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Retaxationswelle auch in Schleswig-Holstein

KIEL (tmb). Ein herausragendes Thema bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am 19. März in Kiel war die Retaxationswelle, die die Apotheken auch im nördlichsten Bundesland massiv trifft. Die Retaxationen beruhen auf den im vorigen Jahr eingeführten Rabattverträgen, die so mit monatelanger Verzögerung zu neuen großen Problemen führen.

Kammerpräsident Holger Iven meinte, die Apotheker hätten die Rabattverträge nie gewollt, und es wäre vielleicht besser gewesen, stattdessen auf andere Forderungen einzugehen. Als Folge der Rabattverträge hätten die Apotheken seit der vorangegangenen Woche sehr viele Retaxationen erhalten. Völlig unverständlich seien die Retaxationen "auf Null", denn die Patienten seien versorgt worden. So liefen die Rabattverträge darauf hinaus, Verträge zu machen, die gar nicht eingehalten werden könnten, um anschließend die Zahlung vollständig zu verweigern. Eine preisgünstigere Versorgung könne es für die Krankenkassen nicht geben. Zudem habe sich die Verweildauer der Patienten in den Apotheken wegen der Probleme mit den Verträgen um zehn bis 20 Prozent erhöht. Die Patienten würden die Apotheker immer mehr in Verbindung mit Präparateumstellungen und logistischen Aspekten erleben. Vermutlich sei dies ein wesentlicher Grund dafür, dass die öffentliche Wertschätzung für die Apotheker in der jüngsten Allensbach-Befragung deutlich zurückgegangen sei. Anstatt zu beraten, seien die Apotheker in diesem perfiden System hauptsächlich damit beschäftigt, durch die Rabattverträge nicht zu viel Geld zu verlieren. Dennoch müssten sie weiterhin auch pharmazeutisch beraten.

Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, erklärte, dass sich die verschiedenen Krankenkassen bei der derzeitigen Retaxationswelle sehr unterschiedlich verhalten. Ihm fehle jedes Verständnis für die undifferenzierte Vorgehensweise einzelner Kassen. Das sei keine Vertragspartnerschaft mehr. Es werde nicht berücksichtigt, wie sich die Apotheken bemühen, um Wirtschaftlichkeitsreserven zu heben. Null-Retaxationen dürfe es in einem Sachleistungssystem nicht geben. Diese Retaxationen kämen von einigen Ersatzkassen und Kassen, die mit einigen Prüfdienstleistern arbeiten. Dagegen lobte Froese ausdrücklich die AOK Schleswig-Holstein für die konstruktive und kooperative Zusammenarbeit. In einer solchen Vertragspartnerschaft würden gemeinsame Lösungen erarbeitet. An die betroffenen Apotheker appellierte er, dem Verband die Retaxationen zur Verfügung zu stellen, damit der Verband den Überblick behalte und möglichst helfen könne.

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