Gesundheitspolitik

Der Durchbruch

Peter Ditzel

"Aufbruch im Umbruch" nennen es die Delegierten der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, was sie auf ihrer letzten Kammerversammlung beschlossen haben: die Pflichtfortbildung, die berufsrechtliche Ahndung bei schlechter Beratungsqualität und die Verpflichtung zum Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) in dieser unruhigen Zeit. Aber man könnte es auch "Durchbruch" nennen. Der Aufbruch in ein neues Apothekenzeitalter in einer Zeit des Umbruchs – das ist mutig. Gleichzeitig ist es ein Durchbruch hin zu neuen Strukturen in unserem Apothekerberufsbild. Bisher setzten wir auf Freiwilligkeit in der Fortbildung, bei QMS und bei der Beratung. Es wurde zwar allen nahegelegt, dies zu tun – und viele bildeten sich auch fort oder führten bereits QMS ein –, doch es gibt auch nicht wenige, die weder das eine noch das andere tun und darüber hinaus den Wert einer guten Beratung für die Patienten nicht einsehen wollen. Damit könnte nun Schluss sein, zumindest im Kammerbereich Westfalen-Lippe. Nach einer Übergangsfrist von drei Jahren wird Fortbildung Pflicht, außerdem QMS. Und wenn eine Apotheke bei Testkäufen und der Herstellung von Rezepturen schlecht abschneidet, können berufsrechtliche Konsequenzen drohen. Ein Novum für Deutschlands Apotheken.

Hat das Konzept der Freiwilligkeit versagt? Ist doch der Zwang das bessere Mittel? Vielleicht. Fakt ist, dass die Ergebnisse in Sachen Beratung, Rezeptur und Fortbildung durchaus bei vielen – vorsichtig formuliert – eine Verbesserung gut vertragen. Ob es mit einer Pflichtfortbildung und einem Pflicht-QMS besser wird, wissen wir noch nicht. Man kann sich auch in Fortbildungskurse setzen, seine Punkte sammeln und trotzdem schlecht beraten. Man kann ein QMS-Zertifikat für seine Apotheke erwerben und trotzdem eine schlechte Rezepturqualität abliefern. All diese Pflichten schützen letztlich nicht davor, zu den schlechteren Apotheken zu gehören, wenn man selbst als Apothekenleiter oder Mitarbeiter die Notwendigkeit dieser Maßnahmen nicht einsieht und nicht erkennt, dass die Apotheke ohne diese Strukturen nicht mehr lange lebensfähig sein wird. Um es mit anderen Worten zu sagen: Natürlich wird es Kolleginnen und Kollegen geben, denen diese beschlossenen Pflichten zu weit gehen, zu bürokratisch sind. Andererseits, was ist die Alternative? Weitermachen wie bisher und ohne Pflichten untergehen? Als Kammer hätte man auch sagen können: Dann sollen diejenigen, dies sich der Qualitätsoffensive nicht anschließen wollen, eben schließen. Vielleicht aber begreifen es doch die meisten als Chance. Die beschlossenen Maßnahmen kommen zwar spät, aber hoffentlich nicht zu spät. Ich bin überzeugt, andere Kammern werden diesem mutigen Beispiel folgen.


Peter Ditzel

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