DAX: Unbeirrt nach Norden

(hps). Die 7000 Punkte-Marke ist ein dicker Brocken und mit der jüngst angelaufenen US-Berichtssaison zum 1. Quartal wird der Gegenwind für den DAX eher noch stärker. Aber das Börsenbarometer hat sich bislang prima geschlagen. Das Glas scheint an den Börsen derzeit halb voll zu sein. Man orientiert sich an den wenigen positiven Meldungen.

Börse paradox: Unter düsteren Vorzeichen wachsen die Kurse weiter

Pluspunkt für den Aktienmarkt dürfte die Kombination aus weit verbreitetem Pessimismus und der Tatsache sein, dass die Kurse dennoch steigen. Nicht, dass die Bäume nun in den Himmel wüchsen. Sicher werden die Märkte irgendwann wieder zu den volkswirtschaftlichen Rahmendaten zurückkehren. Aber Geld ist immer auf der Spur nach der aussichtsreichsten Anlageform. In den letzten Wochen suchten die Profis ihr Heil in Anleihen, Gold und Rohstoffen. Jetzt werden die Geldströme wieder in die Börsensäle umgeleitet. Dabei kommen einem als Anleger Zweifel, wenn die Fundamentaldaten nach unten deuten, die Börse aber nach oben ausbricht. Aber nichts ist erfolgreicher als der Erfolg selbst. Jeder will noch auf den fahrenden Zug aufspringen. Die Front der Pessimisten bröckelt schon. Laut Informationen der Financial Times Deutschland erwarten die Experten der Commerzbank ein Antesten der 7000er-Marke beim DAX. Die Dresdner Bank rät ihren Kunden zum Einstieg. Die DZ Bank erwartet sogar den besten Auftakt zu einem 2. Börsenquartal seit Jahrzehnten. Argumentativ zieht man sich die Schuhe an, die gerade passen. Derzeit verweisen die Profis darauf, dass die Börse der Realwirtschaft ca. sechs Monate vorwegnimmt. Und in einem halben Jahr könne es schließlich schon viel besser aussehen.

Viele Experten sehen allerdings in der anstehenden Berichtsrunde zum ersten Quartal eine kritische Phase. Die Frage: Wie tief wird die Spur sein, die die Rezession bei den Unternehmensergebnissen der 30 Blue Chips hinterlassen hat?

Nun muss man sehen, dass die Analysten im Vorfeld der Veröffentlichungen ihre Erwartungen kräftig zurückgenommen haben. Zu Quartalsbeginn lagen ihre Gewinnschätzungen noch bei einem Zuwachs von durchschnittlich 4,7%. Jetzt geht die Gilde von einem Rückschlag von 8,1% aus. Die Chancen stehen also gut, dass die Unternehmen die Analystenschätzungen fallweise sogar leicht übertreffen werden. Zunächst lief die Berichtssaison allerdings enttäuschend an. Traditionsgemäß eröffnete der US-Aluminiumhersteller Alcoa den Reigen – und patzte beim Gewinn. Kurz darauf veröffentlichten die Chiphersteller Advanced Micro Devices (AMD) und Novellus sowie das Logistikunternehmen UPS eine Gewinnwarnung für das erste Quartal. Auffällig dabei aber: Die Börsen gerieten zwar angesichts der schlechten Nachricht etwas unter Druck, erholten sich dann aber relativ zügig von ihren Anfangsverlusten. Noch vor wenigen Wochen hätte eine solche Nachrichtenlage einen Kursrutsch ausgelöst. Versöhnliches kam auch von Alan Greenspan. Der frühere US-Notenbankchef sieht für den US-Immobilienmarkt noch in diesem Jahr eine Stabilisierung und knüpft daran die Erwartung, dass sich die amerikanische Konjunktur langsam wieder erholt. Greenspan steht übrigens seit letztem August als Ratgeber auf der Gehaltsliste der Deutschen Bank.

Wenn die Bären losgelassen …

Glaubt man dem Magazin "WirtschaftsWoche", hat man als Anleger keinen Grund zum Lachen. Wie das Magazin anführt, haben die Banken noch nicht einmal die Hälfte aller Subprime-Verluste abgeschrieben. Zudem vermuten die Experten, dass sich die Ausfallrisiken auf die Kreditkarteninstitute und Autofinanzierer ausweiten werden. Bahnt sich damit bereits die nächste Bankenkrise an? Auch das hohe Bewertungsniveau der Wall Street ist den Fachleuten ein Dorn im Auge. Mit einem KGV von 19 seien US-Aktien zu teuer. Düstere Wolken am Horizont sieht auch Oberguru Warren Buffet. Er nahm die Pensionspläne der US-Unternehmen unter die Lupe und stellte fest, dass diese bei ihren Berechnungen eine Aktienmarktrendite von durchschnittlich 9,2% pro Jahr zugrunde gelegt haben. Wenn die Unternehmen ihre langfristigen Pensionszusagen also einhalten wollen, müssten die Aktien in den kommenden 90 Jahren um das 160-Fache steigen.

Alles in allem ein wenig ermutigender Ausblick, weshalb nun viele Vermögensverwaltungen die Bälle flach halten. An ein Erreichen der 8000er-Marke im DAX auf kurze Sicht glaubt niemand. Viele sehen mittelfristig den DAX schwankungsfreudig in einer Seitwärtsbewegung pendeln und längerfristig sogar in einem intakten Abwärtskanal abdriften. Die Münchner PSM Vermögensverwaltung etwa macht Einstiegskurse erst bei Kursen unterhalb von 5500 DAX-Punkten aus. Dementsprechend gestaltet sich auch die Anlagepolitik der Geldhäuser. Empfohlen werden mehrheitlich Staats- und Unternehmensanleihen. Einige Experten schrecken sogar vor Sparbuch und Gold nicht zurück. Neuerdings werden aus Dänemark sogar geschlossene Waldfonds angeboten, nach dem Motto: Mag die Börse auch beben, Bäume fallen nicht um.

Trotz allem: Der Markt straft die Pessimisten Lügen. Man hat eine ähnliche Situation schon zum Jahreswechsel erlebt. Die Wirtschaftsprobleme zeichneten sich damals bereits deutlich ab, und dennoch gelang dem DAX der Anstieg auf 8000 Punkte. Liquidität heißt das Zauberwort. Und so erwartet auch das Bankhaus Ellwanger und Geiger aus Stuttgart einen Anstieg beim DAX auf zumindest 7000 Punkte. Eine griffige Begründung hierfür fällt allerdings auch den Schwaben nicht ein. Dieser methodische Wahnsinn lässt sich in der Tat nur mit Charttechnik belegen.

Fazit

Dass der DAX die 7000 Punkte nicht im Sturmlauf erobert, ist vor dem Hintergrund der schlechten Nachrichtenlage verständlich. Den wirtschaftlichen Ist-Bestand haben die Profis abgehakt. Stattdessen erwarten sie weitere Zinssenkungen und damit noch billigeres Geld. Die magische 7000 sollten daher bald angetestet werden. Technisch auffällig stabil erscheinen dabei vor allem Allianz (128,60 Euro), BASF (88,80), besonders Commerzbank (21,30) und Lufthansa (17,20) sowie SAP (33,20). DAX am 9. April: 6721 Punkte..

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