Gesundheitspolitik

Schleckers Coup

Peter Ditzel

Ein Trend hin zu Eigenmarken ist in Deutschland angebrochen, wenn auch noch zögerlich. Parmapharm und DocMorris haben den Anfang gemacht, vermutlich werden andere Kooperationen und Franchisesysteme bald nachziehen. Gestartet wird mit Paracetamols, Ibus, Nasensprays und was es sonst noch alles an gängigen und relativ unkomplizierten OTC-Präparaten gibt. Die Produkte, die von Generikaherstellern im Lohnauftrag gefertigt werden, sollen die Renditen vergrößern, als Transportmedium für die Marke der Kooperation dienen und Kundenbindung schaffen. Der Lebensmitteleinzelhandel hat bereits vor vielen Jahren zu diesem Marketingmittel gegriffen und Eigenmarken geschaffen. Auch dort kommen die Produkte von etablierten Herstellern vom gleichen Band, erhalten jedoch eine andere Verpackung und einen anderen Namen – und einen anderen Preis.

Kein Wunder, wenn jetzt der Drogerieriese Schlecker auf diesen Zug aufspringen will. Als "Arznei-Coup" bezeichnete es die "Lebensmittelzeitung", dass der Ehinger Drogeriediscounter im kommenden Jahr apothekenexklusive OTC-Präparate als Eigenmarkte produzieren will. Schlecker stehe bereits in Verhandlungen mit mehreren Pharmakonzernen. Das Sortiment, das über die Schlecker-eigene Versandapotheke Vitalsana vertrieben wird, soll alle gängigen Indikationsgebiete abdecken. Die Schlecker-Preise dürften, so die Vermutungen, unterhalb der bekannten Generikapräparate liegen. Doch die Renditen im Eigenmarkengeschäft sollen laut Experten stattlich sein: deutlich über 25 Prozent. Und weil Schlecker in aller Regel große Mengen in die Hand nimmt, erwartet man, dass der Markt kräftig aufgemischt wird. Über seine Filialen unter den Namen Schlecker, Ihr Platz und drospa macht er auf die Schlecker Versandapotheke Vitalsana aufmerksam. Das Versandgeschäft scheint gut anzulaufen. Bis zu 10.000 Arzneipakete sollen täglich aus dem niederländischen Heerlen versendet werden.

Im Ausland läuft das Geschäft mit Eigenmarken bereits bestens. Die Drugstore-Kette Boots in England beispielweise vertreibt unter eigenem Namen seit einigen Jahren erfolgreich Eigenmarken. In den Niederlanden soll ein Drogeriehändler (Kruidvat) bereits Marktführer bei Schmerzmitteln sein.

Auch der Schlecker-Coup ist wieder ein Mosaikstein, der das Bild unseres Arzneimittelmarktes so nach und nach verändert: Arzneimittel als Handelsware in den Händen von Drogerieketten.


Peter Ditzel

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