"Too big to fail" – oder die Wirklichkeit tickt manchmal anders

(lk). Der deutsche Aktienmarkt wurde in der vergangenen Woche von einem Börsenbeben erschüttert. Ausgelöst wurde dieses durch die Pleite der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers. Damit scheint derzeit auch das letzte Fünkchen Vertrauen der Anleger in die Finanzmärkte erloschen zu sein, da sich nun der oft bemühte Spruch "too big to fail" als falsch erwiesen hat. Offenbar sind nun auch traditionsreiche Finanzinstitute nicht mehr vor dem völligen Ruin gefeit.
b DAX Kurzbericht (38. Kalenderwoche)

Dieses Mal verweigerten sowohl der amerikanische Staat als auch die Notenbank Fed ihre finanzielle Hilfe und ließen Lehman Brothers in ihr Verderben stürzen. Trotz des Untergangs von Lehman scheint die Krise aber noch nicht ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Mit dem Kreditinstitut Washington Mutual steht wegen finanzieller Probleme bereits ein weiterer Vertreter der Bankenbranche unter genauester Beobachtung der Behördenaufsicht. Auch die britische Hypothekenbank HBOS ist in Schieflage geraten, ebenso wie Morgan Stanley, die bereits den Schulterschluss mit einem anderen Kreditinstitut sucht. Ums Überleben kämpft auch der Versicherungsgigant American International Group (AIG). Allerdings hat die Fed hier den Rettungsanker geworfen und das Unternehmen zunächst vor dem Untergang bewahrt. Die Notenbank gewährte AIG einen Kredit in Höhe von 85 Mrd. Dollar. AIG hat bereits verlauten lassen, dass der Kredit durch den Verkauf von Vermögenswerten zurückgezahlt werden soll. Dass es an den Märkten keine stärkeren Kursrutsche gab, lag nicht zuletzt an einigen Notenbanken, die durch eine Liquiditätsspritze versuchten, die Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Letzten Endes konnte dies aber nicht verhindern, dass der DAX unter die Marke von 6000 Punkten rutschte. Bis Donnerstagabend verlor der Leitindex deutliche 6% auf 5863 Punkte.

Zu den großen Verlierern der vergangenen Tage zählten natürlich die Finanzwerte. Insbesondere die Aktien der großen deutschen Versicherungen, Allianz und Münchner Rück , mussten als Reaktion auf die zuvor bekannt gewordenen Schwierigkeiten der amerikanischen AIG deutliche Verluste hinnehmen. Die Münchner Rück hat aber bereits ihr Interesse bekundet, Teile von AIG übernehmen zu wollen.

Der Automobilzulieferer Continental hat eine Gewinnwarnung bekannt gegeben. Wie das Unternehmen mitteilte, werden die Ziele für das laufende Geschäftsjahr aufgrund der verschlechterten Rahmenbedingungen in Nordamerika und Europa und der anhaltend hohen Belastung durch die gestiegenen Rohstoffkosten verfehlt werden.

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche hat den Wolfsburger Automobilkonzern Volkswagen nun endgültig zu seinem Tochterunternehmen gemacht und seinen Anteil an VW auf 35,14% aufgestockt. Wie Porsche-Chef Wiedeking allerdings verkündete bleibt es das erklärte Ziel, den Anteil an VW auf mehr als 50% zu erhöhen. Dieser Schritt soll bereits bis November vollzogen werden.

Sehr gefragt waren zuletzt die Aktien des Börsenbetreibers Deutsche Börse Offensichtlich zieht es die Anleger wieder zu den etablierten Börsen zurück und sie kehren den alternativen Handelsplattformen wie beispielsweise Turquoise den Rücken. Offenbar sind die Anleger nicht länger gewillt, das Risiko ausfallender Handelspartner tragen zu wollen. Neben diesen Mutmaßungen war aber anscheinend auch der Optimismus der Börsianer in Hinblick auf die anstehenden Monatszahlen der Deutschen Börse ein Grund für die Kursgewinne. Darauf deuten zumindest steigende Handelsumsätze hin.

Werner Wenning, der Vorstandsvorsitzende des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer , hat sich hinsichtlich einer eventuellen Übernahme durch den amerikanischen Wettbewerber Pfizer geäußert. Wie er gegenüber "Der Tagesspiegel" mitteilte, sei das Unternehmen "gut gewappnet" und habe "seine Hausaufgaben gemacht". Allerdings betonte er auch, dass man in der heutigen Zeit nichts ausschließen kann..

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