Arzneimittel und Therapie

Zulassungserweiterung

Docetaxel zur Induktionstherapie bei Kopf-Hals-Tumoren

Seit 2006 steht für die Behandlung inoperabler Patienten mit lokal fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom des Kopf-Hals-Bereichs als eine wirksame und gut verträgliche Therapie das TPF-Regime bestehend aus Docetaxel (Taxotere®), Cisplatin und 5-Fluorouracil zur Verfügung. Jetzt haben sowohl die europäische Zulassungsbehörde EMEA als auch die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA die Zulassung auf die Induktionstherapie operabler Patienten erweitert.

Unter dem Begriff Kopf-Hals-Karzinom wird eine große Gruppe verwandter Malignome zusammengefasst, die meist von den Zellen ausgehen, die die Schleimhautoberflächen im Bereich von Kopf und Hals bedecken, z. B. in Mund, Nase und Rachen. Dazu gehören Karzinome der Mundhöhle, der Speicheldrüsen, der Nasennebenhöhlen, der Nase, des Rachens, des Kehlkopfes und der Lymphknoten im oberen Halsbereich.

Die antineoplastische Wirkung von Docetaxel beruht auf einer gesteigerten Polymerisation von Tubulin zu stabilen Mikrotubuli. Gleichzeitig wird die Depolymerisation gehemmt, was zu einer deutlichen Abnahme an freiem Tubulin führt. Die Anlagerung von Docetaxel an die Mikrotubuli ändert nichts an der Zahl ihrer Protofilamente. In-vitro-Untersuchungen zeigten, dass Docetaxel das mikrotubuläre Netzwerk der Zellen zerstört, welches für lebenswichtige Zellfunktionen der Mitose- und Interphasen essenziell ist. Docetaxel ist in vitro zytotoxisch gegenüber verschiedenen tierischen und menschlichen Tumorzelllinien und in klonogenen Assays gegen frisch biopsierte menschliche Tumorzellen. Docetaxel erreicht hohe intrazelluläre Konzentrationen und eine lange intrazelluläre Verweildauer. In Deutschland ist Docetaxel für fünf verschiedene Tumorarten zugelassen: Es wird allein oder in Kombinationen eingesetzt zur Behandlung von Mammakarzinomen, nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom, Prostatakarzinom, Adenokarzinomen des Magens sowie Kopf-Hals-Karzinomen.

Die Zulassung für Docetaxel als Induktionstherapie bei operablen Patienten basiert auf den Ergebnissen einer international durchgeführten randomisierten Phase III-Studie bei 538 Patienten mit lokal fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und Halses. Die Induktionsbehandlung mit dem TPF-Regime (Docetaxel, Cisplatin und 5-Fluorouracil) erreichte in dieser Studie einen statistisch signifikanten Überlebensvorteil im Vergleich zur alten Induktionstherapie mit Cisplatin/5-Fluorouracil (PF-Regime). Die mit TPF behandelten Patienten überlebten im Median mehr als doppelt so lange wie jene im PF-Arm (70,6 vs. 30,1 Monate). Nach drei Jahren waren noch zwei Drittel der TPF-Patienten am Leben (62% vs. 48%).

Multidisziplinäre Behandlung

Die Induktionstherapie ist die erste Stufe eines sequenziellen Therapieansatzes. Nach erfolgreicher Induktionstherapie erhielten die Patienten in der vorliegenden Studie eine Chemo-/Radiotherapie, falls notwendig gefolgt von einem chirurgischen Eingriff. Ziel dieses multidisziplinären Vorgehens ist es, die Langzeitüberlebenschance von Patienten mit lokal fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinomen zu erhöhen. Obwohl noch keine Fernmetastasierung vorliegt, haben diese Patienten eine ungünstige Prognose, weil die Tumore entweder bereits inoperabel sind oder keine Chance mehr besteht, durch ein primär operatives Vorgehen eine Heilung zu erzielen. <

Quelle

Fachinformation Taxotere, Januar 2007.

Presseinformation der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH vom 7. Dezember 2007.

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Eine onkologische Chemotherapie kann in mehrere Phasen eingeteilt werden:
  • Induktionstherapie: erste Phase einer Chemotherapie mit dem Ziel, eine komplette Remission durch einen oder zwei (Doppelinduktion) Chemotherapiezyklen zu erreichen
  • Konsolidierungstherapie: zweite Therapiephase nach Erreichen einer Remission mit dem Ziel einer weiteren Reduzierung bzw. Eliminierung der malignen Zellen, Verlängerung der Remission und Verbesserung der Heilungschancen
  • Erhaltungstherapie: dritte Therapiephase mit dem Ziel einer Lebensverlängerung durch weitere Chemotherapiezyklen
(Quelle: Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch, 260. Auflage 2004.)

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