Prisma

Nur Muskeln schützen vor Osteoporose

Wer in jungen Jahren gut gepolstert ist, der fällt zwar weicher – ein Schutz vor einer späteren Osteoporose geht mit einem höheren Körperfettanteil jedoch nicht einher. Nur Muskeln schützen vor dem Verlust der Knochensubstanz.

Bislang ist man davon ausgegangen, dass Gewicht – unabhängig ob von Fett oder Muskeln stammend – bei Jugendlichen den Druck auf die Knochen erhöht und damit die Bildung neuer Knochensubstanz stimuliert. Aus Sicht der Osteoporoseprävention galt etwas mehr Fett auf den Rippen somit als besser als Untergewicht. Wissenschaftler vom Childrens Hospital in Los Angeles haben nun jedoch etwas anderes festgestellt. Sie untersuchten bei 300 Jugendlichen (13 bis 21 Jahre) die Knochendichte an Oberschenkelknochen und Wirbeln, die Struktur der Knochen sowie den Anteil an Fettgewebe und Muskelmasse. Ergebnis: Je mehr Muskeln die Studienteilnehmer hatten, desto besser war der Zustand ihrer Knochen. Eine Zunahme des Fettgewebes beeinflusste dagegen die Knochendichte gar nicht oder ging sogar mit einer Verschlechterung der Knochenstabilität einher. ral

Quelle: Janicka. A. et al.: J. Clin. Endocrinol. Metab. 92 (1), 143-147 (2007).

Mit Nifedipin gegen die Eisenüberladung

Eisen ist für den Organismus lebensnotwendig. Zu viel Eisen – als Folge einer Eisenspeicherkrankheit oder aufgrund von Bluttransfusionen – schädigt jedoch die inneren Organe und muss daher behandelt werden. Eine neue Option hierfür könnte ein "altbekanntes" Arzneimittel sein.

Nifedipin ist fester Bestandteil der Bluthochdrucktherapie. Dass der Calciumantagonist nicht nur hier gute Dienste leistet, fanden vor Kurzem Wissenschaftler der Universitäten Innsbruck und Heidelberg heraus. Im Tierversuch stellten sie fest, dass Nifedipin den Körper beim Umgang mit überschüssigem Eisen unterstützen kann. "Wir konnten bei Mäusen mit Eisenüberschuss beobachten, dass Nifedipin in der Leber gespeichertes Eisen mobilisiert und dessen Ausscheidung über den Urin fördert", kommentiert Günther Weiss, Innsbruck. Der genaue Mechanismus ist noch unbekannt. Aus ersten Untersuchungen geht jedoch hervor, dass Nifedipin auf das sogenannte DMT-1-Molekül wirkt. DMT-1 transportiert Eisen durch die Zellmembran. Dieser Transport wird durch Nifedipin 10- bis 100-fach verstärkt. ral

Quelle: Pressemitteilung der Universität Heidelberg vom 12.2.2007

Neue Impfstoffe wirken schneller gegen Allergien

Etwa drei Jahre dauert derzeit eine Hyposensibilisierungstherapie. Ein neu entwickelter Impfstoff könnte Allergiker künftig schneller von ihrem Leiden befreien.

Bei der herkömmlichen spezifischen Immuntherapie wird dem Patienten das entsprechende Allergen in allmählich ansteigender Konzentration unter die Haut gespritzt. Dadurch lässt sich die Überempfindlichkeit zwar reduzieren, allerdings nur langsam und unter Einsatz großer Mengen von Allergie auslösenden Molekülen. Schweizer Wissenschaftler haben jetzt sogenannte Modular Antigen Translocating Molecules (MAT) entwickelt, mit deren Hilfe Allergene punktgenau in der Immunzelle platziert werden. Die Substanz besteht aus einem Allergen, einem Translokationsteil, der das Allergen zu den Antigen präsentierenden Zellen bringt, und einem Targetingteil, der die Antigene auf ihre Position in diesen Zellen bringt, um weitere Reaktionen hervorzurufen. Bisher wurden MAT-Impfstoffe gegen Hausstaubmilben, Pollen, Katzenhaare und Bienengift getestet. Die Injektion soll dreimal innerhalb eines Monats erfolgen und braucht bis zu 100 Mal weniger Substanz als beim konventionellen Verfahren. war

Quelle: Crameri, R. et al.: Allergy 62 (2), 197-206 (2007).

Die Zeitzonen der inneren Uhr

Richten sich unsere Schlaf- und Wachstunden nach dem eigenen biologischen Rhythmus oder beeinflussen vorrangig offizielle Uhrzeiten den menschlichen Tagesablauf? Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen Städtern und Leuten vom Land? Diesen Fragen versuchten Münchner Wissenschaftler unlängst nachzugehen.

Dazu werteten sie in einer Studie die Daten von mehr als 21.000 Freiwilligen aus ganz Deutschland aus und kamen zu interessanten Ergebnissen. Der Hauptzeitgeber der inneren Uhr ist demnach das natürliche Licht und nicht die offizielle Uhrzeit. Unter dem Aspekt, dass zwischen der klassischen Zeiteinteilung und lokaler Sonnenzeit deutliche Abweichungen vorliegen, scheint unser Biorhythmus je nach Wohnort speziell getaktet zu sein. So sind trotz gleicher Zeitzonen die Menschen im Osten auch an freien Tagen morgens früher auf den Beinen als ihre Landsleute im Westen. Das hat den Untersuchungen zufolge mit dem Zeitpunkt des Sonnenaufgangs zu tun. Besonders deutlich zeigen sich diese Unterschiede zwischen den Bewohnern an Oder und Rhein, wenn sie in kleineren Städten oder auf dem Land wohnen. Hier läuft der Biorhythmus stärker mit dem Wechsel aus Licht und Dunkel synchron. Für Großstädte hingegen sind solche Abweichungen zwischen östlichen und westlichen Regionen Deutschlands weniger stark ausgeprägt, weil erleuchtete Häuser und Straßen auch nachts für eine unnatürliche Helligkeit sorgen. Dann reagieren die inneren Uhren der Menschen auf andere, dominantere Signale. Mit ihren Ergebnissen stützen die Wissenschaftler bereits früher geäußerte Forderungen, bei Arbeitszeiten und medizinischen Fragestellungen den persönlichen Biorhythmus mit einzubeziehen. war

Quelle: Roenneberg, T. et al.: Current Biol. 17, R44 (2007).

Gentherapie bei tödlicher Stoffwechselkrankheit erfolgreich

Wissenschaftlern der Universität Göttingen ist es in einem Mausmodell gelungen, eine erblich bedingte tödliche Stoffwechselerkrankung, die sogenannte Molybdän-Cofaktor-Defizienz, mithilfe einer Gentherapie zu heilen.

Die Molybdän-Cofaktor-Defizienz wird in den meisten Fällen durch das mutierte Gen MOCS1 ausgelöst. Diese (seltene) Mutation führt dazu, dass schwefelhaltige Substanzen in der Leber nicht abgebaut werden können. Der Sulfitspiegel im Körper steigt und schädigt vor allem das Zentralnervensystem. Die neurologischen Schäden sind so schwerwiegend, dass sie immer zum Tod führen, meist im frühen Kindesalter. Eine wirksame Therapie gibt es bisher nicht. Göttinger Forscher haben nun jedoch eine Methode gefunden, gezielt die fehlende genetische Information in den Körper einzuschleusen. Sie setzten dafür Adeno-Assoziierte Viren (AAV) als Gentransfervektoren ein. Diese Viren zeichnen sich durch zwei wesentliche Sicherheitsmerkmale aus: "Erstens sind sie für Menschen ungefährlich und zweitens integriert der AAV-basierte Gentransfervektor seine genetische Information nicht in das Genom der infizierten Zellen", sagt Studienleiter Prof. Dr. Jochen Reiss. Dadurch wird einer möglichen schwerwiegenden Nebenwirkung entgegengewirkt, der Tumorbildung. Allerdings hat die Tatsache, dass AAV-Vektoren sich nicht in das Genom einklinken, auch einen entscheidenden Nachteil für eine eventuelle Anwendung gerade bei sehr jungen Patienten: Während des Wachstums teilen sich auch die infizierten Zellen – und so geht mit der Zeit die genetische Information des Gentransfervektors verloren. In der aktuellen Studie an Mäusen wurde zwar trotzdem genügend therapeutische Wirkung erzielt, um die Tiere zu heilen. "Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Lebensspanne von Mäusen und Menschen sehr unterschiedlich ist", betont Reiss. Beim menschlichen Patienten könnte es also notwendig werden, den Gentransfervektor z. B. im frühen Erwachsenenalter erneut anzuwenden, um sicherzustellen, dass immer genügend Zellen die notwendigen Stoffwechselvorgänge ausführen können. ral

Quelle: Pressemitteilung der Universität Göttingen vom 12.2.2007

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