Wirtschaft

DAX: Langsames Erwachen

Erholung über 7000 Punkte möglich / Trotzdem ist Vorsicht geboten

(hps). Die Bären wollen es nochmals wissen, kamen dabei bislang aber nicht weit. Die Pessimisten ließen den DAX innerhalb zweier Börsensitzungen bis auf 6800 Punkte zurückfallen, dann ging ihnen die Puste aus. Das ist positiv zu werten. Aber noch ist diese Korrektur dem vorherrschenden Abwärtstrend untergeordnet. Trotzdem haben sich kurzfristig die Chancen auf einen weiteren Ausbau der Gewinne vergrößert.

Der jüngste Rückfall der DAX-Werte lieferte die lang ersehnte Information darüber, wie es um die Aufwärtskräfte an der Börse aktuell bestellt ist. Nachdem es bislang nicht mehr zum Test der alten Tiefstände kam, wird das Börsenbarometer kurzfristig weiter den Weg nach oben suchen. Der Zielkorridor dürfte jetzt zwischen 7250 und 7500 Punkte anzusiedeln sein. Schlechte Nachrichten wie aus dem Hause Credit Suisse wurden gut verdaut. Sorgen bereiten den Börsianern derzeit aber die hohen Ölpreise. Dennoch ist Panikmache diesbezüglich nicht angebracht. Letztlich gehorchen die Rohstoffe den gleichen Gesetzen wie jedes andere Gut – nämlich Angebot und Nachfrage. Ergo kann es um die weltweite Industrieproduktion gar nicht so schlecht bestellt sein. Der Ölpreis ist heutzutage eher ein Inflationsproblem.

Es ist zu erwarten, dass der DAX nach einigen gescheiterten Anläufen bald die 7000er Marke überwinden wird. Danach ist schon aus rein charttechnischen Erwägungen mit Anschlusskäufen mit einem Mindestziel von 7250 Punkten zu rechnen. Werte wie Metro oder Adidas könnten eine Vorreiterrolle spielen und den DAX in die Nähe von 7500 Punkten bringen. Dabei dürfte das Börsenbarometer auch die dringend benötigte Rückendeckung von den zuletzt geprügelten Finanzwerten erhalten.

Ein Ritter von wahrhaft trauriger Gestalt ist dagegen die Telekom. Was von dem einstigen "Defensivwert" übrig geblieben ist, kann nur als erbärmlich bezeichnet werden. Die Aktie ist ohne nennenswerte Zwischenerholung von 15,50 weggebrochen und steuert nun auf 12,50 Euro zu. Noch am 5. November 2007 hatte die Wirtschaftswoche im Zuge der Unsicherheiten an der Börse die Aktie als "renditestarke Geldparkstation" bezeichnet. Der Kurs lag damals bei ca. 14,50 Euro. Die Aktie ist doch wohl eher eine "Geldvernichtungsstation".

Trotz des kurzfristigen Erholungspotenzials sollte man jedoch im Auge behalten, dass es spätestens bei 7500 DAX-Punkten eng wird. Der Index läge damit schon wieder knapp unter seinem all-time-high, was vor dem Hintergrund des immer noch aktuellen Rezessionsszenarios zu neuen Rückschlägen führen dürfte. Dennoch wäre es geradezu typisch für die Börsianer, wenn sie zunächst auf den Schwingen steigender Aktiennotierungen die Rezession schon überwunden glaubten, um dann bei entsprechend schlechter Nachrichtenlage urplötzlich wieder Kasse zu machen. Das auch, weil die große Masse der Anleger derzeit nur den problematischen Bankenbereich im Auge hat. Die Folgen der Kreditkrise könnten allerdings weit problematischer sein. William White zum Beispiel, Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, sieht eher die Gefahr eines dynamischen Abwärtsprozesses in der Gesamtwirtschaft. Gerade weil die Banken darum bemüht sind, das eigene Haus in Ordnung zu bringen, so White, verschärfen sie die Kreditkonditionen und verursachen damit Einbußen im Konsum und bei den Investitionen. Da dies wiederum Spuren in den Bilanzen der Banken hinterlässt, dürften sich die Geldhäuser bei der Geldvergabe zu einer noch restriktiveren Haltung gezwungen sehen. Eine Abwärtsspirale wäre die Folge. Es besteht daher mittelfristig durchaus die Gefahr, dass sich der DAX wieder in Richtung 6000 bis 6500 Punkte bewegt.

Tipp: Langfristig investieren in China

Vor den Auswirkungen der US-Kreditkrise bleibt niemand verschont. Auch China nicht, wie ein Bericht der OECD erst kürzlich feststellte. Doch unabhängig von den momentanen Unpässlichkeiten der Weltbörsen steht fest: In China wollen über eine Milliarde Menschen ernährt und mit Energie und Rohstoffen versorgt werden. Daran ändern auch die hausgemachten Probleme in Amerika nichts. Deshalb ist u. a. der anerkannte Analyst Jim Rogers, Kenner der Szene mit Wohnsitz in Singapur, ein ausgesprochener Befürworter von chinesischen Aktien der Bereiche Nahrungsmittel, Energie und Rohstoffe. Folgende Werte werden auch an deutschen Börsen gehandelt: PetroChina (Oel, WKN A0M4YQ, Kurs: 1,0 Euro), Xiwang Sugar (Lebensmittel/Stärke, WKN A0HM4A, Kurs 0,255 Euro), China Gas Holdings (Versorger, WKN 931817, Kurs 0,216 Euro), China Modern Agriculture (Landwirtschaft, WKN 603198, Kurs 0,723 Euro) oder China Mengniu Dairy (Milchprodukte, WKN A0B5T9, 1,87 Euro). Diese Aktien haben zwar während der jüngsten Krise ebenfalls kräftig Federn gelassen mit Kursabschlägen bis zu 50%. Unter längerfristigem Anlageaspekt sollten sie sich aber rechnen. Daher der Tipp: Immer wieder kleinere Mengen zukaufen und liegen lassen, denn China gehört die Zukunft. Folgende Vorsichtmaßnahmen sollten Sie beim Kauf chinesischer Aktien aber befolgen: 1. Kaufen Sie niemals unlimitiert, die Märkte sind nicht sonderlich liquide. 2. Bevorzugen Sie die größeren Regionalbörsen Frankfurt, München und Berlin. Kaufen Sie niemals über Xetra-Handel. Der Markt ist illiquide und weist unglaublich hohe Tagesschwankungen auf.

Strategie

Die Kreditkrise wird sich nicht von heute auf morgen in Luft auflösen. Eine Entwarnung kann daher nicht ausgesprochen werden. Dennoch hat sich der DAX kurzfristig etwas Luft nach oben verschafft. Unter den Standardwerten fallen positiv auf: Commerzbank (20,10 Euro), die in letzter Zeit allen schlechten Nachrichten aus der Branche trotzen, wohl auch wegen der möglichen Fusion mit der Postbank, die die Mittelstandsbank zum Konkurrenten Deutsche Bank aufschließen ließe. Metro (55,90 Euro) und Adidas (43,00 Euro) entwickeln sich besser als der DAX und sollten weiterhin eine Favoritenrolle einnehmen. Technisch sehr stark einzuschätzen sind auch Thyssen Krupp (34,60 Euro) und TUI (15,90 Euro). DAX am 20. Februar (Schluss): 6899 Punkte.

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