Reichert tritt zurück – endgültig

MÜNCHEN (diz). Gerhard Reichert – lang hat er die Geschicke des Bayerischen Apothekerverbands (BAV) geleitet. Nach 18 Jahren als 1. Vorsitzender dieses Verbands gab er im September das Amt ab und machte Platz für einen Neuen. Zahlreiche Ämter bekleidete er während seiner Amtszeit, einige wollte er auch noch darüber hinaus behalten. So ist er z. B. stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands und Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Apotheker- und Ärztebank und Aufsichtsratsmitglied bei der Anzag und VSA-Vorsitzender und Vorsitzender des Hilfswerks der Bayerischen Apotheker.

Seine Pick-up-Stelle sorgt in Kammer und Verband für schlechte Stimmung

Seine Ämter und Pöstchen will er nun allesamt zurückgeben, wie von Insidern zu erfahren war. Und eine offizielle Verabschiedungsfeier, ausgerichtet von seinem BAV, die am 25. November stattfinden sollte, gibt es nun auch nicht – sie wurde per einstimmigem Vorstandsbeschluss abgesagt. Denn: Reichert, Leiter der Rohrberg-Apotheke in Hengersberg, eröffnet eine Pick-up-Stelle, eine nicht genehmigte Rezeptsammelstelle. Das ging nun dem Verband zu weit. Schon 1995 war Reichert in die Schlagzeilen geraten. Damals meldete das Nachrichtenmagazin "Focus", dass der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands, Gerhard Reichert, sich mit einem befreundeten Arzt abgesprochen habe. Der Mediziner soll seine Verordnungen in der Praxis gesammelt und an die Rohrberg-Apotheke weitergereicht haben. Reichert wurde unlauterer Wettbewerb und Verstoß gegen die freie Apothekenwahl vorgeworfen. Seine Apotheke wurde damals von Kollegen daher schon mal als "Rohrpost-Apotheke" bezeichnet. Reicherts neue Aktion mit der Rezeptsammelstelle sorgt jetzt bei seinen Verbandskollegen nicht gerade für gute Stimmung, zumal sich die offizielle Verbandslinie deutlich gegen Pick-up-Stellen und ungenehmigte Briefkästen als Rezeptsammelstellen wendet. So wird es denn nun keine Abschiedsfeier geben. Eigentlich schade, dass ein trotz allem sicher verdienstvolles Verbandsleben so endet. Wo bleibt da das Gespür, was man tun kann und was man lassen sollte?.

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