Wie Feuerwehrleute

Die Bevölkerung liebt die Apotheke. Ja, die wohnortnahe Apotheke "um die Ecke", schnell erreichbar, kompetent und freundlich. Gegen dieses Liebesgefühl haben bisher alle Arzneiversand- und Internet-

angebote, alle Drogeriemarkt-Abhol- und Pick-up-Stellen noch relativ wenig ausrichten können. Jüngstes Beispiel: die easyApotheke beendet ihre Zusammenarbeit mit der Deutschen Post und DHL. Auch wenn easyApotheke als Grund die Benachteiligung durch ungleiche Wettbewerbsbedingungen mit ausländischen Versandapotheken angibt, gehe ich doch eher davon aus, dass dieses Konzept (Rezept in Versandtüte und warten) beim Verbraucher nicht ankam. Denn wer macht sich schon die Mühe und sucht eine immer seltener werdende Postfiliale mit chronisch langen Warteschlangen, wenn er unterwegs an drei Apotheken vorbeikommt? Anderes Beispiel: Der grüne Kiosk in einer Münchner S-Bahnstation, bei dem die Leute ihre Rezepte einwerfen sollten, damit ihnen die Arzneimittel dann durch eine Versandapotheke zugeschickt werden sollten, fand null Interesse. Er ist mittlerweile klang- und sanglos verschwunden.

Auch Discounter und Lebensmittelhändler scheinen ihre Pläne, sich stärker dem Arzneisortiment und möglichen Zukunftsoptionen in diesem Bereich zuzuwenden, mehr und mehr zu überdenken. So meldete unlängst das Branchenorgan "Lebensmittelzeitung", dass Ernüchterung in diesem Segment eingekehrt sei. Einzelhändler legen ihre Pläne ad acta, ins Arzneigeschäft einzusteigen, Edeka-Händler hätten schlechte Erfahrungen damit gemacht, selbst Rossmann winkt mittlerweile ab, heißt es, und das Handelshaus Dohle (Hit-Märkte) will nicht mehr in den Markt einsteigen. Eine Untersuchung des Kölner Instituts für Handelsforschung bestätigt diese Entwicklung: Der Apothekenmarkt ist für branchenfremde Anbieter weit weniger lukrativ als landläufig angenommen. In einer Untersuchung warnt das Kölner Institut Branchenneulinge vor übertriebenen Erwartungen: Unterschätzt würden vor allem Raum- und Personaleinsatz und die Besonderheiten bei Arzneimitteln. Der Markt funktioniere einfach anders als in anderen Branchen.

In der Tat. Dazu kommt, dass die Apotheke mit der persönlichen Zuwendung Maßstäbe gesetzt hat. Das drückt sich in jüngsten Umfragen aus, in denen der Verbraucher die Apotheke weit attraktiver für die Versorgung mit Arzneimitteln findet als Internet, Supermarkt und Kataloge. Und in Umfragen zur Beliebtheit des Apothekers: 86 Prozent der Deutschen haben ein sehr hohes oder ziemlich hohes Vertrauen zu Apothekern – ähnlich hoch wie zu Feuerwehrleuten oder Piloten. Machen wir was draus!

Peter Ditzel

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