Gesundheitspolitik

Wilde Bewegungen

Peter Ditzel

"In den Arzneimittelmarkt kommt Bewegung" – eine solche Bewegung jedenfalls versuchte die "FAZ" in einem Beitrag zu vermitteln, der am Valentinstag erschien. Vermutlich unter dem Eindruck von Äußerungen eines Aktionärsvertreters auf der Hauptversammlung des Pharmagroßhändlers Anzag, die zwei Tage zuvor stattgefunden hatte, konstruierte der FAZ-Autor ein Joint-Venture, an dem sich der Deutsche Apothekerverband (DAV), die genossenschaftlichen Großhändler, die Großhändler von Pharma privat und sogar die Deutsche Apotheker- und Ärztebank beteiligen wollen – als Bollwerk gegen Kettengroßhändler wie Gehe und Phoenix, quasi als eine "Apothekenkette von unten". "Debattiert wird in Branchenkreisen gleichwohl über ein Gemeinschaftsunternehmen", so die FAZ, "an dem der Deutsche Apothekerverband (DAV) die Mehrheit und genossenschaftliche Großhändler die Minderheit halten könnten." Ein für manchen durchaus reizvoller Gedanke, wenn da wohl nicht das Kartellamt genau hinschauen würde. Genährt wird der Beitrag zusätzlich durch Äußerungen des ABDA-Sprechers Bellartz, der in der FAZ zitiert wird, wonach es "keine konkreten Pläne" gebe, aber Gespräche auf allen Ebenen geführt würden. Was ist von solchen Gerüchten zu halten? Bei Randgesprächen auf berufspolitischen Veranstaltungen hört man solche möglichen oder unmöglichen Konstellationen immer wieder einmal. So taucht bisweilen die Frage auf, warum die Apotheker nicht selbst eine Organisation bilden, die bei Bedarf in eine genossenschaftliche Kette führt, sollten Ketten einmal erlaubt werden. Neu sind solche Gerüchte allerdings nicht. Sie passen nur allzu gut in das Meer von Mutmaßungen, Wunschdenken und Bewegungen rund um Großhandelsaktivitäten und Aktionen von Schlecker, dm & Co.

Über den der ABDA nahestehenden Branchendienst "Adhoc" konnte man erfahren, dass Ideen von einem neuen DAV-Grossisten "ein pures Gerücht" seien. Die Idee einer "Apothekenkette von unten" sei sogar "absurd und allein der Fantasie des Autors entsprungen". Auch die genannten Großhändler gingen auf Distanz bzw. äußerten sich nicht zum FAZ-Bericht. Der DAV bestätigte nur, dass "im Sinne der Zukunftsfähigkeit der inhabergeführten Apotheken" viele Gespräche geführt würden. Pläne für ein Gemeinschaftsunternehmen mit Großhändlern gebe es allerdings nicht.

Was bleibt nach dem Sturm im Wasserglas: Nichts genaues weiß man nicht. Es gibt Bewegungen – aber das ist nun wirklich nichts Neues am Valentinstag.


Peter Ditzel

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.