Arzneimittel und Therapie

Phytotherapie

Efeuextrakte bei Husten

Efeuextrakte wirken sekretolytisch, hustendämpfend und leicht bronchospasmolytisch. Diese therapeutischen Eigenschaften sind vorwiegend dem Saponin α-Hederin zuzuschreiben, das die beta-2-adrenerge Ansprechbarkeit der Lungenepithelzellen erhöht.

Nach den Angaben der Kommission E werden Efeublätter aufgrund ihrer expektorierenden, spasmolytischen und schleimhautreizenden Wirkung zur symptomatischen Behandlung chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen eingesetzt. Die in Studien nachgewiesenen hustendämpfenden, schleim- und krampflösenden Effekte sind vor allem den Saponinen zuzuschreiben. Sie führen zu

  • einer vermehrten Sekretion von Mucin aus Becherzellen und somit zu einem dünnflüssigeren Sekret,
  • zu einer verstärkten Tätigkeit des Flimmerepithels und einem verbesserten Abtransport von Mucin sowie
  • zu einer Stimulation der Surfacantbildung.

Diese Wirkungen beruhen unter anderem auf indirekten beta-2-adrenergen Effekten. α-Hederin hemmt die Endocytose der Beta-2-Rezeptoren. Somit müssen die Rezeptoren in ihrem Trägersystem (Lipid-raft) verbleiben und stehen als funktionstüchtige Rezeptoren an der Zelloberfläche zur Verfügung. Die dadurch gesteigerte Ansprechbarkeit der Lungenepithelzellen auf Adrenalin steigert Sekretolyse und Bronchospasmolyse. Es kommt zu einer vermehrten Bildung von cAMP und einer verstärkten Surfacantbildung. Dadurch sinkt die Oberflächenspannung, die Viskosität des zähen Schleims wird herabgesetzt und das Abhusten dadurch erleichtert.

Pflanzliche Präparate mit Efeublättertrockenextrakten wie etwa Prospan® zeigen in Studien eine vergleichbare Wirksamkeit wie synthetische Mucolytika. So wurden in einer randomisierten und doppelblinden Studie Efeuextrakt und Ambroxol miteinander verglichen. Hinsichtlich der Vitalkapazität, der Ein-Sekunden-Kapazität, Auskulation sowie der Eigenbeurteilung und Verträglichkeit zeigte sich bei den knapp 100 Patienten, die unter chronischer Bronchitis litten, kein Unterschied. In einer weiteren Studie wurde Efeuextrakt bei Kindern mit Bronchialasthma mit einem Placebo verglichen. Bereits am dritten Behandlungstag zeigte sich in der Verumgruppe eine signifikante Verbesserung diverser Lungenfunktionsparameter. In allen Studien war Efeuextrakt sehr gut verträglich, und es gibt keine Hinweise auf toxische Eigenschaften. Bei einer therapeutischen Dosierung ist mit keinen embryotoxischen Wirkungen zu rechnen (Hinweise auf mögliche embryotoxische Wirkungen sind im Tierversuch erst für Dosen im 100-Grammbereich zu finden).

Auf die Galenik achten

Bei der Auswahl und Dosierung eines geeigneten Efeupräparates muss auf die Art der Extraktion geachtet werden. Ethanolfreie Zubereitungen müssen rund doppelt so hoch dosiert werden wie ethanolische Zubereitungen. Des Weiteren ist auf die Dosiergenauigkeit bei der Gabe von Tropfen zu achten, da nicht alle Fertigarzneimittel eine konstante Tropfgenauigkeit aufweisen. Eine Alternative sind einzeldosierte Arzneiformen.

Quelle

Vortrag von Prof. Dr. Andreas Hensel, Münster: "Efeu heilt! Moderne Phytopharmakologie einer traditionellen Heilpflanze" anlässlich eines Pressegesprächs am 12. Oktober 2007 in Interlaken; veranstaltet von Firma Engelhard, Niederdorfelden

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
  • Bezeichnung: Hederae folium, Efeublätter
  • Monographie: Europäisches Arzneibuch 5. Ausgabe, 6. Nachtrag
  • verwendete Droge: getrocknete Laubblätter
  • botanische Besonderheit: Heterophylie (andere Blattform steriler und blütentragender Sprossen)
  • Gewinnung: meist aus Wildsammlung (überwiegend aus Osteuropa)
  • Hauptinhaltsstoffe: Ein Gemisch aus Triterpensaponinen (2-6%) mit Hederacosid C als Hauptkomponente, die Zuckerabspaltung führt zu α-Hederin; ferner Flavonoide (Rutin, Kämpferol), Kaffeesäure und Kaffeesäureester (Rosmarinsäure, Chlorogensäure) sowie die erst jüngst entdeckten Phenylpropan-Aminosäure-Amide.
Foto: Gérard.Kremmer - Fotolia.com

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