Neues Tohuwabohu mit Rabattarzneimitteln in Sicht

FRANKFURT (diz). Am 3. November läuft die Angebotsfrist für die Hersteller aus, die mit der AOK einen neuen Rabattvertrag schließen wollen. Der baden-württembergische AOK-Vize Christopher Hermann, federführend in den Rabattvertragsverhandlungen, zeigt sich trotz vorhersehbarer Schwierigkeiten überzeugt, dass die neuen Vereinbarungen am 1. März stehen. Allerdings: Retaxationen für Apotheken soll es dann nicht ab 1. März geben, "das ist klar, wir werden das regeln", so Hermann auf einer Euroforum-Veranstaltung in Frankfurt.

Rabattverträge für 64 Wirkstoffe sollen am 1. März 2009 starten

Nachdem man sich mit den vorhergehenden Ausschreibungen um Rabattverträge einigen Ärger eingehandelt hatte, lief die Ausschreibung dieses Mal strikt nach europarechtlichen Vorschriften ab, so der AOK-Verhandlungsführer.

Neu bei dieser europaweiten Ausschreibung, die im August im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlich wurde, ist, dass die AOKs in fünf gleich große Regionen (sogenannte Gebietslose) eingeteilt wurden. Innerhalb einer Region wird für einen Wirkstoff nur ein Unternehmen den Zuschlag erhalten. Diese Vorgehensweise soll dem Mittelstandsschutz dienen und mehr Chancengleichheit bringen. Dennoch, Hermann erwartet einige juristische Auseinandersetzungen von den Firmen, die nicht zum Zug gekommen sind.

Der jetzige Zeitplan der AOK stellt sich als äußerst ehrgeizig dar. Die mittlerweile von 114 Herstellern für 64 Wirkstoffe eingegangenen Angebote müssen gesichtet und bewertet werden. Aufgrund der 5 Gebietslose sind somit 320 Entscheidungen zu treffen. Bereits Ende November soll diese Arbeit erledigt sein. Danach folgen die Einsprüche der Hersteller, die nicht zum Zug gekommen sind, bei den Vergabekammern und deren Entscheidungen. Als weitere Runde schließen sich dann die Verfahren bei den Landessozialgerichten an. Erst Ende Februar dürfte dann endgültige Klarheit bestehen, welche Hersteller den Vertrag in der Tasche haben. Ob dann allerdings die Produktion der Präparate so rasch hochgefahren kann, dass der Markt der AOK-Versicherten ab 1. März reibungslos versorgt werden kann, sieht selbst Hermann skeptisch. Vorsorglich ließ er die Apotheker daher wissen, dass es aufgrund von zu erwartenden Lieferengpässen ab 1. März zunächst keine Retaxationen geben wird, man wolle dies mit dem Deutschen Apothekerverband regeln.

Insgesamt werde die jetzt an den Tag gelegte Vorgehensweise auch in Zukunft exerziert. Außerdem gab er zu erkennen, dass neben den Krankenkassen in Zukunft "auch die pharmazeutischen Unternehmen verstärkt prüfaktiv werden hinsichtlich des Substitutions- und Abrechnungsverhaltens der Apotheker". Fraglich ist noch immer, was die Rabattverträge angesichts dieses aufwändigen Procedere, des Verwaltungsaufwands bei den Kassen, der immensen zeitlichen, logistischen und softwareintensiven Aufwendungen, der juristischen Streitigkeiten und des Ärgers bei Patienten wirklich an Einsparungen bringen. Eine deutliche Angabe war von Hermann auch dieses Mal nicht zu erfahren. .

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