Wo bleibt die Gegenstudie?

Nach Auffassung einer aktuellen Studie des Gesundheitsökonomen Prof. Dr. J.-M. Graf von der Schulenburg, Uni Hannover, sind die Besitz- und Betreiberregulierungen des deutschen Apothekenmarktes nicht nur unzeitgemäß, sondern für die Gesellschaft auch mit hohen Kosten verbunden. Würde zudem gleichzeitig auch die Preisregulierung bei Arzneimitteln aufgehoben werden, könnten noch stärkere positive Effekte erzielt werden, heißt es in der Zusammenfassung des Diskussionspapiers. Damit nicht genug. Weitere positive ökonomische Effekte ergäben sich nach Meinung des Ökonomen "durch partielle Lockerungen im Bereich der Regulierung des Geschäftsbetriebs und des Sortiments sowie einer Vereinfachung des Versandhandels". Fasst man das Ergebnis mit einfacheren Worten zusammen, hieße dies: mit Apothekenketten in fremder Hand, freien Preisen auch bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und womöglich größeren Apothekenbetriebsräumen könnte alles billiger, besser und bequemer für die Kunden werden. Meint Graf von Schulenburg.

Da er in seiner Studie nun mal zu diesem Ergebnis gelangt ist, durfte er auch unlängst auf einem Celesio Symposium an einer Diskussionsrunde teilnehmen. Solche Leute, solche Studien sind jedem Kettenbefürworter höchst willkommen: Alles wird besser durch Ketten.

Zauberwort bei von der Schulenburg ist die "partielle Deregulierung", was soviel bedeutet wie: aus ökonomischer Sicht sollten einige Beschränkungen und Regulierungen im Apothekenmarkt abgebaut werden, aber nicht alle. Erhalten bleiben sollten die Anforderungen an Personal, Verschreibungs- und Apothekenpflicht und die Arzneimittelabgabe durch Fachpersonal. Da bliebe von der heutigen Apotheke nicht viel übrig, wenn es nach der Vorstellung des Ökonomen ginge.

Er glaubt ferner mit seinem Papier dargelegt zu haben, dass vor allem Besitz- und Betreiberregulierungen des deutschen Apothekenmarktes unzeitgemäß und mit hohen Kosten für die Gesellschaft verbunden seien. Die "kostenoptimale Apothekenbetriebsgröße" wird nach von der Schulenburg unter den heutigen Bedingungen verhindert. Es reizt geradezu, diese Studie auseinanderzunehmen und Satz für Satz zu kontern. Selbst als Nicht-Ökonomen fallen einem viele Gegenargumente ein. Als Gegengewicht sollte unsere Berufsvertretung jetzt schnellstens eine Studie in Auftrag geben, die zum gegenläufigen Ergebnis kommt. Sonst könnten Politiker womöglich noch glauben, die von der Schulenburgischen Ergebnisse sind das Gelbe vom Ei.

Peter Ditzel

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