Ernährung aktuell

Super Size Me klappt nicht bei jedem

Im Jahr 2004 machte der Amerikaner Morgan Spurlock mit seinem als Kinofilm veröffentlichten Selbstversuch "Super Size Me" Furore. 30 Tage lang ernährte er sich ausschließlich von Fast Food, nahm dabei 25 Pfund zu und fühlte sich miserabel. Der schwedische Wissenschaftler Fredrik Nyström hat mit Studenten nun versucht, Spurlocks Experiment nachzuvollziehen – und kam dabei zu dem Ergebnis, dass längst nicht jeder so sehr unter einer reinen Fast-Food-Ernährung leidet.

25 Pfund mehr Gewicht, ein von 11 auf 18 Prozent gestiegener Körperfettanteil, ein Cholesterinspiegel von 230 (vorher 168), erhöhte Leberfettwerte, eine verminderte Libido, Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit und depressive Verstimmung – das war das Ergebnis von Spurlocks Selbstversuch. Einen Monat lang lebte er den "amerikanischen Traum" und ernährte sich nur von Fast Food. Außerdem schränkte er seine Bewegung auf höchstens 5000 Schritte pro Tag ein.

Dass die Kombination aus fettem Essen und wenig Bewegung sich nicht unbedingt positiv auswirkte, war zu erwarten – und wurde auch von Fredrik Nyström nicht angezweifelt. Unglaubwürdig fand er jedoch die extreme Reaktion Spurlocks auf die kurzzeitige Lebensstiländerung. Auch kritisierte er, dass der Selbstversuch nicht mit wissenschaftlich korrekten Methoden durchgeführt worden war. Um es besser zu machen, startete er mit zwölf männlichen und sechs weiblichen Studenten einen eigenen Versuch. Alle Studienteilnehmer waren Anfang 20, gesund, schlank und sportlich. Sie erhielten die Auflage, 30 Tage lang täglich 6600 Kilokalorien zu sich zu nehmen und sich gleichzeitig so wenig wie möglich zu bewegen. Einmal wöchentlich wurden bei den Probanden die Blut- und Leberwerte bestimmt, Hormonspiegel, Blutdruck, Stoffwechselleistung und psychische Veränderungen erfasst, sowie ein Körperscan durchgeführt, mit dem Änderungen des Körperfett- und Muskelanteils bestimmt wurden. Als Abbruchkriterium wurde eine Gewichtszunahme von mehr als 15 Prozent des Ausgangsgewichts festgelegt.

Die vorläufige Auswertung der Studie, über die Nyström im Wissenschaftsmagazin "New Scientist" berichtet, macht deutlich, wie individuell der Mensch auf einen – kurzfristig – ungesunden Lebensstil reagiert. So legten die Studienteilnehmer z. B. ganz unterschiedlich stark an Gewicht zu. Nur ein Proband erreichte die kritische Grenze von 15 Prozent Gewichtszunahme und musste die Studie abbrechen. Alle anderen Studienteilnehmer nahmen weniger, teilweise deutlich weniger zu. Und alle verloren die zusätzlichen Pfunde nach Abschluss der Studie rasch wieder. Auch bei den Laborwerten ermittelte Nyström eine große Bandbreite. Besonders überraschend für ihn war das Ergebnis der Cholesterinwertmessung. Während der LDL-Cholesterinwert sich im Durchschnitt kaum veränderte, stiegen die HDL-Werte unter der ungesunden Lebensweise deutlich an. "Die Ursache hierfür können wir noch nicht erklären"‘, so Nyström.

Insgesamt sieht er in seiner Studie als Beweis dafür, dass "Super Size Me" nichts mit der Realität zu tun hat und ein ungesunder Lebensstil, so er nicht zum Dauerzustand wird, keine bleibenden Schäden bei gesunden Menschen anrichten muss. Als Plädoyer für Fast Food und Bewegungsmangel soll der Versuch dennoch nicht gelten. ral

Quelle: New Scientist Nr. 2588 vom 27.1.2007

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