Medizin

Was ist eigentlich ...eine Hydrozele?

Mario K. bemerkt seit zwei Monaten eine Vergrößerung an seinem rechten Hoden, die nicht schmerzt. Aus Angst vor einem bösartigen Tumor entschließt er sich endlich, den Urologen aufzusuchen. Nach einer ausgiebigen Untersuchung kann dieser Herrn K. beruhigen. Es handelt sich um einen Wasserbruch, eine Hydrozele, verursacht durch einen Fußtritt, der ihn während eines Fußballspieles traf.

wenn der Hoden anschwillt

Bei einer Hydrozele handelt es sich um eine Ansammlung von Flüssigkeit innerhalb der Hodenhüllen. Meistens ist sie nicht schmerzhaft. Es gibt zwei Arten von Hydrozelen. Die eine ist angeboren (primäre Hydrozele), die andere wird im Laufe des Lebens erworben (sekundäre Hydrozele).

Die angeborene Hydrozele ist auf einer oder beiden Seiten zu finden und verschwindet meist innerhalb der ersten Lebensmonate. Ein bis zwei von einhundert männlichen Neugeborenen kommen mit so einem Wasserbruch zur Welt. Bei dieser Hydrozeleform sammelt sich Flüssigkeit im so genannten Processus vaginalis peritonei. Dies ist eine Ausstülpung des Bauchfells in den Hodensack hinein. Nach der Geburt verschließt sich normalerweise dieser Processus, zurück bleibt nur ein kleiner Rest. Während der Entwicklung des Fötus bilden sich die Hoden im Bauchraum. Im weiteren Verlauf der Hodenentwicklung wandern diese durch den Bauchraum in den Hodensack hinein. Dieser Vorgang sollte spätestens bis zum zweiten Lebensjahr abgeschlossen sein. Zurück bleibt nach dem Hodendeszensus ein kleiner Spalt mit Verbindung zum Bauchraum. Dieser Spalt sollte sich nun langsam schließen. In manchen Fällen bleibt die Verbindung zwischen Bauchraum und Hodenhüllen aber offen, so dass der Schwerkraft folgend Flüssigkeit aus dem Bauchraum in den Hodensack gelangt. Bleibt der Verschluss komplett aus, kann in diesen Spaltraum zusätzlich Darm hineinrutschen. Dabei handelt es sich um eine weitere Erkrankung – die (angeborene) Leistenhernie.

Die sekundäre Hydrozelenform hat andere Ursachen. Typisch sind Hoden- beziehungsweise Nebenhodenentzündungen, Verletzungen, Gewalteinwirkungen oder Hodentumoren. Als Folge kann sich ein Wasserbruch bilden.

Selten schmerzhaft

Die Hydrozele verursacht kaum Symptome. Je nach Lage und Größe der Hydrozele kommt es zu einer meist einseitigen Schwellung des Hodensacks. Vergrößert sich die Zele, können Schmerzen, Druck- oder ein Schweregefühl auftreten. Etwas anders sieht es bei der akuten Hydrozelenform aus. Hierbei sind teilweise sogar sehr starke Schmerzen eine typische Begleitsymptomatik. Dieses so genannte "akute Skrotum" muss im Krankenhaus unter anderem mit Analgetika behandelt werden.

Ultraschall sichert Diagnose

Die Diagnose der Hydrozele ist einfach. Neben der typischen Anamnese (Hoden ist einseitig angeschwollen), die schon die richtige Diagnose weist, erfolgt die körperliche Untersuchung. Neben einer Abtastung des Hodens wird der Arzt eine so genannte Diaphanoskopie durchführen. Dabei wird der Hodensack mit einer Lampe im abgedunkelten Raum von hinten durchleuchtet. Man sieht ein durchscheinendes, helleres Areal durch die Hodensackhaut. Zur letztendlichen Diagnose und zum Ausschluss sonstiger Erkrankungen wird in der Regel eine Ultraschall-, selten eine Kernspintomografie (MRT), eingesetzt.

Nicht immer mussoperiert werden

Je nach Ursache und Symptomatik wird unterschiedlich behandelt. Bei der primären Hydrozele ohne zusätzlichen Leistenbruch kann erst einmal abgewartet und beobachtet werden. Kommt es innerhalb des ersten Lebensjahrs nicht zu einer Rückbildung, sollte an eine Operation gedacht werden. Bei Kindern wird der Wasserbruch von einem Schnitt in der Leiste aus operiert. Der Hoden und seine Hülle werden von diesem Schnitt aus freigelegt. Die Hodenhüllen werden eröffnet und der Hoden genau untersucht. Sind keine Veränderungen zu erkennen (zum Beispiel ein Tumor), wird der Hoden zurück in seine Position gebracht und noch vorhandene Flüssigkeit abgesaugt. Anschließend wird die Lücke zum Bauchraum verschlossen und alles so vernäht, dass die Hülle eng am Hoden anliegt. Abschließend wird die Hautwunde in der Leiste vernäht.

Etwas anders sieht es bei der sekundären Hydrozele aus. Erster Schritt der Behandlung ist die Beseitigung der auslösenden Ursache. Allein dadurch bildet sich häufig die Hydrozele von selbst zurück. Lässt sich die Ursache nicht eruieren oder kommt es trotz Beseitigung der Ursache nicht zu einer Rückbildung, sollte eine Operation erfolgen. Die Hydrozele wird über einen Hodensackschnitt freigelegt, anschließend können Flüssigkeit und überflüssige Hodenhaut entfernt werden. Danach wird wie bei der primären Hydrozele vorgegangen.

Gelegentlich wird anstatt einer Operation nur die Flüssigkeit mit einer Kanüle abpunktiert. Davon sollte abgeraten werden, da für einen Moment die Hydrozele verschwunden ist, die Flüssigkeit aber wieder nachläuft und sich eine neue Hydrozele bildet.

Sollte der Wasserbruch nicht ausreichend behandelt werden, kann es in der Folge zu Durchblutungsstörungen in dem betroffenen Hoden kommen. Das bedeutet für den entsprechenden Hoden, dass die Spermienbildung nicht mehr möglich ist und es zur Unfruchtbarkeit des Patienten kommen kann.

Quelle

Hautmann R, Huland H: Urologie. Springer-Verlag Berlin 2006.

Schmelz HU, Sparwasser C, Weidner W: Facharztwissen Urologie. Springer-Verlag Berlin 2006.

Dr. Ingo Blank, Gärtringen

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