Prisma

Eine Forschergruppe des Universitätsklinikums Freiburg arbeitet an einer neuen Methode zur Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms. Ihr Ansatz basiert auf der immunologischen Zerstörung der Krebszellen durch ein bakterielles Toxin.

Bei dem Toxin handelt es sich um ein Stoffwechselprodukt des Bakteriums Pseudomonas. Es legt bereits in geringer Konzentration den Stoffwechsel der Krebszellen lahm, so dass diese absterben. Um wirken zu können, muss das Toxin allerdings gezielt in den Tumor eingebracht werden. Dies erreichen die Forscher, indem sie das Toxin an Antikörper gegen ein spezifisch auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen vorkommendes Antigen, das so genannte prostataspezifische Membran-Antigen (PSMA) koppeln. Es ist als Zielstruktur für die Immuntherapie besonders geeignet, da es auf die Zellen der Prostata beschränkt ist. Gentechnisch ist es den Forschern bereits gelungen, ein entsprechendes Antikörper-gebundenes Toxin herzustellen, das eine hohe Bindung an PSMA zeigt. Seine Wirksamkeit muss es in nun anstehenden Versuchen unter Beweis stellen. ral

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Krebshilfe e. V. vom 7.2.2007

Geschwister schlagen auf den Magen

Auch wenn es jüngere Geschwister im familiären Bereich oft einfacher haben als ihre älteren Brüder oder Schwestern, scheint gesundheitlich das Nesthäkchendasein nicht immer von Vorteil zu sein. Studien zufolge steigt die Wahrscheinlichkeit, an Magenkrebs zu erkranken, mit zunehmender Anzahl älterer Geschwister.

Eine Infektion mit Helicobacter pylori gilt als Hauptursache für die Entstehung von Magengeschwüren, die sich mehr oder weniger bösartig entwickeln können. Bereits als Kind kommen viele mit dem spiralförmigen Keim in Kontakt, der sich in die Magenschleimhaut einnistet, diese schwächt und für Magensäure und Verdauungsenzyme angreifbar macht. Dabei gilt Wissenschaftlern der New York Universität zufolge: Je mehr Mitglieder in einer Familie vorhanden sind, desto früher infiziert sich der Nachwuchs mit dem Erreger. Wie es scheint, ist Helicobacter bei den Jüngsten optimal an das jeweilige genetische Profil der Familie angepasst. In einer Untersuchung werteten die New Yorker Forscher Daten von über 7000 Personen aus, denen in jungen Jahren Blutproben entnommen worden waren. Innerhalb von 30 Jahren entwickelten 261 von ihnen Magenkrebs, wobei der Großteil der Erkrankten Antikörper gegen Helicobacter pylori im Serum aufwies. Besonders aktive Stämme fanden sich immer dann, wenn die Betroffenen mit sechs oder mehr Geschwistern aufgewachsen waren. Hatten die Patienten viele ältere Brüder oder Schwestern, stieg das Risiko, mit der Infektion ein karzinogenes Magengeschwür zu entwickeln. Die Forscher erklären, dass sowohl soziale Faktoren von Großfamilien eine Rolle spielen als auch die Wandlungsfähigkeit des Bakteriums. Da es in den Industrienationen heutzutage allerdings nur noch wenige Familien mit sechs oder mehr Kindern gibt, dürfte der Zusammenhang eher von theoretischem wissenschaftlichem Interesse sein als von praktischer therapeutischer Bedeutung. war

Quelle: Blaser M.J. et al.: PLoS Medicine, 4 (1) e7 (2007).

Konkurrenz macht interessant

Was haben Zebrafinken, Wachteln und Menschen gemeinsam? Sie finden das andere Geschlecht immer dann besonders attraktiv, wenn Individuen aus den eigenen Reihen dem auserwählten Objekt wohlwollend begegnen. Dieser Erkenntnis kamen schwedische Psychologen mit einer interessanten Studie auf die Spur.

Jeweils 28 weibliche und männliche Probanden wurden gebeten, die Attraktivität junger Männer anhand von Porträtfotos zu bewerten. Im nächsten Untersuchungsschritt wollte das Forscherteam testen, ob soziale Faktoren die Meinung der Teilnehmer beeinflussen. Dazu waren auf den erneut zu betrachtenden Bildern zusätzlich Frauenköpfe zu sehen, die den abgebildeten Herren entweder lächelnd oder ernst anblickten. Wieder galt es zu beurteilen, wie begehrenswert der jeweilige Mann den Probanden erschien. In ihrer Auswertung stellten die Wissenschaftler fest, dass jene Gesichter, die auf dem Foto von einer Frau angelächelt wurden, den weiblichen Teilnehmerinnen deutlich attraktiver erschienen als vorher. Blickte die abgebildete Frau dagegen ernst auf den zu bewertenden Herren, war dieser auch für die Betrachterin der Szenerie nicht mehr so interessant. Umgekehrt verhielt sich die Situation bei den männlichen Probanden. Hier punktete der fotografierte Mann besonders, wenn die abgebildete Dame ihm ihr ernstes Gesicht zuwandte. Gleichermaßen wurde er abgewertet, sobald ein weibliches Lächeln zu sehen war. Die Wissenschaftler vermuten, dass für eine potenzielle Partnerwahl neben Gesundheit und Aussehen der soziale Status als Bewertungskriterium wichtig ist. Besonders dann, wenn die jeweiligen Qualitäten des Auserwählten nicht auf die Schnelle bestimmbar sind, gilt die Meinung der weiblichen Konkurrenz als aussagekräftiger Parameter. war

Quelle: Jones, B. C. et al.: Proc. R. Soc. B., Online Vorabpublikation, DOI: 10.1098/rspb.2006.0205
Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten zur kontinuierlichen Wirkstoffabgabe sind europäische Wissenschaftler auf den Zahn gekommen. Intellidrug heißt eine von ihnen entwickelte Zahnprothese. Sie enthält ein Arzneistoffdepot, das nach und nach an die Mundschleimhaut des Patienten abgegeben wird.

Die Prothese ist derzeit noch etwa so groß wie zwei Backenzähne. Sie wird in die Mundhöhle des Patienten implantiert. Im Inneren der Prothese befinden sich ein Arzneistoffreservoir, zwei Sensoren sowie verschiedene elektronische Komponenten. Über eine Membran gelangt Speichel in das Reservoir, nimmt Wirkstoff auf, fließt über einen kleinen Kanal in den Mundraum und gibt den Arzneistoff dort an die Mundschleimhäute ab. In Abständen von einigen Wochen muss der Patient den Wirkstoff nachfüllen lassen. In ersten Versuchen war das bisher nur als Prototyp existierende System erfolgreich. In diesem Jahr soll die klinische Prüfung bei drogenabhängigen Patienten starten, denen über das Zahndepot Naltrexon verabreicht werden soll. Parallel dazu wird an einer Verkleinerung der Prothese gearbeitet. Ob und wann Intellidrug auf den Markt kommt, ist derzeit allerdings noch offen. ral

Quelle: www.intellidrug.org

Auf den Zahn gekommen

Um genetische Anomalien beim Ungeborenen feststellen zu können, ist man derzeit noch auf die Fruchtwasseruntersuchung angewiesen. Ungefährlicher als diese und gleichzeitig sicher soll ein neu entwickelter Gentest sein.

Bereits seit längerer Zeit wird an Gentests zur Identifizierung fötaler genetischer Anomalien gearbeitet. Das Prinzip beruht auf der Analyse der kindlichen DNA im mütterlichen Blut. Bislang scheiterte der Versuch allerdings daran, dass nur sehr geringe Mengen fötaler DNA ins Blut der Mutter gelangen. Einem Team um Ravinder Dhallan vom amerikanischen Forschungsunternehmen Ravgen ist es nun jedoch gelungen, die DNA-Menge zu steigern und sie so der Analyse zugänglich zu machen. Erreicht haben die Forscher dies, indem sie das Blut mit Formaldehyd behandelten. In ersten Untersuchungen bestimmten sie bei 60 behandelten Blutproben die Anzahl der kindlichen Chromosomen. Dabei fanden sie zwei Fälle von Trisomie 21. Ein Fall wurde nicht erkannt, eine gesunde Probe wurde fälschlich als Trisomie 21 identifiziert. Der Test soll nun weiter verfeinert werden, um die noch vorhandene Ungenauigkeit auszumerzen. ral

Quelle: Dhallan, R. et al.: Lancet, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1016/SO140-6736(07)60115-9

Gentest soll Fruchtwasseruntersuchung ersetzen

Ein Bakterientoxin soll Prostatakrebs bekämpfen

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