Zielpreise: Apotheker überbezahlt?

Berlin (ks). Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) steht den Überlegungen der AOK und der Apotheker, die geplatzten Rabattverträge durch Zielpreisvereinbarungen zu ersetzen, mehr als skeptisch gegenüber. BAH-Chef Hans-Georg Hoffmann stört sich vor allem daran, dass den Apothekern nach dem ABDA-Modell eine zusätzliche Vergütung bei der Abgabe von Zielpreis-Arzneien gezahlt werden soll.

BAH-Chef kritisiert Zielpreisvereinbarungen – Empörung bei der ABDA

"Die Apotheker werden sich mit diesem Modell eine goldene Nase verdienen, weil sie den Bonus zusätzlich zu ihrer fixen Handelsspanne von 8,10 Euro pro Medikament kassieren können", zitierte am 7. März das "Handelsblatt" den BAH-Vorsitzenden. Gegenüber der AZ erklärte Hoffmann jedoch, eine derartige Fomulierung nicht gebraucht zu haben. Gleichwohl bestätigte er seine gegenüber dem "Handelsblatt" geäußerte Kritik an den Zielpreisen. Mit dem Modell, das die ABDA auch dem BAH vorgestellt habe, bewege man sich "im Grenzbereich von Verträgen zulasten Dritter". Denn die Industrie, die hiermit zu einem ruinösen Preiswettbewerb gezwungen werde, sei in dem Konzept mit keinem Wort erwähnt.

Auslöser für Hoffmanns Aussagen war der Umstand, dass sich ABDA- und AOK-Vertreter am 6. März in Bonn zu einem Gespräch getroffen hatten. Dabei handelte es sich laut ABDA-Sprecher Thomas Bellartz um eines der seit dem Start der AOK-Rabattverträge im vergangenen Jahr jeden Monat stattfindenden Treffen. Nachdem das Landessozialgericht Baden-Württemberg eine Woche zuvor entschieden hatte, dass es bei dem Zuschlagsverbot der AOK für die Rabattverträge über die noch ausstehenden 61 Wirkstoffe bleibt, wurden bei dem Gespräch zwischen AOK und Apothekenvertretern auch mögliche Alternativen diskutiert – dazu zählen insbesondere die von der ABDA seit Langem favorisierten Zielpreisvereinbarungen. Entscheidungen wurden allerdings keine getroffen. Offenbar ist noch unklar, mit wem seitens der AOK verhandelt werden soll. Dass Christopher Hermann erneut das Verhandlungsmandat für alle AOKs übernimmt, scheint eher unwahrscheinlich. Möglicherweise werden sich die einzelnen AOKs auf regionaler Ebene mit den Apothekerverbänden verständigen.

Aus Hoffmanns Sicht wären auch die Kassen mit dem ABDA-Modell nicht gut bedient. Angesichts der dort vorgesehenen Extra-Vergütung – im Gespräch sind 50 Cent pro abgegebenes Zielpreis-Präparat – würden sie schnell erkennen, dass sie "zu teuer eingekauft haben". Auch die Idee, dass bei der Abgabe eines Arzneimittels, dessen Preis unter dem vereinbarten Zielpreis liegt, die Differenz zwischen tatsächlichem und Zielpreis einem Bonuskonto zugeschrieben werden soll, dessen Guthaben zwischen Kassen und Apotheken aufgeteilt werden soll, missfällt Hoffmann. Dies gebe Anreiz, sich möglichst nur noch im "Niedrigstpreisniveau" zu bewegen.

Bei der ABDA reagierte man auf die Aussagen des BAH-Chefs im "Handelsblatt" empört. Bellartz verteidigte die zusätzliche Honorierung: "Es geht um eine Entschädigung für den Mehraufwand der Apotheker, nicht darum, Geld zu verdienen", sagte er der AZ. Vom BAH hätte er lieber ein eigenes Modell gesehen, als sich nun derartige Vorwürfe anzuhören.

Hoffmann beschwichtigte gegenüber der AZ: Der BAH sei sich bewusst, dass die Apotheker primärer Partner der Hersteller seien. Das gute Verhältnis zu ihnen will er nicht beeinträchtigen – doch in diesem Fall müsse Kritik erlaubt sein..

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.