Arzneimittel und Therapie

Behandlung der Hypertonie

Fixkombination aus Valsartan und Amlodipin

Jede systolische Drucksenkung um 10 mmHg verhindert bei Hypertonikern 20 bis 25% der kardiovaskulären Ereignisse. Zwei Drittel aller Hochdruckpatienten benötigen aber mindestens zwei Antihypertensiva, um einen Zielblutdruck unter 140/90 mmHg zu erreichen. Ab 1. Februar 2007 steht die Fixkombination (Exforge®) aus dem Angiotensin-Rezeptor-Blocker Valsartan und dem Calciumantagonisten Amlodipin als Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung: Das Kombinationspräparat wird gemeinsam von Novartis und Pfizer vertrieben.

Exforge® wird in den Dosierungen 5 mg Amlodipin und 80 mg Valsartan bzw. 5 mg bzw. 10 mg Amlodipin und 160 mg Valsartan erhältlich sein.

Die Rationale für die Kombination aus beiden pharmakologischen Ansätzen besteht in einer synergistischen Blutdrucksenkung und in komplementären klinischen Vorteilen. So verfügt der Calciumantagonist über eine sehr starke Potenz zur Drucksenkung und der Angiotensin-Rezeptor-Blocker über organprotektive und stoffwechselgünstige Eigenschaften. Durch gegenregulatorische Effekte können unerwünschte Arzneimittelwirkungen abgemildert werden.

Der wesentliche Wirkmechanismus des Calciumantagonisten Amlodipin besteht in einer Blutdrucksenkung durch Erschlaffung der glatten Gefäßmuskulatur und in einer Nachlastsenkung durch Erweiterung der peripheren Arteriolen. Außerdem ist unter Amlodipin eine Dilatation koronarer Arterien und Arteriolen zu beobachten, was die koronare Ischämie günstig beeinflusst. Der Angiotensin-Rezeptor-Blocker Valsartan indes wirkt der Gefäßkonstriktion entgegen, hat antiproliferative Effekte, indem er die Hypertrophie glatter Muskelzellen verhindert und hemmt die Flüssigkeits- und Natrium-Retention. Die Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) unter Amlodipin wird durch die effektive RAS-Blockade unter Valsartan mehr als aufgehoben. Und vor allem die Neigung zur Ödembildung unter dem Calciumantagonisten wird infolge der günstigen Ödem-Beeinflussung durch Valsartan wettgemacht. Denn Valsartan ist im Gegensatz zum Calciumantagonisten in der Lage, die venöse Dilatation zu forcieren. Und dadurch wird der Flüssigkeitsaustritt nach Erweiterung der peripheren Arteriolen abgemildert.

Diese theoretischen Überlegungen bestätigen sich auch in einer ersten klinischen Untersuchung mit 42 Probanden im Cross-over-Design. Hier konnte die Inzidenz an Knöchelödemen unter Amlodipin-Monotherapie durch die Kombination mit Valsartan um mehr als die Hälfte gesenkt werden. Die Blutdrucksenkung durch die Fixkombination konnte sich in einer weiteren Studie an 130 Patienten mit hohen Ausgangswerten über 170/110 mmHg durchaus sehen lassen und betrug durchschnittlich 35,8/28,6 mmHg nach sechs Wochen. Insbesondere bei sehr hohen systolischen Ausgangswerten über 180 mmHg zeigte sich der starke antihypertensive Effekt. Die Druckwerte sanken um durchschnittlich 43 mmHg. Insgesamt gelang bei 64% der Patienten eine Blutdrucknormalisierung unter 140/90 mmHg.

Quelle

Prof. Dr. Peter Trenkwalder, Starnberg; Priv.-Doz. Dr. Helga Frank, München, und Priv.-Doz. Dr. Joachim Weil, Lübeck: Einführungs-Pressekonferenz, Frankfurt/Main, 16. Januar 2007, veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, und der Pfizer Deutschland GmbH, Karlsruhe.

Martin Wiehl, freier Medizinjournalist
Die Kombinationspartner
Valsartan ist ein oral wirksamer, potenter und spezifischer Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonist. Er besitzt eine hochselektive Wirkung auf den AT1 -Rezeptor-Subtyp, der für die bekannten Effekte von Angiotensin II verantwortlich ist. Valsartan hemmt nicht die Acetylcholinesterase (ACE), die Angiotensin I zu Angiotensin II umwandelt und Bradykinin abbaut. Somit ist eine Verstärkung bradykininvermittelter unerwünschter Wirkungen nicht zu erwarten: Die Häufigkeit von trockenem Husten bei Patienten, die mit Valsartan behandelt wurden, ist signifikant geringer als bei denen, die mit einem ACE-Hemmer behandelt wurden.
Amlodipin ist ein Calciumantagonist, der die langsamen Calciumkanäle blockiert und so den Einstrom von Calciumionen in die Herzmuskelzellen und glatten Gefäßmuskelzellen hemmt. Die blutdrucksenkende Wirkung von Amlodipin beruht auf der Erschlaffung der glatten Gefäßmuskulatur. Die genaue Wirkungsweise, durch die Amlodipin antianginös wirkt, ist noch nicht vollständig bekannt. Amlodipin verringert die Ischämie dadurch, dass die peripheren Arteriolen erweitert werden und damit der periphere Widerstand, gegen den das Herz arbeiten muss, gesenkt wird. Da die Herzfrequenz stabil bleibt, verringert diese Entlastung des Herzens den myokardialen Energieverbrauch und den Sauerstoffbedarf.

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