Gesundheitspolitik

Großhandel bietet Herstellern Kombimodell an

Strategie gegen zunehmendes Direktgeschäft

WIESBADEN (diz). Sollte das Direktgeschäft der Pharmahersteller zunehmen, könnte dies verheerende Auswirkungen auf das heutige Distributionssystem für Arzneimittel haben. Um dies zu verhindern, bietet der pharmazeutische Großhandel der Industrie nun ein neues Kombimodell an. Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), stellte das Kombimodell auf dem Deutschen Apothekenkongress am 28. Januar 2008 in Wiesbaden vor.

Das Direktgeschäft hat sich in den letzten Monaten stark ausgeweitet. Mittlerweile liefern die Pharmahersteller rund 17 Prozent der Arzneimittel nicht mehr über den Großhandel an die Apotheken aus, sondern direkt an die Apotheken – in Europa ist das der höchste Wert, so Trümper. Manche Hersteller wollen dieses DTP-Geschäft (direct to pharmacy) noch weiter forcieren und den Großhandel lediglich als Logistiker in Anspruch nehmen. Sie begründen dies mit mehr Arzneimittelsicherheit, Kostensenkungen und mehr Transparenz. Für den Großhandel hätte dies jedoch dramatische Folgen, so der Phagro-Vorsitzende, der zugleich Vorstandsvorsitzender der Anzag ist. Würde beispielsweise die Auslieferung der hochpreisigen Arzneimittel weitgehend wegfallen, geriete die Mischkalkulation des Großhandels aus der Balance, der Großhandel als Vollsortimenter wäre gefährdet.

Aber auch für die Apotheken würde eine Verstärkung des Direktgeschäfts einen enormen Mehraufwand bedeuten, der zeit- und personalintensiv ist, und höhere Kosten verursachen. Außerdem ist das Direktgeschäft nicht umweltfreundlich.

Da es den Herstellern beim Direktgeschäft in erster Linie um eine bessere Transparenz ihrer Warenströme geht, um eine Nachverfolgbarkeit, um Marktdaten, bietet der Großhandel den Herstellern ein Kombimodell an. Der Großhandel richtet für den Hersteller ein Lager ein, auf das der Hersteller den vollen Zugriff hat, die Ware ist noch Eigentum des Herstellers. Erst bei einem Bestellvorgang durch die Apotheke, also bei einer Entnahme, geht die Ware in das Eigentum des Großhandels über und wird dann an die Apotheke ausgeliefert. Der Hersteller wird täglich über die Warenbewegung informiert und weiß dadurch taggenau, wo sich wie viel seiner Ware befindet und wie viel abverkauft wird. Für den Hersteller bedeutet dies, so Trümper, mehr Transparenz in der Distributionskette ohne Mehrkosten. Der Großhändler bleibt beim Kombimodell der Arzneihändler und nicht nur Logistiker. Die Apotheke kann wie bisher die gesamte Leistungsfähigkeit des Großhandels nutzen. Ob das Kombimodell für die Hersteller ein gangbarer Weg ist, werden weitere Gespräche zeigen.

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