Gesundheitspolitik

Allzu durchsichtig

Peter Ditzel

Glaubt man einer Kolumne, die DocMorris-Geschäftsführer und Celesio-Angestellter Ralf Däinghaus für die Beilage medbiz der Financial Times Deutschland (FTD) verfasst hat, dann ist er "bereit für den Tag X". Er meint damit – wie könnte es anders nicht sein – den möglichen Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbots durch einen Richterspruch des Europäischen Gerichtshofs. Liest man seine Ausführungen, dann sollte hinter der Überschrift "Bereit für den Tag X" wohl besser ein dickes Fragezeichen stehen. Denn bereit für den Tag X scheint weder er noch der deutsche Gesundheitsmarkt zu sein. Das sieht auch Däinghaus. Oder muss es jetzt sehen, von oben verordnet. Noch vor wenigen Wochen, ganz enfant terrible, antichambrierte er bei Drogerie- und Supermarktketten, um sie als Verbündete zu gewinnen. "Uns ist jeder willkommen, der am traditionellen Arzneimittelmarkt rüttelt", wurde er in der FTD zitiert. Doch diese Richtung konnte seinem Dienstherrn Oesterle nicht recht gefallen. Hat der doch gerade in den Drogeriemarktketten seine wahren Feinde ausgemacht. Mit den Drogeriediscountern zieht Wildwest in den Markt ein, sollte das Fremdbesitzverbot fallen, daher muss die "regulierte Deregulierung", sprich regulierte Niederlassungsfreiheit von Apotheken, kommen, so Oesterles Credo. Däinghaus, sichtlich vom Celesio-Chef ins Gebet genommen, sieht nun auch in den Drogerien und Kaufhäusern seine Gegner, die nach dem Tag X auch "Pillen und Pasten" verkaufen wollen. Und so holt er in seiner FTD-Kolumne zu einem Loblied auf die apothekerlichen Fähigkeiten aus: Arzneimittel gehören ganz allein – und ohne Ausnahme – in die Hände von Apothekern, lobhudelt er dort. Er hebt ab auf die gute intensive Beratung in Apotheken und die Dienstleistungen. Den Text hätte die ABDA-PR nicht besser schreiben können – es stört nur, dass Däinghaus die Apothekenketten und ihren hohen Beratungsstandard genauso preist.

Das Loblied auf den Apotheker entspringt möglicherweise auch dem nicht erreichten Jahresziel 2007. 100 DocMorris-Partner-Apotheken hätten eröffnet sein sollen, 84 sind es geworden. Nicht erreicht wurde auch das Umsatzziel seines Versandhandels. Die bereits 2005 avisierten 500 Mio. Euro stehen etwa realistischen 200 Mio. Euro in 2007 gegenüber.

Von oben an die Leine genommen, mutiert der DocMorris-Chef vom Wolf zum Schoßhund. Spätestens jetzt muss jeder merken: der Zweck heiligt die Mittel – wenn nötig kann’s morgen wieder anders sein.


Peter Ditzel

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