Fortbildungskongress

Behandlung der Psoriasis

Mit dem Schuppenpanzer leben

Man weiß sehr viel und doch gar nichts über die Psoriasis, für die es nach wie vor keine Heilung gibt, konstatierte Prof. Dr. Klaus Müller vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und bezeichnete die Situation als "Unkenntnis auf hohem Niveau". Entscheidend ist ein den individuellen Gegebenheiten und dem Schweregrad der Erkrankung angepasstes therapeutisches Konzept.

Das Geschehen bei der Psoriasis spielt sich in der Epidermis ab. Dort erreichen die Keratinozyten schon nach etwa drei bis vier Tagen das Stratum corneum. Nach der Kürze der Zeit sind diese Zellen noch nicht richtig ausdifferenziert, sie haben noch einen Zellkern und haften sehr gut aneinander – Folge sind die charakteristisch glänzenden Plaques auf der Haut.

Ziele einer antipsoriatischen Therapie, die immer nur palliativ sein kann, sind eine rasche Kontrolle des Krankheitsverlaufs und der Symptome, eine Minimierung der Nebenwirkungen sowie das Erreichen einer Langzeitremission und damit eine Verbesserung der Lebensqualität des Patienten. Es geht dabei insgesamt nicht nur um die Symptomfreiheit, sondern um einen für den Patienten akzeptablen Hautzustand. Eine vollständige Heilung der Psoriasis ist bis heute nicht möglich. Die Psoriasis ist eine nicht ansteckende Erkrankung der Haut. Doch durch ihren chronischen Verlauf und die äußerlich sichtbaren entstellenden Stellen ist sie für die Betroffenen sehr belastend und führt zu einer sozialen Stigmatisierung. Ein wirklicher Auslöser ist meist nicht bekannt. Als Trigger- oder Provokationsfaktoren gelten bakterielle Infektionen, klimatische Faktoren oder psychische Faktoren ebenso wie übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen. Um mit einer Psoriasis zu leben, ist eine gute Basispflege der Haut obligat: Seifen oder die synthetischen Detergenzien sollten bei trockener Haut nicht benutzt werden, denn sie entfernen auch den schützenden Lipidfilm. Auch häufiges Duschen oder Baden ist nicht ratsam. Wenn überhaupt, dann sollten möglichst Ölbäder oder stark rückfettende Externa zum Einsatz kommen. Noch besser ist eine Reinigung mit Produkten auf Harnstoff-Basis, die die Haut feucht halten und Wasser binden.

Nach wie vor indiziert: Dithranol

Bei leichter bis mittelschwerer Psoriasis, von der die Mehrheit der Patienten betroffen ist, reichen topische Antipsoriatika aus. Dazu gehören topische Corticoide, Dithranol, Steinkohlenteer und Vitamin-D-Analoga. Dithranol hat nach wie vor einen hohen therapeutischen Stellenwert. Für die Anwendung gibt es einige Tipps, die Sie den Patienten mit auf den Wege geben sollten. So sollte ein Kontakt mit gesunder Haut vermieden werden, am günstigsten ist es, Einmalhandschuhe zu tragen und sich direkt nach dem Auftragen die Hände zu waschen. Die Creme sollte nicht länger als 30 Minuten einwirken und restliche Creme mit kaltem bis lauwarmem (nicht über 30°C) Wasser abgespült werden. Die wichtigste Nebenwirkung von Dithranol ist nämlich die Verfärbung von Haut, Haaren, Nägeln und allen Kontaktgegenständen mit braunen Oxidationsprodukten. Gleichzeitig kann dieser Effekt aber auch zur Therapiekontrolle ausgenutzt werden. Psorisasis-Plaques färben sich wegen der Abschuppung weniger stark als die nicht betroffene Haut, bei gleichmäßiger Verfärbung hat sich die Proliferationsrate normalisiert und so kann der Patient die Therapiedauer einschätzen.

Kombination mit Phototherapie erhöht die Effektivität

Durch die kombinierte Anwendung von UV-B-Strahlen und Vitamin-D-Analoga kann eine additive antipsoriatische Wirkung erzielt werden. Mittel der Wahl sind Calcipotriol, Tacalcitol und Calcitriol. Calcipotriol sollte zweimal täglich auftragen werden, man sollte höchstens 30% der Gesamthautfläche einstreichen, täglich maximal 15 g.

Tacalcitol wird nur einmal täglich aufgetragen, maximal 10% der Gesamthautfläche werden hier eingestrichen, das entspricht der Fläche eines Armes, täglich maximal 5 g. Auch hier gilt es, den Kontakt mit Gesicht und Augen zu vermeiden und sich nach dem Auftragen die Hände zu waschen, da es zu Hautirritationen kommen kann. Außerdem sollte regelmäßig der Serum-Calcium-Spiegel kontrolliert werden.

ck

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