Prisma

Psychotherapie via Internet

Patienten, die nach einem psychosomatischen Klinikaufenthalt die anschließend erforderliche ambulante Behandlung nicht wahrnehmen können, bietet sich eine Alternative über die neuen Medien. Per Chat, E-Mail oder SMS halten Betroffene Kontakt zu ihren Therapeuten und schließen somit eine Lücke zwischen stationärer und ambulanter Psychotherapie.

Es funktioniert wie eine Gruppentherapie – ehemalige Betroffene, die z. B. aufgrund von Depressionen, Angst-, Persönlichkeits- oder Essstörungen stationär behandelt wurden, kommen einmal pro Woche übers Internet zusammen. In einem extra eingerichteten Chatroom berichten sie dabei von ihren Problemen und Fortschritten. Das virtuelle Treffen steht unter der Leitung eines Kliniktherapeuten, der den elektronischen Talk moderiert und die vorgegebenen Regeln überwacht. Ähnlich funktioniert die Einzeltherapie via E-Mail-Kontakt. Der Patient schreibt über seine seelische Verfassung, der Therapeut antwortet innerhalb eines Tages verlässlich darauf. Noch mobiler geht es übers Handy. So berichten Patientinnen mit Essstörungen per Kurzmitteilung über ihr wöchentliches Essverhalten und geben an, wie viele Essanfälle oder Brechattacken sie zu verzeichnen haben. Nach eingehender Überprüfung der SMS erhalten die Betroffenen dann eine professionelle Antwort. Nach Aussagen von Wissenschaftlern scheinen viele Patienten den direkten Kontakt zum Therapeuten und dessen nonverbale Signale, wie Körpersprache oder Gesichtsausdruck, nicht zu vermissen. Dennoch soll die virtuelle Therapie das persönliche Gespräch nicht vollständig ersetzen. So ist es in Deutschland nicht erlaubt, eine reine Internetbetreuung ohne vorherigen direkten Kontakt mit dem Psychotherapeuten durchzuführen.


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Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg, Nr. 203, Dezember 2007

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