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Spielwiesen der Woche

Peter Ditzel

Zielpreisvereinbarungen – das Wort des Monats. Nach dem Scheitern der neuen AOK-Rabattverträge war dieser Begriff sofort in aller Munde. Die Grundidee des Zielpreismodells: Der Arzt gibt die Substitution frei, verordnet nur noch Wirkstoff, Darreichungsform und Menge. Der Apotheker darf innerhalb einer Wirkstoffgruppe die Aut-idem-Auswahl im kompletten Präparatespektrum der Leitsubstanz vornehmen, er garantiert jedoch gegenüber der Krankenkasse einen durchschnittlichen Preis unterhalb des Festbetrages. Anders ausgedrückt: Der Apotheker erhält bei der einzelnen Auswahlentscheidung die Freiheit, beispielsweise aus Gründen der Compliance, auch Arzneimittel oberhalb des Zielpreises auszuwählen und abzugeben, muss aber im Durchschnitt einen vorab definierten Zielpreis einhalten, dessen Überschreitung sanktioniert wird. Die Einsparungen der Krankenkasse resultieren aus der Differenz zwischen dem Durchschnittspreis und dem Zielpreis. Die Apotheker können ihren Einkauf wieder besser steuern und können ihre Patienten individueller versorgen. Patienten, die dies wünschen, bekommen wieder langfristig dasselbe Medikament.

Apothekerverband und Ortskrankenkassen hatten die Zielpreisvereinbarung als Alternativlösung im Rahmen ihres monatlichen Treffens Anfang März verstärkt ins Spiel gebracht. Von Seiten der Apotheker wird sie schon seit einiger Zeit propagiert, bei der AOK fiel sie bisher noch nicht auf fruchtbaren Boden. Das könnte sich nun ändern. Denn der Einsparwille der AOK ist ungebrochen, man sucht nach Alternativen zu den Rabattverträgen. In Rheinland-Pfalz wurde eine Zielpreisvereinbarung bereits umgesetzt.

Jetzt rechnet die Kasse rauf und runter, was denn tatsächlich dabei für sie herausspringt. Die ABDA geht von 400 Mio. Euro aus. Und für die Apotheker resultieren aus der Zielpreisvereinbarung immerhin eine planbare Lagerhaltung und mehr Flexibilität bei der Arzneimittelabgabe zugunsten der Patienten. Dass die Apotheker, wie aus Industriekreisen vermutet wird, zusätzlich einen Bonus von 50 Cent erhalten und an den Einsparungen beteiligt werden, wies der Apothekerverband als falsch und irreführend zurück. Solche Polemik kann nur dahin gehend interpretiert werden, dass es der Industrie nicht besonders gefällt, wenn der Apotheker die Auswahl der Arzneimittel in Händen hat und hier zum Entscheider wird. Es wird für die Industrie weniger kalkulierbar.

Jetzt bleibt abzuwarten, ob die AOK den Versuch mit den Apothekern wagt. Eine Chance für alle wäre es. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn die Zielpreisvereinbarung jetzt nicht zum Zuge kommt, bleibt sie nur ein Wort des Monats.

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Arzneibestellung auf der Post, Auslieferung über DHL – eine neue Kooperation der Easy-Apotheken mit der Deutschen Post soll dies nun möglich machen. In den Postfilialen liegen Rezepttaschen aus, mit denen der Verbraucher sein Rezept an die Easy-Versandapotheke schicken kann. Außerdem findet er dort Infobroschüren, die über das OTC-Sortiment informieren, das mitbestellt werden kann. Man wolle das Feld nicht Drogerie- und Supermärkten überlassen, heißt es von Seiten der

Easy-Apotheke.

Und: "Bei der Bestellung über die Post spart sich der Kunde den Weg in die Apotheke" – eine dümmere Begründung habe ich schon lange nicht mehr gehört. Man möchte hier ergänzen: Dafür muss der Kunde erst einmal eine Postfiliale suchen, sich dorthin begeben, eine Rezeptversandtasche ausfüllen und gegebenenfalls auch noch seine weiteren gewünschten Arzneimittel in ein Formular eintragen. Ich bin skeptisch, ob ein solches Konzept funktioniert. Insofern sehe ich solchen Experimenten gelassen entgegen, sie werden scheitern. Einen ähnlichen Versuch hatte bereits Rossmann unternommen – und wieder eingestellt.

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Fünf Versandapotheken im "großen Vergleich" – die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung verglich sie mit einer "Apotheke am Ort". Das Ergebnis: die Versandapotheken punkteten im günstigeren Preis und erhielten eine Note zwischen 2 und 3,7. Die Apotheke vor Ort schaffte nur die Note 3 – der höhere Preis der Präparate führte dazu. Ohne dieses Kriterium hätte wohl auch sie eine 2 erhalten. Denn in Sachen Lieferfähigkeit und Beratung gehörte sie zu den Besten. Das Schmankerl bei dieser Untersuchung: unter den verglichenen Versandapotheken befand sich auch die Versandapotheke DocMorris, die nur eine Gesamtnote von 3,7 erhielt und damit am schlechtesten abschnitt. Der Grund lag im relativ hohen Preis. Sie war die teuerste unter den Versandapotheken. DocMorris-Apotheke und grünes Kreuz ist gleich billig? Das war einmal.


Peter Ditzel

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