Wirtschaft

Übernahmegerüchte beleben den Markt

(lk). Die besorgniserregenden Kurskorrekturen an den europäischen Börsen in der Vorwoche setzten sich in den vergangenen Tagen nicht fort und die Indizes konnten leichte Gewinne verbuchen. Bis Donnerstagabend ging es für den Euro Stoxx 50 um 0,4% auf 3792 Zähler nach oben.

Derzeit weiß der Markt aber auch nicht so recht was er will. Hatten die Anleger zunächst auf eine weitere Zinssenkung der amerikanischen Notenbank Fed gehofft, um so die Rezessionsängste zu vertreiben und die Wirtschaft anzukurbeln, zeigten sie sich kurz nach der Entscheidung der Notenbank den Leitzinssatz zu senken auch schon wieder enttäuscht darüber. Zwei Zinssenkungen innerhalb von etwas mehr als einer Woche sind anscheinend auch für die abgebrühten Börsianer eine zu viel. Nun jedenfalls gehen die Spekulationen darüber los, was Notenbankchef Bernanke jetzt weiß, was er vor neun Tagen noch nicht wusste. Viele Händler und Analysten sind nun der Ansicht, dass mit dem Zinsschritt die Unsicherheit nur noch weiter gestiegen ist. Der Spannung an den Märkten tut dies jedenfalls keinen Abbruch.

Der belgische Finanzkonzern Fortis hat mitgeteilt, dass man weder eine Kapitalerhöhung, noch eine Kürzung der Dividende plant. Damit reagierte die Unternehmensführung auf die drastischen Kursverluste aus der Vorwoche und beruhigte die Gemüter der Anleger und Händler. Ein Teil der Verluste konnte damit in der vergangenen Woche wieder wettgemacht werden. Enttäuscht zeigten sich die Experten jedoch darüber, dass Fortis die Nachricht erst so spät platziert hat.

Unter dem Eindruck neu aufgekommener Übernahmegerüchte konnten die Aktien der britischen Börse London Stock Exchange in der letzten Woche zeitweise Gewinne verbuchen. Die amerikanische Derivatebörse CME hatte zuvor mitgeteilt, dass man Interesse am Kauf der Rohstoffbörse New York Mercantile Exchange hat.

Übernahmegerüchte trieben auch die Aktienkurse der zuletzt arg gebeutelten französischen Großbank Société Générale nach oben. Demnach hat der französische Konkurrent BNP Paribas offenbar Interesse an einer Übernahme. Auch ein Artikel im "Wall Street Journal" unterstützte die Gerüchte. Zudem machte am Markt die Runde, dass Daniel Bouton, der Chef der Société Générale, zurücktreten wird.

Aktien des französischen Medienkonzerns Lagardere profitierten von einem positiven Analystenkommentar von Merrill Lynch, der das Rating von "neutral" auf "buy" hoch stufte. Als Begründung wurde angegeben, dass die Vermögenswerte des Unternehmens defensiver sind als gedacht. Zudem wird verstärkt auf die Umstrukturierungen innerhalb des Unternehmens gesetzt. Demnach sollen die Maßnahmen zu einem größeren Umsatzwachstum führen als in den Jahren zuvor.

Übernahmegerüchte haben den Aktien des spanischen Versorgers Iberdrola zuletzt Auftrieb gegeben. Demnach wollen offenbar Electricite de France und Actividades de Construcciones y Servicios ein gemeinsames Angebot abgeben. Erste Gespräche sollen bereits stattgefunden haben, so berichtete zumindest die "Financial Times". Neben den beiden bereits genannten Unternehmen ist aber auch die deutsche E.on ein heißer Kandidat für die Übernahme Iberdrolas. Das Interesse des Konzerns am spanischen Markt ist ein offenes Geheimnis.

Die französischen Automobilhersteller standen jüngst im Blickpunkt der Analysten. Aber sowohl Renault als auch Peugeot gehören derzeit nicht zu den Lieblingstiteln am europäischen Aktienmarkt. Das Rating für Renault wurde von Goldman Sachs von "buy" auf "neutral" reduziert. Begründet wurde dies mit der Erwartung, dass das Unternehmen wohl seine Margenziele für 2008 verpassen wird. Nicht viel besser fiel das Urteil der Experten in Bezug auf den Konkurrenten Peugeot aus. Hier wurde das Kursziel von 55 auf 47 Euro gesenkt.

Der britische Mineralölkonzern Royal Dutch Shell konnte seinen Umsatz im vierten Quartal auf 106,7 Mrd. Dollar steigern. Shell beabsichtigt zudem eine Anhebung der Dividende um 11%. Trotz der auf den ersten Blick positiven Zahlen zeigten sich die Analysten etwas enttäuscht. Mit der Anhebung der Dividende hatten sie gerechnet.

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