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Drei Jahre IQWiG

Vorbereitung der Kosten-Nutzenbewertung läuft

BERLIN (ks). Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) feiert seinen dritten Geburtstag. Zeit für Institutsleiter Peter Sawicki und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, positive Bilanz zu ziehen: "Es ist uns geglückt, eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen, Methoden und Abläufe zu entwickeln und zu erproben und gleichzeitig eine beachtliche Zahl von Aufträgen abzuschließen, deren Schlussfolgerungen wir bislang in keinem einzigen Punkt revidieren mussten", erklärte Sawicki am 8. November in Berlin.

26 Abschlussberichte, 31 Vorberichte und 60 Berichtspläne hat das IQWiG seit seiner Gründung erarbeitet. In Auftrag gegeben wurden sie zumeist vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), das Bundesgesundheitsministerium hat erst einmal von seiner Möglichkeit Gebrauch gemacht, beim IQWiG ein Gutachten anzufordern. 40 Prozent der Aufträge betreffen Arzneimittel, 37 Prozent nichtmedikamentöse Verfahren. Zu weiteren Themen zählen Leitlinien, Disease-Management-Programme oder Mindestmengen. Die Bearbeitungszeit der Aufträge variiert stark, ist aber mit durchschnittlich 15 Monaten länger als man erwartet hatte: So nehmen Nutzenbewertungen mit ihren umfangreichen Stellungnahmeverfahren zwischen neun und 24 Monaten in Anspruch, bei Berichtsformen wie Rapid Reports ist die Bearbeitungszeit hingegen deutlich geringer. Eine kürzere Bearbeitung sei "unter den aktuellen Bedingungen nicht realistisch", sagte Sawicki. Manche Verzögerung ist dem IQWiG-Chef zufolge auch darauf zurückzuführen, dass es an externen Sachverständigen mangelt: "Wer umstrittene Themen für das IQWiG bearbeitet, der riskiert im Extremfall seine Karriere".

Zu den Herausforderungen des kommenden Jahres zählt Sawicki die Methodik der Kosten-Nutzenbewertung: Diese will das Institut Ende Januar in einem eigenen Entwurf darlegen. Grundlage hierfür sei eine Expertise, die eine internationale Gruppe von Gesundheitsökonomen für das IQWiG erarbeitet hat, erklärte Sawicki: "So stellen wir sicher, dass unser Papier den internationalen Standards entspricht". Ist der Entwurf veröffentlicht, soll das Konzept auf breiter nationaler Ebene diskutiert werden, bevor es verbindliche Grundlage der Institutsarbeit wird. Dann wird es voraussichtlich wieder zu scharfen Wortgefechten mit der pharmazeutischen Industrie kommen.

Schmidt: Institut bleibt unabhängig

Schmidt hält die Möglichkeiten der Industrie, sich an der Diskussion zu beteiligen, für ausreichend und sicherte Sawicki weiterhin die Unabhängigkeit seines Instituts zu. Die Ministerin betonte, dass das IQWiG sich erfolgreich für die Anliegen der Versicherten und Patienten einsetze. Damit trage es "maßgeblich dazu bei, dass unser Gesundheitssystem für alle bezahlbar und damit leistungsfähig bleibt." Auch international habe das Institut mittlerweile ein beachtliches Renommee erworben.

VFA: Vertrauen fassen fällt schwer

Bei den forschenden Arzneimittelherstellern spart man sich Geburtstagsglückwünsche: "Das IQWiG hat es zu keiner Zeit vermocht, durch eine transparente und konsistente Vorgehensweise Vertrauen bei Patienten, Fachgesellschaften oder der Industrie zu stiften", kritisierte VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer. Was die künftige Kosten-Nutzenbewertung von Arzneimitteln betrifft, betonte sie, dass niemand ein größeres Interesse daran habe, den Nutzen seiner Produkte zu dokumentieren als die forschenden Arzneimittelhersteller. "Aber ohne die Gewissheit, dass in Deutschland die gleichen Maßstäbe gelten wie international üblich, kann eine internationale Branche wie die unsere kein Vertrauen fassen", so Yzer.

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