Rabattverträge – neues Chaos in Sicht

Was sie wirklich von Rabattverträgen halten, haben viele Kolleginnen und Kollegen in den Pausengesprächen auf dem Apothekertag klar artikuliert – doch diese Ansichten kann man hier nicht wiedergeben. Aber allein was in den offiziellen Statements zum Thema Rabattverträge gesagt wurde, war eindeutig: Die Zumutungen müssen ein Ende haben! Die Apotheken haben mit den Rabattverträgen einen immens hohen Bürokratieaufwand, Mehrkosten infolge aufwendiger Lagerhaltung und eine immer komplexere Datenaufbereitung, außerdem die Auseinandersetzungen und den Ärger bei der Betreuung verunsicherter und verärgerter Patienten. Und sie tragen das Risiko der Retaxationen auf null, falls sie aus bestimmten Gründen doch einmal vom Rabattvertragsarzneimittel abweichen.

Mittlerweile haben die Kassen ein intensives Retaxationsmanagement entwickelt. Wegen wenigen Cent Unterschied bei Arzneimitteln wird eine Retax-Maschinerie in Gang gesetzt, die in keiner Relation zu den damit erzielten Einsparungen steht.

In den anderthalb Jahren, in denen wir mit Rabattverträgen leben müssen, hat sich hinsichtlich der Schwierigkeiten, die mit der Umsetzung der Rabattverträge in Apotheken verbunden sind, also nichts verbessert. Im Gegenteil: mit der anstehenden Ausschreibung der AOK ist neues Chaos vorprogrammiert. So soll pro Ausschreibungsregion nur ein Hersteller zum Zuge kommen. Das bedeutet, dass beispielsweise in Hamburg ein anderer Hersteller ausgewählt werden kann als in Hessen. Der Gewinner wird es etwa erst Mitte Dezember erfahren. Daher wurde der Start bereits auf den 1. März 2009 verschoben. Aber was nützt es: für einen mittelständischen Hersteller wird die Zeit verdammt knapp sein, seine Produktion kurzfristig so hochzufahren, dass es nicht zu Lieferengpässen kommen wird. Die Befürchtungen sind berechtigt, dass die massiven Schwierigkeiten aus der Anfangsphase, die man glaubte mittlerweile überwunden zu haben, erneut aufkommen. Also, freuen Sie sich wieder auf Lieferengpässe, Lageraufblähung, Übergangsfristen und daraus folgend Patientenprobleme.

Bei all diesem Frust: Bis heute ist die genaue Höhe der erzielten Einsparungen durch die Rabattverträge nicht bekannt. Laut Angabe der Kassen sollen es erhebliche Einsparungen sein, wir Apotheker wissen nur, dass wir einen erheblichen Mehraufwand haben. Wann hat das Chaos ein Ende?

Peter Ditzel

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