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Studienförderung für gewerkschaftlich Engagierte

Anders als in der angelsächsischen Tradition, wo Stipendien für Studierende eine normale Sache sind und vielen Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien den Hochschulbesuch ermöglichen, tut sich Deutschland nachweislich schwer mit deren Förderung. Doch es gibt auch hierzulande Möglichkeiten über das BAföG hinaus, finanzielle Unterstützung zum Studieren zu bekommen – wenn man weiß, wo. Ein Beispiel ist die Aktion Bildung der Hans-Böckler-Stiftung.

Die Hans-Böckler-Stiftung ist das Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk des DGB. Mit der auf fünf Jahre angelegten "Böckler-Aktion Bildung" sollen begabte junge Menschen aus Familien, die ein Studium nicht finanzieren können, durch ein Stipendium zum Universitäts- oder Fachhochschulstudium ermuntert werden. Auswahlkriterien für die Förderung sind zum einen die Bereitschaft, sich gesellschaftspolitisch beispielsweise in Gewerkschaften oder Hochschulgruppen zu engagieren, und zum anderen die Bedürftigkeit – sprich, es muss ein voller BAföG-Anspruch bestehen. Von den Stipendiaten werden soziale Sensibilität und besondere Leistungen in Studium und Beruf erwartet.

Wer kann sich bewerben?

Bewerben können sich Abiturienten oder auch Schülerinnen und Schüler der Abiturklassen mit ihrem letzten Halbjahrszeugnis. Ältere Abiturjahrgänge können sich bewerben, wenn sie wegen Praktika, Wehr- oder Ersatzdienst noch kein Studium aufgenommen haben. Eine wichtige Zielgruppe der Aktion sind gerade auch Kinder aus Migrantenfamilien.

Während Mitgliedsgewerkschaften des DGB ein Vorschlagsrecht haben, gibt es diese Möglichkeit für ADEXA als unabhängige Einzelgewerkschaft nicht. Interessierte Schülerinnen und Schüler bzw. Abiturienten können sich aber auch im "ergänzenden Auswahlverfahren" über die Stipendiatengruppen der Hans-Böckler-Stiftung oder die Vertrauensdozentinnen und -dozenten der Stiftung bewerben. Bewerbungsschluss für das Wintersemester 2008/09 ist der 30. April 2008. Weitere Infos und Downloads für die Bewerbung gibt es auf der Website der Hans-Böckler-Stiftung unter der Rubrik "Studienförderung".

Daneben gibt es übrigens auch eine Fördermöglichkeit für Studierende im 2. Bildungsweg (Abendstudium o. ä.), die sich gewerkschaftlich engagieren.


Einige Fakten

Keine Chancengleichheit im Bildungsbereich
  • Die Chancen für ein universitäres Studium liegen bei Kindern von Selbstständigen mit Abitur um das 14-Fache höher als diejenigen von Kindern aus Facharbeiterfamilien und sogar um das 41-Fache höher als diejenigen von Kindern von Ungelernten.
  • 1990 überschritt die Studienquote von Arbeiterkindern in Westdeutschland erstmals die Fünfprozentmarke und lag bei 7%.
  • "Der Schulabschluss bleibt der Schlüssel zum Erfolg: Jugendliche aus sozial besser gestellten Elternhäusern besuchen aussichtsreichere Schulformen als Jugendliche aus sozial schwierigeren Verhältnissen. Diese finden sich häufig an Hauptschulen und Sonderschulen und erzielen auch in der anschließenden Ausbildung nicht die Resultate, die ihrem Potenzial entsprechen." (Shell-Jugendstudie 2006)
  • In den neuen Ländern sind die relativen Chancen eines Gymnasiumbesuchs deutlich weniger abhängig von der sozialen Schicht als im Westen.
  • Während drei Viertel der Schüler, deren Eltern das Abitur besitzen, ebenfalls das Abitur oder eine fachgebundene Hochschulreife anstreben, gilt dies nur zu einem Viertel für Schüler aus Familien mit Volksschul- oder einfachem Hauptschulabschluss.
  • Vergleicht man Personen mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen, die alle Vollzeit erwerbstätig sind, zeigt sich: Trotz gleichem Erwerbsstatus nimmt die Armutsgefährdung zu, je niedriger die formale Qualifikation ist. 14% der Personen ohne Berufsausbildung sind trotz Vollzeiterwerbstätigkeit armutsgefährdet ("Working Poor"). Bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung sind es hingegen nur 4%, bei Fachhochschul- oder Hochschulabsolventen 2% der Vollzeit arbeitenden Personen.


Dr. Sigrid Joachimsthaler


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