Arzneimittel und Therapie

Erneut bestätigt

Angst und Depressionenunter Rimonabant

Schon im Sommer dieses Jahres hatte sich ein Gutachtergremium der FDA gegen die Zulassung von Rimonabant als Anorektikum ausgesprochen. Begründet wurde die Entscheidung mit dem Risiko für psychiatrische Nebenwirkungen bis hin zum Suizid. Eine soeben publizierte Metaanalyse erhärtet den Verdacht, dass Rimonabant psychiatrische Komplikationen fördern kann.

Rimonabant (Acomplia®) ist in der Europäischen Union zur Behandlung von Adipositas und Übergewicht bei Patienten mit Risikofaktoren wie Diabetes mellitus und Dyslipidämie zugelassen. Nach einem positiven Votum der EMEA darf die Herstellerfirma in der Fachinformation (s. vorheriger Artikel) auf die positiven Auswirkungen von Rimonabant auf den Blutzuckerspiegel hinweisen. Eine Zulassung als Antidiabetikum hat Rimonabant jedoch nicht. Vor dem Hintergrund der Diskussion um psychiatrische Nebenwirkungen hat die Europäische Zulassungsbehörde EMEA im Juli dieses Jahres zwar den Nutzen einer Therapie im Rahmen der vorgegebenen Indikationen bestätigt, aber eine Kontraindikation für Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen verfügt.

Nun haben Prof. Arne Astrup und seine Mitarbeiter von der Universität Kopenhagen alle bislang vorliegenden randomisierten kontrollierten klinischen Studien zu Rimonabant einer Meta-Analyse unterzogen. Insgesamt konnten sie vier entsprechende Studien mit 4105 Teilnehmern auswerten, in denen die Einnahme von täglich 20 mg Rimonabant mit Placebo verglichen worden war. Das Vorliegen von Depressionen und anderen schweren psychiatrischen Erkrankungen war in allen vier Studien ein Ausschlusskriterium. Umso beunruhigender ist die Tatsache, dass im Vergleich zu Placebo signifikant mehr Rimonabant-Patienten die Behandlung wegen Angst und Depressionen abgebrochen haben: Die Odds-Ratio (OR) geben die Autoren bei Abbruch wegen Depressionen mit 2,5 an, wegen Angstzuständen mit 3,0.

Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hatte im Rahmen des Zulassungsverfahrens für Rimonabant die Rohdaten 13 abgeschlossener Studien mit rund 15.000 Patienten bewertet und ein erhöhtes Risiko für psychiatrische und neurologische Störungen wie Angst, Depression, Schwindel und Gedächtnisstörungen festgestellt. Die Suizidalität war unter einer Tagesdosis von 20 mg Rimonabant signifikant erhöht (OR= 2,0). Insgesamt stellte die FDA psychiatrische Störungen bei 26% der mit Rimonabant behandelten Patienten fest, in der Placebo-Gruppe lag der Anteil bei 14%. Etwa die Hälfte aller Patienten sowohl aus der Rimonabant- als auch der Placebo-Gruppe hatten die Therapie vorzeitig abgebrochen. Angst, Depressionen und depressive Verstimmungen wurden jedoch in der Rimonabant-Gruppe wesentlich häufiger als Grund für das Absetzen der Medikation genannt. Der hohe Anteil psychiatrischer Störungen im Placebo-Arm untermauert die Hypothese, nach der Adipositas per se schon mit einem hohen Depressionsrisiko einhergeht. Das könnte unter einer Rimonabant-Therapie noch gesteigert werden. Ärzten, die ihre Patienten mit Rimonabant behandeln, wird daher empfohlen, verstärkt auf psychiatrische Probleme zu achten.

Quelle

Astrup A et al.: Efficacy and safety of weigh-loss drug rimonabant: a metaanalysis of randomised trials. Lancet 2007; 370: 1706-1713.

du
Suizidgefahr: FDA-Gutachter sprechen sich gegen Rimonabant aus.
Dtsch. Apoth. Ztg. 2007; Nr. 25 S. 38 – 40.

Neue Kontraindikation: Rimonabant nicht bei schwerer Depression einsetzen.
Dtsch. Apoth. Ztg. 2007; Nr. 30 S. 28 - 29.

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