DAX: Angst und Bangen um das zweite Quartal

(hps). Während die einen noch jammern, sind andere schon auf Schnäppchenjagd. Zwar ist der Respekt vor der frisch angelaufenen US-Berichtssaison groß und die Stimmung wegen der nicht enden wollenden Finanzkrise im Keller. Doch gerade diese Situation schafft Raum für positive Überraschungen.
Krisenstimmung schafft Raum für positive Überraschungen

Durch und durch pessimistisch gestimmt starteten die europäischen Anleger letzte Woche in die US-Berichtssaison zum 2. Quartal. Belastet mit der Hypothek eines starken Euro und hoher Ölnotierungen, vermuteten viele Profis in den anstehenden US-Quartalsberichten den letzten Sargnagel für die Börse. Ganz anders dagegen die Stimmung unter den Experten jenseits des Atlantiks. Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg erwarten die amerikanischen Geldhäuser für das zweite Halbjahr im Durchschnitt einen Anstieg um 18% für die 500 im S&P Index vertretenen Unternehmen. Noch ambitionierter gehen Lehman Brothers, die Deutsche Bank und die UBS ans Werk. Sie prognostizieren einen Anstieg bis zu 30%. Die Euphorie basiert dabei auf der Annahme, dass die Unternehmensgewinne im Schnitt um 10% im dritten Quartal und sogar um 50% im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum ansteigen werden. Im arg gebeutelten Finanzsektor soll der Zuwachs noch stärker ausfallen. Das legt die Vermutung nahe, dass die laufende Berichterstattung zum 1. Quartal wohl schon Schnee von gestern sein dürfte. Interessanter wird vielmehr der Ausblick, den die Unternehmen für das zweite Halbjahr anzubieten haben.

Den Auftakt im Berichtsreigen machte traditionsgemäß Alcoa. Hier fielen Umsatz, Gewinn sowie Ausblick besser als erwartet aus. Und was bei dem Aluminiumhersteller passiert ist, wird uns möglicherweise die ganze Berichtssaison über begleiten: Die Erwartungen der Analysten sind generell inzwischen so niedrig angesetzt, dass viele Unternehmen sie übertreffen, zumindest aber einen positiveren Ausblick anbieten können. Das dürfte die Vision einer wesentlich besseren zweiten Jahreshälfte befeuern. Ob dies dann tatsächlich auch eintritt, ist für die Trendwende an diesem Punkt unerheblich. Flankiert wird das Szenario von einem abgeschwächten Ölpreis. Das Schwarze Gold musste empfindliche Gewinnmitnahmen hinnehmen. Ein Zeichen dafür, dass dem Rohstoff-Optimismus zumindest auf kurze Sicht Grenzen gesetzt sind.

Standort Deutschland vor der Renaissance?

Die Globalisierung verhalf dem Ölpreis zu einem ungeahnten Höhenflug. Sorgt nun das Schwarze Gold für ein Ende des Welthandels? Bereits im letzten Jahr wurde diese These an dieser Stelle aufgegriffen. Nun treten tatsächlich immer mehr Unternehmen den Rückzug an. Nach einer Einschätzung des Fraunhofer-Instituts verlagert jedes fünfte Unternehmen seine Produktion zurück nach Deutschland. Hohe Transportkosten, der Mangel an Fachkräften vor Ort und Probleme bei der Qualitätssicherung setzen der Produktion im Ausland oft Grenzen. Als jüngstes Beispiel holt der Kuscheltierhersteller Steiff seine Produktion von China wieder nach Deutschland zurück. Wo die Qualitätsansprüche hoch sind, braucht nur ein Glasauge eine Winzigkeit schief zu sitzen, um aus einem treuherzig blickenden Teddy ein schielendes Monster zu machen. Auch Vorwerk-Chef Oberegger sieht die durch die Auslandsverlagerung erzielten Kostenvorteile beim Personal von den Logistikkosten zunehmend neutralisiert. Obereggers Vision: Höhere Löhne und eine bessere Beschäftigungslage könnten letztlich zu einem Anstieg der Binnenkonjunktur führen. Doch der Weg dorthin dürfte steinig werden. Schließlich muss sich am Ende "Made in Germany" auch noch im Ausland verkaufen lassen.

Strategie

Die Trendwende beim DAX nimmt Konturen an. Wie vor zwei Wochen erstmals in Aussicht gestellt, darf man das deutsche Börsenbarometer in einem Korridor zwischen 6800 und 7000 Punkten erwarten. Allerdings liegt in der hohen Erwartungshaltung an das 4. Quartal auch ein erhebliches Enttäuschungspotenzial, was den weiteren Börsenverlauf aus heutiger Sicht unsicher erscheinen lässt. Zunächst sieht es für den DAX nicht schlecht aus. Auch wenn die Profis die Finanzwerte immer wieder schelten, könnte gerade dieser Sektor, auch wegen der Fusionsfantasie, die Analysten positiv überraschen. Schwerpunkte hier dürften weiterhin Allianz (112,60) und Commerzbank (19,10) sein. Festhalten sollte man an den fundamental starken Adidas (37,70). Weiter aufwärts dürfte es auch mit Lufthansa (14,15) und TUI (14,70) gehen, die beide von dem rückläufigen Ölpreis profitieren. DAX vom 9. Juli (10.30 h): 6354 Punkte..

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