Die Hoffnung stirbt zuletzt

Annette Widmann-Mauz, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hat ihre Wurzeln und ihren Wahlkreis in Tübingen, nur wenige Kilometer von Stuttgart entfernt. Als Baden-Württembergerin steht sie Stuttgarter Unternehmen nahe. Als unlängst die Bundesratsinitiativen von Bayern und Sachsen hochkochten, die zum Ziel haben, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wieder zu verbieten, dürfte sie wohl Unruhe im Stuttgarter Pharmahandelskonzern Celesio gespürt haben: Ein Versandverbot von Rx könnte auch das Versandgeschäft der Celesiotochter DocMorris/Niederlande schwächen. Sag, Annette, wie hält es deine Partei mit dem Versandhandel? – die Frage stand im Raum. Sie ließ sich dazu hinreißen, in einem Brief an Celesio und an den Bundesverband der Versandapotheken ihre Meinung zu schreiben, Tenor: Meine Partei, die CDU, wird den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nicht antasten.

Wie nun? Die bayerische CSU ist gegen Rx-Versand, die baden-württembergische CDU will alles so lassen wie es ist? Wofür setzt sich denn die CDU/CSU nun ein?

Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer, wollte Klarheit. Sie schrieb Ende August einen Brief an Volker Kauder, Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU. Dieser beauftragte Wolfgang Zöller, den Vorsitzenden der Bundestagsfraktion für den Bereich Gesundheit, die Haltung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Versandhandel mit Arzneimitteln darzulegen. Die Antwort kam vor wenigen Tagen: "Insofern stimmen wir mit der von Ihnen erwähnten Forderung von Bayern und Sachsen zur Rückführung des Versandhandels auf das europarechtlich notwendig Maß überein und unterstützen diese. Dies halten wir auch im Interesse der Arzneimittelsicherheit und des Erhalts der bewährten flächendeckenden Versorgung durch mittelständische Apotheken für geboten." Wie Zöller in seinem Brief ausführt, ist diese Vorgehensweise auch der Weg, um Pick-up-Vertriebsformen zu eliminieren. Da war Frau Widmann-Mauz wohl ein bisschen zu schnell mit ihrem Brief.

Die Initiative von Linz brachte Klarheit in den Standpunkt der Union. Von Uneinigkeit bei der Union kann keine Rede sein. Freilich, eine Fraktionshaltung bei CDU/CSU bedeutet noch nicht, dass die Initiative Gesetz wird. Der Koalitionspartner muss mitziehen. Zwar sind einige SPD-Gesundheitspolitiker gegen den Rx-Versand, doch ein klares Votum dieser Fraktion war noch nicht zu hören. Aber: die Hoffnung ist gewachsen.Peter Ditzel

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