Hochkarätig waren die beiden Festvorträge besetzt. Dr. Heribert Prantl, Leiter des Ressorts für Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung in München, entzauberte den Fetisch Deregulierung, mit dem heute viele Politiker ihre liberalen Gedanken zum Wettbewerb untermauern.

Mit dem Placeboeffekt beschäftigte sich Prof. Dr. Manfred Schedlowski, Essen, in seinem Festvortrag. Anhand wissenschaftlicher Modelle konnte er zeigen, dass und wie selbst unser Immunsystem durch Placebo stimulierbar ist. Die Berichte über die Festvorträge finden Sie bereits in dieser Ausgabe.

Die Seminarthemen auf der Interpharm kamen auch in diesem Jahr gut bei den Besuchern an. Die Seminare waren gut bis sehr gut besucht. Gefahrstoffrecht, Homöopathie, Mikronährstoffe, Perinatalpharmakologie, Optimierung interner Apothekenfortbildung, Apotheke und Krebspatient, Schüßler-Salze und Präventionsdiagnostik – die Themenvielfalt war auch hier groß.

Gut eingeführt: Wirtschafts-Interpharm

Was im vergangenen Jahr erstmals auf der Interpharm stattfand, hat sich in diesem Jahr bereits fest etabliert: die Wirtschafts-Interpharm, die am Kongressfreitag und -samstag parallel zum wissenschaftlichen Kongress solche aktuellen Themen ansprach, die den Apotheker als Kaufmann, als Unternehmer angehen. Die Margenerosion, Ertragschancen, der demographische Wandel und seine Folgen, der Apotheker als unabhängiger Heilberuf und die Zukunft der Apotheke standen am ersten Kongresstag im Mittelpunkt, während sich der zweite Tag der Wirtschafts-Interpharm mit der industriellen Neuverblisterung und den Rabattverträgen befasste. Drei spezielle Seminare zur Unternehmensteuerreform, zur Filialisierung und ein Blick in andere Handelsstrukturen rundeten die Wirtschafts-Interpharm ab.

Für PTA und PKA

Ein Fortbildungsmenü der besonderen Art war für die PTAs angerichtet. Der PTAheute-Kongress machte im wahrsten Sinn des Wortes Appetit auf Fortbildung: es drehte sich um Nahrungsergänzungsmittel, Schlankheitsmittel, gesunde Ernährung und Ernährung für Senioren sowie um Mikronährstoffe. Ein kleines "Kochstudio" am Messestand des Deutschen Apotheker Verlags zeigte die Zubereitung gesunder Speisen.

Gut besucht war auch der PTAheute-Dermokosmetiktag, der in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit Cosmetique Active stattfand. Im Zentrum der Vorträge stand dabei die Frage, wie man eine vertrauensvolle und kompetente Beratung der Apothekenkundin im Bereich Dermokosmetik der Apotheke sicherstellt.

Punkte, DVD und mehr

Die Interpharm ermöglichte allen Teilnehmern auch in diesem Jahr, Fortbildungspunkte plus Zusatzpunkte für die Lernerfolgskontrolle zu erwerben. Die Teilnehmer können die Fragebögen online ausfüllen und ihr Wissen überprüfen.

Für alle, die nicht teilnehmen konnten oder die Interpharm-Vorträge in Ruhe zu Hause noch einmal nacherleben möchten, produziert der Deutsche Apotheker Verlag eine DVD, auf der die wichtigsten Vorträge zu finden sind. Die Filme sind mit einem modernen interaktiven System verknüpft, da es ermöglicht, die Referenten zu erleben und alle gezeigten Folien. Auch die DVD bietet die Gelegenheit, an der zertifizierten Fortbildung teilzunehmen und Punkte zu sammeln.

Exklusiv auf der Interpharm: Professor Mutschler signierte sein neues Buch. Wer wollte, konnte die soeben erschienene 9. Auflage des Buches "Arzneimittelwirkungen" mit einer Widmung versehen lassen. Der Andrang war groß!

Unser Fazit: Die Interpharm in Stuttgart war wieder ein Fortbildungshöhepunkt in diesem Jahr. Aktuelle Themen, spannend präsentiert – für die Beratungspraxis in der Apotheke.


diz

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