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Wolf: Apotheken bleiben Heuschrecken-freie Zone

BERLIN (ks). Für ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf ist eines klar: Die Arzneimittelversorgung in Deutschland darf kein Experimentierfeld für Handelskonzerne und Großinvestoren werden. "Kranke sind keine Konsumenten und Apotheken daher aus gutem Grund eine Heuschrecken-freie Zone", sagte Wolf im Rahmen des ABDA-Wirtschaftspresseseminars am 15. April in Berlin.
Den Schutz der Verbraucher im Sinn ABDA-Präsident Wolf

Wolf verdeutlichte in seinem politischen Lagebericht, dass das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot nicht bezwecke, um die Apotheken einen Schutzraum zu errichten – vielmehr gehe es um den Schutz der Verbraucher und Patienten. Und dieser funktioniert nach Auffassung des ABDA-Präsidenten im derzeit bestehenden sicheren und sozialen Versorgungsmarkt mit inhabergeführten Apotheken besser, als wenn der Verbraucher einem Oligopol vertikal konzentrierter Großkonzerne gegenüber stünde. "Ein Konzernchef wird nie die Verantwortung für einen einzelnen Patienten übernehmen – wir tun dies", betonte Wolf.

Wolf erwartet "feinsinnige" EuGH-Entscheidung

Anders als "interessierte Kreise" es gerne beschwören, sei auch der zum Jahresende erwartete Urteilsspruch des Europäischen Gerichtshofes in Sachen DocMorris noch keine ausgemachte Sache. "Der EuGH wird feinsinniger entscheiden, als manche Konzernlobbyisten sich das vorstellen", meint Wolf. Er verwies darauf, dass die Gesundheitsversorgung in der EU schon seit Jahrzehnten eine nationale Angelegenheit sei. Was das gegen Deutschland eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission betrifft, erklärte der ABDA-Präsident, dass die EU-Ressorts offenbar unterschiedliche Meinungen vertreten. Während Binnenmarktkommissar Charly McCreevy die Apotheken als "Kaufmannsläden" sehe, sei der neuen Gesundheitskommissarin Androula Vassiliou durchaus bewusst, dass Apotheken "sensible Geflechte" seien.

Problem Versandhandel

Wolf warnte weiterhin vor den Folgen des aktuellen dm-Urteils des Bundesverwaltungsgerichts. Dieses verwische leider Grenzen. Mit den sogenannten Pharma-Punkten in den dm-Filialen werde den Patienten "vorgegaukelt, die Drogerie habe eine eigene pharmazeutische Kompetenz". Man müsse sich nicht wundern, wenn solche Bestell- und Abholpunkte bald auch in Dönerbuden und Tankstellen auftauchen. Als weiteres Problem der zunehmenden Ausfransung des Versandhandels nannte Wolf die vermehrt auftauchenden Arzneimittelfälschungen. Dass es seriöse Versandapotheken gibt, stehe auch für ihn außer Frage – nur diese zu erkennen und von unseriösen Anbietern zu unterscheiden sei selbst für erfahrene Internet-Nutzer nur schwer möglich.

Zahlen und Daten zur Apotheke, zur GKV und zum Arzneimittelmarkt finden Sie im Wirtschaftsbericht 2007 ab S. 79 in dieser Ausgabe der DAZ.

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