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Nahrungsergänzung
Mikronährstoffe: Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA)
Für Prävention und Therapie
Vitamine, Mineralstoffe und andere Mikronährstoffe spielen eine große Rolle bei der Prävention und Therapie ernährungsassoziierter Krankheiten. Eine chronische Unterversorgung an essenziellen Mikronährstoffen kann komplexe metabolische Störungen auslösen, auf deren Boden sich im Lauf der Jahre handfeste Zivilisationserkrankungen entwickeln. In dieser Serie werden die wesentlichen, aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse über Mikronährstoffe kurz und übersichtlich zusammengefasst. Nutzen Sie das Wissen bei der Beratung in der Apotheke!
Omega-3-Fettsäuren wirken antiarrhythmisch, entzündungshemmend, blutdrucksenkend und endothelprotektiv. Wenn sie zusätzlich zu einem CSE-Hemmer gegeben werden, verstärken und erweitern sie dessen kardioprotektives Wirkprofil (Tab. 1).
Tab. 1: Einfluss der CSE-Hemmer (Statine) und Omega-3-Fettsäuren auf kardiovaskuläre Risikofaktoren | |
Statine | Omega-3-Fettsäuren |
LDL-Cholesterin↓ Plaquestabilisierung Entzündungshemmung | Triglyceride↓ Endothelprotektion (NO-Synthase) Entzündungshemmung (C-reaktives Protein↓) Herzrhythmusstörungen*↓(Thromboxan A2 ↓) Blutdruck↓, HDL-Cholesterin↑ Blutgerinnung↓(Fibrinogen↓, Thrombozytenaggregation↓) |
* z. B. ventrikuläre Extrasystolen (VES), Couplets = 2 VES, Triplets = 3 VES nacheinander
Aktuell
EPA und CSE-Hemmer
In der JELIS-Studie (Japan EPA Lipid Intervention Study) konnten japanische Forscher nachweisen, dass die adjuvante Gabe von Omega-3-Fettsäuren bei einer Therapie mit Statinen die Rate der Koronarereignisse signifikant verringert [1]. An dieser aktuellen Studie nahmen über 18.645 Patienten mit Hypercholesterinämie teil, die mit einem Statin in niedriger Dosierung behandelt wurden. Über 9000 Studienteilnehmer erhielten zusätzlich täglich 1800 mg Eicosapentaensäure (EPA) in Form von Kapseln. Nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 4,6 Jahren betrug die Rate kardialer Ereignisse in der nur mit Statinen behandelten Gruppe 3,5 Prozent und in der EPA-Gruppe 2,8 Prozent. Allerdings war für die Risikoreduktion von Bedeutung, ob die Patienten bereits eine Koronarerkrankung hatten oder nicht. In der EPA-Subgruppe der Patienten ohne Anzeichen für eine KHK (n = 14.981) war die Reduktion nicht signifikant. Dagegen profitierte die EPA-Subgruppe der Patienten mit KHK (n = 3664) von einer Senkung der Rate koronarer Ereignisse um 19 % (Abb. 1).
Kompakt (aus Uwe Gröber: Mikronährstoffe – Beratungsempfehlungen für die Praxis [Kitteltaschenbuch])
Ω-3-Fettsäuren
Die essenziellen langkettigen mehrfach ungesättigten Ω-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) besitzen in der Prävention und Therapie zahlreicher chronisch-degenerativer und entzündlicher Erkrankungen ein hohes therapeutisches Potenzial.
Funktionen
- Gehirn-/Augenfunktion (DHA): Entwicklung der Hirn- und Nervenzellen, Zellmembranen der Netzhaut.
- Eicosanoidstoffwechsel (EPA: kompetitive Verdrängung der Arachidonsäure): Synthese antiinflammatorischer, antithrombogener, antichemotaktischer und vasodilatatorischer Prostanoide und Leukotriene.
- Blutrheologie: Fibrinogen-Spiegel↓, Thrombozytenaggregation↓(TXA2), NO-Synthese↑.
- Gefäßendothel: NO-vermittelte Gefäßrelaxation↑, Expression von Adhäsionsmolekülen↓(z. B. VCAM-1) und Entzündungsmarkern↓(z. B. E-Selectin), Leukozytenadhäsion↓, Synthese proinflammatorischer Zytokine↓(z. B. TNFα, IL-1), PAF-Freisetzung↓, Zellproliferation↓.
- Hämodynamik/Blutdruck: Blutdruck↓(diastolisch/systolisch), renale Durchblutung↑, Mikrozirkulation↑, Blutrheologie↑, Blutviskosität↓.
- Herz: Antiarrythmisch, antiatherogen, antithrombotisch, endothel-, kardioprotektiv.
- Lipidstoffwechsel: Triglyceride (TG)↓, hepatische Synthese von TG und VLDL↓, Aktivität lipogener Enzyme↓.
Empfohlene Zufuhr: 0,5 bis 1,0 g EPA/DHA pro Tag. Fischöl enthält etwa 30 bis 35 % (3 g Fischöl = 1 g Omega-3-FS), Hochkonzentrate bis zu 85 % EPA/DHA.
Omega-3-FS-Status: Normbereich (Serum): α-Linolensäure: 15 – 30 mg/l, EPA: 20 – 55 mg/l, DHA: 50 – 110 mg/l. Material/Methode: Nüchternserum/GC. Hinweis: FS-Verteilung unterliegt erheblichen ernährungsbedingten Schwankungen (besser: Membranlipide der Erythrozyten).
Mangel/erhöhter Bedarf: Erhöhter Bedarf: Schwangerschaft/Stillzeit, Wachstum, Alter; Ernährung: wenig Seefisch, extreme Ω-6-FS-Zufuhr, TPN; Erkrankungen/Malabsorption: CED, Hypertriglyceridämie, Gallen-, Lebererkrankungen, chronische Pankreatitis, entzündliche, chronisch degenerative Erkrankungen (z. B. Allergien, Alzheimer, MS, Psoriasis, Rheuma), trockenes Auge.
Mögliche Mangelsymptome/Folgen: Allgemein: erhöhte Atopieneigung, Kachexie, Lipidanomalien, Verhaltensstörungen; Auge: Entzündungen, Sehstörungen, Trockenheit; Haut: trocken, schuppig, Ekzeme; Herz-Kreislauf-System: erhöhte kardiovaskuläre Morbidität/Mortalität; Immunsystem: Entzündungsreaktionen, Infektanfälligkeit; Kinder/Heranwachsende: Konzentrations-, Lern-, Verhaltens-, Wachstumsstörungen; Neurologische Störungen: Alterssenilität, Depressionen, Muskelschwäche, Neuropathien, ZNS-Entwicklung↓.
Einnahme: Omega-3-Fettsäuren sollten zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Nur eine langfristige und regelmäßige Einnahme ist sinnvoll! Der therapeutische Dosierungsbereich liegt bei etwa 30 bis 40 mg/kg KG und kann initial bis zu 90 mg/kg KG betragen. Generell wird die Kombination mit Antioxidanzien empfohlen (→ Lipidperoxidation: limitierender Faktor für die biologische Wirksamkeit).
Gegenanzeigen: Akute und subakute Pankreatitis, akute Pankreasnekrose, akute bis chronische Leberintoxikationen, Leberzirrhose, akute bis chronische Gallenblasenentzündung, akute Gerinnungsstörungen.
Nebenwirkungen: Fischgeschmack (Aufstoßen). Blutungszeit kann verlängert werden. Bei Dosierungen > 3 g/d ist eine regelmäßige Kontrolle der Blutgerinnung, des LDL-Cholesterins und der Glucosetoleranz in Erwägung zu ziehen.
Wechselwirkungen: Ciclosporin: EPA/DHA verringern ciclosporininduzierte Nebenwirkungen (Nephrotoxizität, Hypertonie, Hypertriglyceridämie);
Corticoide/NSAID: EPA/DHA reduzieren therapeutischen Bedarf und NW von Antirheumatika; CSE-Hemmer/Statine: EPA/DHA erweitern therapeutisches Wirkprofil der Statine; Warfarin, ASS: Blutungszeit kann verlängert, Thromboyztenaggregation vermindert werden (evtl. Reduktion blutgerinnungshemmender Arzneimittel nach ärztlicher Rücksprache!).
Biologische Wirkungen von Eicosanoiden aus Arachidon- (AA) und Eicosapentaensäure (EPA) | |
Arachidonsäure
(20:4, Ω-6)
|
Eicosapentaensäure (EPA)
(20:5, Ω-3)
|
Leukotrien B
4
stark entzündungsfördernd
stark chemotaktisch
|
Leukotrien B
5
schwach inflammatorisch
wenig chemotaktisch
|
Thromboxan A
2
stark proaggregatorisch
stark vasokonstriktorisch
|
Thromboxan A
3
nicht proaggregatorisch
nicht vasokonstriktorisch
|
Prostacyclin I
2
antiaggregatorisch
vasodilatatorisch
|
Prostacyclin I
3
antiaggregatorisch
vasodilatatorisch
|
Anwendungsgebiete |
Empfohlene Dosierung |
Applikation |
Allgemeine Prävention |
1–1,5 g EPA/DHA/d |
p. o. |
Allergien (Asthma, Rhinitis) |
1,5–4 g/d |
p. o. |
Aufmerksamkeitsmangel/ Hyperaktivitäts-Syndrom |
1–3 g/d, in Kombination mit Magnesium und Vitamin B6 |
p. o. |
Augenerkrankungen (AMD, Glaukom, trockenes Auge)
Retinitis pigmentosa
|
1,5–3 g/d (v.a. DHA)
500–1.200 mg DHA/d zusammen mit Vitamin A, Zink und Taurin
|
p. o. |
Bronchitis, COPD |
1,5–4 g/d |
p. o. |
CED (C. ulcerosa, M. Crohn) |
2,5–6 g/d |
p. o. |
Demenz, M. Alzheimer |
1,5–4 g/d |
p. o. |
Diabetes mellitus, Syndrom X |
1,5–4 g/d |
p. o. |
Fettleber |
1,5–6 g/d |
p. o. |
Fettstoffwechselstörungen
(z. B. Hypertriglyceridämie)
|
1,5–6 g/d |
p. o. |
Hauterkrankungen, entzündliche (z. B. Psoriasis, Neurodermitis) |
2,5–6 g/d |
p. o. |
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
(Arrhythmien, Hypertonie, KHK)
|
1,5–6 g/d |
p. o. |
IgA-Nephropathie |
3–7 g/d |
p. o. |
Krebs (v. a. Tumorkachexie, Prostatakarzinom) |
2,5–6 g/d |
p. o. |
Multiple Sklerose (MS) |
2–6 g/d |
p. o. |
Prämenstruelles Syndrom |
1–3 g/d |
p. o. |
Psychopathologische Syndrome (z. B. Depressionen, schizophrene Psychosen) |
1,5–3 g/d |
p. o. |
Rheumatoide Arthritis (RA) |
2,5–6 g/d (≥ 35 mg/kg KG, in Kombi mit Antioxidanzien) |
p. o. |
Schwangerschaft/Stillzeit |
1–3 g/d (z. B. mit L-Carnitin) |
p. o. |
Transplantationsmedizin (z. B. Nierentransplantation) |
2,5–6 g/d |
p. o. |
Weitere Anwendungsgebiete (p. o.): Hämodialyse, Immunonutrition, Nierenerkrankungen, Präeklampsie, Osteoporose, tardive Dyskinesie, Parkinson, Sjögren-Syndrom |
Literatur
[1] Yokoyama, M., et al.: Effects of eicosapentaenoic acid in major coronary events in hypercholesterolaemic patients (JELIS): a randomized open-label, blinded endpoint analysis. Lancet 2007:369 (9567);1090-1098. Verfasser: Apotheker Uwe Gröber, Esseninfo@vitalstoffmedizin.de
Verfasser: Apotheker Uwe Gröber, Essen, info@vitalstoffmedizin.de
Literaturtipp
Längst sind Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren aus Prävention und Therapie von Krankheiten nicht mehr wegzudenken.
Dieses Buch "für die Kitteltasche" informiert in 57 Nährstoffprofilen über Bedarf, Anwendungsgebiete, Dosierungen, Laborparameter und Wechselwirkungen von Mikronährstoffen sowie über die Handelspräparate. Es schildert den Einsatz von Mikronährstoffen bei 43 häufigen Indikationen. Auf dieser Grundlage können Sie Ihre Patienten individuell beraten.
Gröber, Uwe:
Mikronährstoffe – Beratungsempfehlungen für die Praxis, 2. Auflage, 384 S., flex. 22,– Euro, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2006 ISBN 978-3-8047-2270-5
Dieses Buch können Sie einfach und schnell bestellen unter der Postadresse: Deutscher Apotheker Verlag Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart, oder im Internet unter: www.dav-buchhandlung.de, oder per Telefon unter: (07 11) 25 82 - 3 41 oder - 3 42
2 Kommentare
Omega-3-Fettsäuren bei Leberzirrhose
von Cat am 09.09.2019 um 10:28 Uhr
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Verwirrende widersprüchliche Angaben
von Jan am 16.03.2019 um 17:19 Uhr
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