Arzneimittel und Therapie

Therapie des Fußpilzes

Die einfachste Form der Behandlung

Was ist besser bei der Behandlung des Fußpilzes: die Einmaltherapie mit der Terbinafin-1%-Einzeldosisformulierung (Lamisil® Once), oder sollte die herkömmliche Therapie mit einer Behandlungsdauer von einer Woche zur Anwendung kommen? Erzielt man mit der compliancefördernden Ein-Tages-Therapie die gleichen Resultate wie mit der Sieben-Tage-Therapie? Die Experten streiten. Hier ein Interview mit einem Befürworter der Einmaltherapie.

Zur Frage, ob die Einmalbehandlung des Fußpilzes wirklich Vorteile vor der konventionellen Therapie mit mehrtägiger Behandlung hat, ist ein Meinungsstreit der Experten entstanden. In DAZ 2006, Nr. 34, S. 89, stellt ein Beitrag die Vorteile der Einmaltherapie von Fußpilz mit einer Terbinafin 1%-Einzeldosisformulierung heraus. In der DAZ 2006, Nr. 46, S. 60, geht Prof. Dr. Tietz vom Institut für Pilzkrankheiten und Mikrobiologie, Berlin, davon aus, dass es sich bei dieser Ein-Tages-Therapie eher um einen Werbecoup handelt als um eine sinnvolle Therapie. Im nachfolgenden Interview unterstreicht Prof. Dr. Jean-Paul Ortonne, Professor für Dermatologie an der Universität Nizza und Studienleiter der Zulassungsstudien zu Lamisil® Once, dass die Einmalbehandlung doch deutliche Vorteile bringe.

DAZ

Herr Professor Ortonne, bitte erläutern Sie die Wirksamkeit der Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% und welcher Unterschied besteht im Vergleich zu anderen Antimykotika?

Ortonne: Die klinische Wirksamkeit der Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% sowie die mykologische Heilung wurden bei insgesamt 372 Patienten mit klinisch diagnostizierter Tinea-pedis-Infektion mit etwaiger Miteinbeziehung der Fußsohlen untersucht. Die Häufigkeit einer erfolgreichen Behandlung wurde anhand eines negativen Mikroskopiebefunds, negativer Kulturen und des Vorhandenseins minimaler Anzeichen bzw. Symptome ermittelt. Mit Terbinafin, verabreicht als filmbildende Lösung, wurden im Vergleich zur randomisierten Placebo-Gruppe fast viermal mehr Patienten (63%) wirksam behandelt. Auch die Häufigkeit der mykologischen Heilung, ein Maß für das erfolgreiche Abtöten des Pilzerregers, war hoch (72% gegenüber 21% unter Placebo). Bei Berücksichtigung der Patienten mit unvollständigen Daten lag die Häufigkeit einer wirksamen Behandlung bei 69% bzw. 18%.

Meiner Ansicht nach besteht kein Zweifel, dass eine so wirksame und sichere Einzeldosisbehandlung für die Patienten komfortabel ist. Der Vorteil im Vergleich zum Auftragen einer Salbe ein- oder zweimal täglich über die Dauer von sieben Tagen oder noch länger liegt auf der Hand. Diese Einfachheit der Anwendung erstreckt sich auf viele Behandlungsaspekte, so auch auf die richtige Anwendung, die Compliance und auf Faktoren, die eine Behandlung verlängern oder erschweren, beispielsweise die Wartezeit, bis die Salbe getrocknet ist, das Abwaschen von Salbenresten von Händen und Kleidung und die Restmengen in der Tube.

DAZ

Kann man die mit Terbinafin erzielten Heilungsraten mit denen vergleichen, die mit Azolen erreicht werden?

Ortonne: Vor Kurzem wurde eine Metaanalyse aller veröffentlichten randomisierten und kontrollierten klinischen Studien der topischen Behandlung einer Tinea pedis beim Menschen durchgeführt, in der alle topischen Formen von Terbinafin, auch die Einzeldosisformulierung Terbinafin 1%, mit Placebo oder verschiedenen Antimykotika verglichen worden sind. Die Analyse ergab, dass es trotz Unterschieden in der Häufigkeit der Anwendung oder der Behandlungsdauer zwischen den verschiedenen Formen von Terbinafin keine Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit gibt. Es zeigte sich ferner, dass klinische und mykologische Heilungsraten der Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% mit denen anderer Antimykotika, einschließlich der Azole, vergleichbar waren, wobei letztere über längere Zeit angewendet werden müssen.

DAZ

Ist die Behandlung mit Terbinafin 1% sicher und verträglich?

Ortonne: Die Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% zeigte während des klinischen Entwicklungsprogramms ein gutes Verträglichkeitsprofil. Die systemische Resorption von Terbinafin nach topischer Anwendung der Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% bei freiwilligen, gesunden Probanden auf der Haut am Rücken auf einem Bereich, der dreimal so groß ist wie die Fläche beider Füße, und bei Patienten mit Tinea pedis war sehr gering und dürfte daher keine systemischen Nebenwirkungen zur Folge haben. Beim überwiegenden Teil der untersuchten Patienten waren Nebenwirkungen auf seltene Reaktionen an der Auftragungsstelle beschränkt. In keiner der Untersuchungen brach ein Patient eine Studie aus Verträglichkeitsgründen vorzeitig ab, und es gab keine anderen signifikanten Nebenwirkungen.

Die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Metaanalyse zeigten auch, dass es hinsichtlich des Nebenwirkungsrisikos der Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% im Vergleich zu anderen topischen Terbinafin-Formen keinen Unterschied gibt. Entsprechend ergaben sich auch keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Nebenwirkungen beim Vergleich von Terbinafin mit der aktiven Kontrolle.

DAZ

Besteht bei einer Einzeldosistherapie ein höheres Rezidivrisiko?

Ortonne: Nein. Die Rezidiv- bzw. Reinfektionsrate drei Monate nach der Behandlung mit der Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% lag bei 12,5% und war damit vergleichbar mit der bereits untersuchten Rezidivrate nach siebentägiger Behandlung mit einer Terbinafin-Salbe.

Eine klinische Vergleichsstudie mit Terbinafin-Salbe für eine Woche bei Tinea pedis und Clotrimazol-Salbe für vier Wochen zeigte beispielsweise drei Monate nach der Behandlung bei Clotrimazol eine höhere Rezidiv-/Reinfektionsrate (28%) als bei Verwendung von Terbinafin-Salbe. Aufgrund der mangelnden Compliance könnte sich die Rezidivrate der Patienten sogar noch erhöhen.

Die Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% minimiert das Risiko einer mangelnden Compliance und ist daher eine gute Alternative zur Verringerung von Reinfektionen.

DAZ

Warum ist es wichtig, die Formulierung Terbinafin 1% auf beide Füße aufzutragen, obwohl möglicherweise bei einem Fuß gar keine Infektion vorliegt?

Ortonne: Die Ergebnisse mehrerer klinischer Studien lassen den Schluss zu, dass Tinea pedis üblicherweise zwischen den Zehen, aber bisweilen auch an der Fußsohle beginnt und sich über die Fußsohle und die Seiten des Fußes hinweg erstrecken kann, insbesondere wenn bereits mehrere Rezidive stattgefunden haben. Die kürzlich durchgeführten klinischen Studien der Phase II und III mit der Einzeldosisformulierung von Terbinafin haben ergeben, dass 80% der Patienten an beiden Füßen eine Infektion der Zehenzwischenräume aufwiesen, während die Infektion bei 20 bis 40% bereits auf die Fußseiten, die Fußsohle und den Fußrücken übergegriffen hatte, auch wenn keine sichtbaren Läsionen vorhanden waren. Ähnliche Ergebnisse waren bereits in mehreren veröffentlichten klinischen Untersuchungen festgestellt worden. Es liegen Hinweise vor, dass mikroskopisch kleine Dermatophyten großflächig über den Fuß verteilt sind, und dass eine Behandlung der Zehenzwischenräume zu limitiert ist, um alle infizierenden Pathogene zu erreichen. Da Patienten in der Regel weder über ausreichende Kenntnisse noch Erfahrung in der Identifizierung und korrekten Behandlung der Infektionsstellen verfügen, dient das Auftragen auf beide Füße der Verbesserung der antimykotischen Behandlung der Tinea pedis. Die Auftragung eines topischen Antimykotikums auf den gesamten Fuß scheint eine ideale Alternative zu der derzeitigen Anwendungsweise zu sein, die sich auf die infizierten Stellen beschränkt.

DAZ

Kann die Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% wirklich als "revolutionär" bezeichnet werden?

Ortonne: Die Einzeldosisformulierung Terbinafin 1% ist revolutionär, da sie die einfachste Form der Behandlung darstellt, gut verträglich und wirksam ist und vor allem das Risiko einer mangelnden Compliance minimiert.

DAZ

Herr Professor Ortonne, vielen Dank für das Gespräch.

Prof. Dr. Jean-Paul Ortonne Department of Dermatology, Hôpital de l‘Archet, 06202 Nice

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