Prisma

Siesta für das Herz

In heißen Ländern ist der Mittagsschlaf für die meisten Menschen fester Bestandteil ihres Alltags. Für deutsche Arbeitnehmer ist eine Siesta dagegen undenkbar. Schade, denn ein kurzer Mittagsschlaf steigert nicht nur die Leistungsfähigkeit, er senkt auch die kardiale Sterblichkeit.

Griechische und amerikanische Wissenschaftler werteten die Daten der griechischen Kohorte zur European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) Studie aus. Im Rahmen dieser Studie waren 23.681 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 20 und 86 Jahren regelmäßig zu ihren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten befragt worden. Zu letzterem gehörte auch die Frage nach einem Mittagsschlaf. Wie positiv ein solches Schläfchen sich auf die Gesundheit auswirkt, zeigt das Ergebnis der Untersuchung: Probanden, die mindestens dreimal pro Woche mittags für 30 Minuten ruhten, hatten gegenüber Studienteilnehmern, die keinen Mittagsschlaf hielten, ein um 37 Prozent verringertes koronares Sterberisiko. Das würde für die Einführung einer Siesta hierzulande sprechen. Allerdings war die Zahl der koronaren Todesfälle in der Studie insgesamt sehr niedrig, so dass die Aussagekraft des Ergebnisses fraglich ist. ral

Quelle: Naska, A. et al.: Arch. Intern. Med. 167, 296-301 (2007).

Einsamkeit macht vergesslich

Der Einfluss sozialer Zurückgezogenheit auf eine Demenzentwicklung ist anhand von Studien mehrfach belegt worden. Amerikanische Wissenschaftler wollten nun herausfinden, ob bereits das Gefühl, einsam zu sein, die Wahrscheinlichkeit für Alzheimer erhöht, unabhängig von pathologischen Veränderungen.

Über einen Zeitraum von mehr als vier Jahren wurden 823 ältere Personen von Neuropsychologen untersucht und gebeten, ihr Empfinden des Alleinseins auf einer Fünf-Punkte-Skala zu bewerten. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die sich besonders einsam fühlten, ein zweimal höheres Demenzrisiko hatten, als solche mit besonders niedrigen Skalenwerten. Der Zusammenhang zwischen Alzheimer und Einsamkeit hat laut den Studiendurchführenden nichts mit pathologischen Veränderungen im Gehirn der Betroffenen zu tun. Obduktionen von 90 verstorbenen Probanden führten zu dieser Feststellung. Vielmehr werden mit einer Kontaktarmut die Hirnareale von Wahrnehmung und Gedächtnis eingeschränkt. war

Quelle: Wilson, R. S. et al.: Arch. Gen. Psychiatry 64, 234-240 (2007).

Tinnitus wird oft zu spät erkannt

Jeder vierte Tinnituspatient ist sich seines Leidens erst relativ spät bewusst und wird daher auch nicht rechtzeitig genug behandelt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Royal National Institute for Deaf People und der British Tinnitus Association.

Rund 1000 Tinnituspatienten waren in die Studie eingebunden, die anlässlich der National Tinnitus Week in Großbritannien vor Kurzem vorgestellt wurde. Ein Viertel der Befragten gab an, anfangs verschiedene Quellen aus der direkten Umgebung für die Geräusche im Ohr verantwortlich gemacht zu haben. Vor allem Haushaltsgeräte, der Straßenverkehr und vermeintlicher Lärm der Nachbarn wurde als mögliche Lärmquelle verdächtigt. Die beiden an der Studie beteiligten Organisationen werten dieses Ergebnis als besorgniserregend. Denn es gilt, dass die Heilungschancen für einen Tinnitus umso größer sind, je frühzeitiger er erkannt und behandelt wird. Ist der Tinnitus erst einmal chronisch, das heißt, dauern die Ohrgeräusche mehr als sechs Monate an, ist eine Heilung so gut wie nicht mehr möglich. In diesem Fall, so die Studiendurchführenden, könne man den Betroffenen nur noch psychologische Maßnahmen empfehlen, um ihnen den Umgang mit ihrem Tinnitus zu erleichtern. ral

Quelle: www.tinnitus.org.uk

Viren machen den Weg frei

Zunehmende Resistenzen bakterieller Erreger gegen Antibiotika machen die Behandlung vieler Krankheiten kompliziert. Mit speziellen Virenstämmen scheint es allerdings möglich, auch noch so widerstandsfähigen Bakterien hinterrücks den Garaus zu machen.

Benutzt werden dazu sogenannte Bakteriophagen, eine Gruppe von Viren, die Bakterien als Wirtszelle besiedeln und diese zur Reproduktion benutzen. Das Erbgut der Phagen ist dabei in einer Proteinhülle verpackt, die sowohl zur Injektion des genetischen Materials als auch der Spezifizierung der Wirtszelle dient. Bestimmte Viren besetzen demnach nur bestimmte Bakterienarten. Wissenschaftler der Universität Wien haben jetzt eine Spezies von Phagen entwickelt, die weniger wählerisch ein breites Spektrum bakterieller Erreger angreift. Dabei werden die Zellwände der Bakterien durchlöchert und somit der Weg für Antibiotika geebnet. Außerdem kommt es zur Behinderung kleiner Pumpen im Zellinneren der Mikroorganismen, mit denen sie normalerweise die für sie giftigen Stoffe herausbefördern. Forscher vermuten in den Pumpen eine der Hauptursachen für Resistenzen bei Bakterien. Untersuchungen mit Mäusen zeigen den positiven Effekt der Virus-Antibiotika-Kombination. Bereits geringe Mengen Gentamicin, Tetracyclin und Chloramphenicol reichten im Experiment aus, um das sehr widerstandsfähige Bakterium Pseudomonas aeruginosa, den Erreger von Wundinfektionen und Sepsis, nach Zugabe von Bakteriophagen abzutöten. Auf diese Art lassen sich nicht nur resistente Keime behandeln, sondern auch die Mengen an Antibiotika reduzieren und somit die Nebenwirkungen der Medikamente abschwächen, erklären die Forscher. war

Quelle: Hagens, S. et al.: Microbial Drug Resistance 12, 164 (2007).

Brustkrebsrisiko hoch zwei

Brustkrebspatientinnen, deren Mutter oder Schwester ebenfalls von einem Mammakarzinom betroffen sind, haben ein besonders hohes Risiko, an einem zweiten, unabhängig entstehenden Brustkrebs zu erkranken. Das geht aus Berechnungen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hervor.

Grundlage für die von Prof. Dr. Kari Hemminki und Kollegen ermittelten Risikowerte waren die Daten von 102.176 schwedischen Frauen, bei denen zwischen 1970 und 2002 Brustkrebs diagnostiziert worden war. Als relativen Referenzwert 1 setzten die DKFZ-Wissenschaftler das Risiko von Frauen ohne familiäre Belastung und ohne zweite Brustkrebserkrankung. Verglichen mit dieser Gruppe ist das Risiko für einen ersten Tumor von Brustkrebspatientinnen mit familiärer Belastung um den Faktor 1,76 erhöht. Das Risiko, an einem zweiten Mammakarzinom zu erkranken, liegt bei Brustkrebspatientinnen ohne familiäre Belastung bei 3,4. "Wären die Ursachen für die erste und für die zweite Brustkrebserkrankung dieselben, dann wären beide Risiken gleich hoch. Das sind sie aber nicht", kommentiert Hemminki. "Das Risiko für das zweite Karzinom ist deutlich höher und kann auch nicht durch Gründe erklärt werden, die mit der Behandlung der ersten Erkrankung in Verbindung stehen." Betrachteten die Wissenschaftler Brustkrebspatientinnen mit familiärer Belastung, so fanden sie ein noch höheres Risiko von 5,5 für ein zweites Auftreten eines Mammakarzinoms. Dieser empirisch ermittelte Wert spricht stark dafür, dass sich die Auswirkungen der beiden unabhängigen Risikofaktoren "familiäre Belastung" und "erste Brustkrebserkrankung" multiplizieren, nicht addieren. "Die genetische Beratung von Brustkrebspatientinnen sollte diese Daten auf jeden Fall berücksichtigen. Besonders bei Frauen mit familiärer Belastung ist das Risiko für einen Zweittumor in der Brust sehr hoch", rät Hemminki. <dkfz/ral

Quelle: Pressemitteilung vom Deutschen Krebsforschungszentrum vom 1.2.2007

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