DAZ aktuell

Erst Klagerücknahme, jetzt "Franchisenehmer"

ISA-Sprecher jetzt DocMorris-Apotheker

STEINFURT/STUTTGART (daz). Der Bundesverband zur Förderung der innovativen inhabergeführten Serviceapotheken (ISA) treibt in Richtung DocMorris. Diesen Eindruck muss zumindest haben, wer die jüngsten Entwicklungen des Mini-Verbandes betrachtet, der unter der gleichen Stuttgarter Adresse firmiert wie der Pharmagroßhändler Gehe: Der Sprecher der umstrittenen Gruppierung, der Steinfurter Apotheker Dr. Werner Gajewski, eröffnete am 5. November im BWS-Center Steinfurt eine DocMorris-Filiale.

Noch Anfang Oktober hatte der ISA-Verband am Rande des Deutschen Apothekertages seine Initiative "Arzneimittel aus einer Hand" ins Leben gerufen, die unter dem von Celesio-Chef Oesterle geprägten Schlagwort der "regulierten Deregulierung" u. a. eine Beschränkung der Niederlassungsfreiheit bei Apotheken in Deutschland fordert. Mit der ISA-Kampagne, die in der Sache vollständig auf Celesio/Gehe-Linie liegt, soll die öffentliche und veröffentlichte Meinung in Richtung "regulierten Apothekenfremd- und -mehrbesitz" beeinflusst werden – bis jetzt freilich mit nur mäßigem Erfolg. Angekündigte Aktionen blieben bislang aus. Auch Celesio-Chef Oesterle äußerte sich, u. a. im Rahmen des "Fachgesprächs" der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen enttäuscht, über die mangelnde Resonanz seiner Vorschläge bei Politik und Standesvertretern (vgl. DAZ Nr. 44, S. 4930).

Interessantes Apercu am Rande: Bis vor Kurzem fetzte sich ISA-Sprecher Gajewski mit seinem jetzigen "Franchisegeber" noch kräftig vor Gericht. Der umtriebige Pharmazeut hatte verhindern wollen, dass DocMorris als niederländischer Arzneimittelversender permanent die deutsche Arzneimittelpreisverordnung missachtet. Vor dem Oberlandesgericht Hamm war Gajewski mit seiner Klage gescheitert und hatte deshalb Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt. Wenige Tage vor der mündlichen Verhandlung in Karlsruhe und in engem zeitlichem Zusammenhang mit dem Celesio/DocMorris-Coup nahm Gajewski überraschend seinen Revisionsantrag zurück. Das Urteil des OLG Hamm wurde daraufhin rechtskräftig. Honi soit qui mal y pense.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.