Was rettet uns?

Während die Politik beginnt darüber nachzudenken, wie man die Abholstellen in dm-Märkten wegbekommt, während die ABDA die Beratung in der Apotheke beschwört, kommt die Stiftung Warentest mit Fakten: In Apotheken wird schlecht beraten. 20 Berliner Apotheken hat die in Berlin ansässige Stiftung – quasi vor der Haustür – unter die Lupe genommen und eklatante Mängel festgestellt: Das Ergebnis ist niederschmetternd: Nur eine Apotheke schnitt mit gut ab, 8 Apotheken mit befriedigend, 3 mit ausreichend und gleich 8 mit mangelhaft. In der neuen Ausgabe der Zeitschrift "test" sind die Apotheken namentlich genannt. Getestet wurden alltägliche Fragestellungen: Interaktionen, die Herstellung einer Rezeptur, die Beratung zu Nahrungsergänzungsmitteln und Sonnenschutzmitteln und die Dienstleistung Blutdruckmessung. Die Anforderungen waren also nicht an den Haaren herbeigezogen. Der test-Artikel kommentiert: "Der Test wirft ein Schlaglicht auf die Qualität inhabergeführter Apotheken."

Selbst wenn man bei diesem Ergebnis, so gut es geht, nach Entschuldigungen sucht: viel Gutes zugunsten der Apothekenberatung lässt sich nicht mehr finden. Natürlich könnte man anführen, dass der Frust in der Apotheke dank Rabattverträgen und dem dadurch erhöhten Zeitaufwand schon so groß ist, dass es mittlerweile keinen Spaß mehr macht. Aber das ist keine Entschuldigung. Auch die mögliche Ausrede, dass sich eine Apotheke in Lauflagen nicht auf seltenere Rezepturen einstellen kann, zählt nicht. Jede Apotheke in Deutschland ist eine Voll-apotheke, die alles können muss. Und sollte man sich darauf zurückziehen, dass hier möglicherweise PTA beraten haben, dann zählt auch das nicht. Auch diese Berufsgruppe hätte die gestellten Anforderungen meistern müssen – oder sie darf nicht in den HV oder in die Rezeptur.

Unterhält man sich mit Insidern, so liegen die Ergebnisse bei den internen Ringversuchen und Pseudo-Customer-Tests nicht viel besser.

Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen oder, ganz schlicht gefragt: Was könnte uns retten? Hilft also doch nur Zwangsfortbildung?

Jein. Mit Zwang überzeugt man niemanden. Aber: einen Führerschein bekommt man auch entzogen, wenn man zu viele Minuspunkte gesammelt hat. Warum sollte eine Apotheke, die mangelhaft berät und ihren Pflichten nicht nachkommt, nicht auch Minuspunkte bekommen?

Noch hat die Apotheke bei den Kunden ein gutes Image. Wie lange noch?

Peter Ditzel

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