Kampf ums Personal

Eine neue Apothekenwelt wirft ihre Schatten voraus: easyApotheken, DocMorris-Outlets, Avie-Franchise-Apotheken, farma-plus-Discounter, apotake-Billigapotheken und mehr. Die hinter den Konzepten stehenden Ideen- und Franchisegeber ziehen durchs Land, um bestehende Apotheken für ihr Konzept zu begeistern und zur Umfirmierung zu bewegen. Selbst junge gründungswillige Apotheker (sie soll es noch geben) sollen für die Discountkonzepte geworben werden. Franchisegeber und Systemzentralen wollen Apothekeneinrichtungen verkaufen und Lizenzgebühren kassieren, um ihre Marke auszubauen und ihren Einfluss zu vergrößern.

Aber auch Kooperationen versuchen zu wachsen, mehr Mitglieder zu gewinnen und für die Bekanntheit ihrer Marke zu sorgen. Daneben engagieren sich Einzelkämpfer mit Premiummodellen, bauen kleinere Zusammenschlüsse von Apotheken auf oder versuchen, die Filialisierung voranzutreiben. Ein Apothekerehepaar könnte beispielsweise bereits die stolze Zahl von acht Apotheken sein Eigen nennen.

Doch ganz so einfach mit dem Marktausbau ist es nicht mehr. Der simple Grund: es fehlt das qualifizierte Personal. Da kann ein Apothekenkonzept noch so easy oder premium sein: wenn kein Personal vorhanden ist, wenn man keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter findet, die auch noch die zunehmenden Anforderungen an Kompetenz, Kommunikation und Freundlichkeit erfüllen, ist jedes Konzept zum Scheitern verurteilt. Hört man sich im Markt um, erfährt man: es gibt schon jetzt Regionen, wo Apothekenleiter ums Personal kämpfen. Apothekenleiter mit guten Führungsqualitäten werden die besseren Karten haben.

Die Aussichten werden nicht rosiger: nach Berechnungen von Experten verlassen derzeit weniger Pharmaziestudierende die Unis als der Markt gebrauchen könnte. Hinzu kommt, dass der Apothekerberuf zunehmend von Frauen ergriffen wird. Der Frauenanteil in Erstsemestern liegt bisweilen bereits bei 80 Prozent. Verlassen die jungen Pharmazeutinnen die Hochschule, stehen die meisten von ihnen dem Apothekenmarkt nur für eine relativ kurze Zeit zur Verfügung. Aus Gründen der Familienplanung scheiden viele aus dem aktiven Berufsleben aus. Und bei weitem nicht alle treten nach Babypause oder nach einer Zeit der Kindererziehung wieder ins Berufsleben ein. Der limitierende Faktor für alle neuen Apothekenkonzepte wird das Personal sein. Denn eine (Filial-)Apotheke, selbst wenn es eine Kettenfiliale wäre, wird auch in Zukunft von mindestens einem leitenden Apotheker geführt werden müssen. Der Kampf ums Personal ist absehbar, nein, er hat schon begonnen.

Peter Ditzel

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