Weiter Gewitterwolken am Bankenhimmel

(lk). Der Euphorie an den europäischen Märkten, die zu Wochenbeginn herrschte, folgte in der vergangenen Woche recht schnell wieder die Schockstarre. Nachdem zahlreiche Maßnahmen zur Stabilisierung des europäischen Finanzsektors verabschiedet wurden, verbuchten die Börsen zunächst prozentual zweistellige Gewinne und schienen die lawinenartigen Verluste der Vorwoche möglichst schnell wettmachen zu wollen. Allerdings war dieser Aufwärtstrend nur von kurzer Dauer.

b Euro Stoxx 50 Kurzbericht (42. Kalenderwoche)

Aufkommende Rezessionssorgen als Folge des weltweiten Wirtschaftsabschwungs drückten nicht nur auf die Stimmung von Händlern und Anlegern, sondern auch auf die Kurse, die erneut massiv einbrachen. Aufgrund der deutlichen Gewinne zu Wochenbeginn lag der europäische Leitindex am Donnerstagabend im Verhältnis zur Vorwoche aber nahezu unverändert bei 2424 Zählern.

  • Die Beteiligung der britischen Regierung an einigen Finanzinstituten hat nicht bei allen davon betroffenen Unternehmen zur erhofften Kurserholung geführt. Im Gegenteil! Für die Aktien von HBOS und der Royal Bank of Scotland ging es deutlich nach unten. Wie Händler mitteilten überwiegt bei vielen Anlegern die Angst, dass der Einstieg der Regierung die Erlöse schmälern könnte.
  • Besser aufgenommen wurden dagegen die Meldungen der britischen Kreditinstitute Barclays und Standard Chartered . Barclays hatte bekannt gegeben ohne die staatliche Unterstützung auskommen zu wollen. Standard Chartered überraschte dagegen mit der Meldung, dass die Bank gut kapitalisiert ist und aus diesem Grund keine Kapitalerhöhung durchführen wird.
  • Gerüchte belasteten die französische Bank Société Générale . Nach Händleraussagen drohen dem Kreditinstitut offenbar Verluste mit strukturierten Produkten. Von Seiten der Bank wollte sich hierzu allerdings niemand äußern. Auch die BNP Paribas musste neuerliche Verluste beim Aktienkurs hinnehmen. Hier wirkte sich die Aussage der französischen Wirtschaftsministerin Christine Lagarde negativ aus, die für französische Banken eine Eigenkapitalquote von 9% gefordert hatte. Die BNP verfügte Ende Juni allerdings nur über eine Eigenkapitalquote von rund 7,6%.
  • Als wäre das abgelaufene dritte Quartal des Geschäftsjahres nicht schon schwach genug ausgefallen kündigte das niederländische Elektronikunternehmen Philips nun auch noch an, dass es weitere Sparmaßnahmen geben wird. Darüber hinaus wird das Tempo beim Rückkauf eigener Aktien gedrosselt werden und Investitionen sollen in Zukunft mehr in Wachstumsregionen verlagert werden.
  • Die belgische Versicherungs- und Bankengruppe KBC geht für das dritte Quartal von einem Verlust in Höhe von bis zu 930 Mio. Euro aus. Zurückzuführen ist dies nach Auskunft der Verantwortlichen auf eine Abstufung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moodys.
  • Der niederländische Chipindustrie-Ausrüster ASML rechnet für den Rest des Geschäftsjahres mit weiter sinkenden Auslieferungszahlen. Darauf deutet der Gewinneinbruch im dritten Quartal hin. Trotz dieser negativen Nachrichten haben sich die Analysten der Commerzbank nicht davon abhalten lassen, ihr Rating für die Aktie von "reduce" auf "hold" anzuheben.
  • Der britisch-australische Minenkonzern Rio Tinto rechnet mit einem Rückgang der Nachfrage aus China, wie ein Unternehmenssprecher letzte Woche mitteilte. Neben dieser Nachricht wurde der Aktienkurs auch durch die Meldung negativ beeinträchtig, dass die Kupferpreise weiter sinken.
  • Der belgische Braukonzern InBev hat mitgeteilt, dass die geplante Kapitalerhöhung angesichts der Finanzmarktkrise verschoben wird. Nicht ins Wanken geraten wird nach Auskunft des Unternehmens allerdings die geplante Übernahme des amerikanischen Konkurrenten Anheuser-Busch bis Ende dieses Jahres..

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