DPhG-Jahrestagung

Purinrezeptoren

Integrale Zellmembranproteine, wie Membranrezeptoren, sind wichtige Zielstrukturen für Arzneimittel. Nur wenige von ihnen werden bislang als Targets genutzt. Eine Untergruppe interagiert mit Purin- und Pyrimidin-Derivaten. Die pharmazeutische Chemikerin Prof. Dr. Christa Müller von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn beschäftigt sich in ihrer Forschung mit kleinen, löslichen und selektiven Substanzen, die als molekulare Werkzeuge an diese Strukturen binden.

Purine wie ADT und ATP haben nach neueren Erkenntnissen nicht nur wichtige intrazelluläre Funktionen, wie zum Beispiel bei der Nucleinsäure-Synthese, sie können auch als extrazelluläre Signalmoleküle, das heißt als Neurotransmitter oder Neuromodulatoren fungieren.

Purinrezeptoren werden unterteilt in:

  • Adenosinrezeptoren (A- oder P1-Rezeptoren), die an G-Proteine koppeln (GPCRs), mit den vier Subtypen A1 , A2A , A2B , A3 und
  • P2-Rezeptoren, die außer Purinen (ATP und ADP) auch Pyrimidine (UTP und UDP) binden und in zwei Familien eingeteilt werden: – P2X-Rezeptoren, die Liganden-gesteuerte Ionenkanäle (LGICs) sind, mit sieben Subtypen P2X1 bis P2X7 und – G-Protein-gekoppelte P2Y-Rezeptoren mit acht Subtypen 1, 2, 4, 6, 11, 12, 13 und 14.
  • Adeninrezeptoren (P0-Rezeptoren), die in Müllers Arbeitsgruppe funktionell nachgewiesen wurden.

Müllers Forschungsprojekte konzentrieren sich auf die Identifizierung, Synthese, Optimierung und das Radio- oder Fluoreszenz-Labelling kleiner Moleküle als Liganden für Purinrezeptor-Subtypen und Purin-metabolisierende Ektoenzyme.

Als erfolgreichste Entwicklungen auf dem Gebiet der P1-Rezeptor-Antagonisten führte Müller unter anderem das wasserlösliche Prodrug des selektiven A2A -Rezeptor-Antagonisten MSX-2 und den selektiven A3 -Rezeptor-Antagonisten PSB-10 an.

Die P2-Rezeptoren sind nach Müllers Erfahrungen schwierige Targets. Die Agonisten sind metabolisch instabil, bei physiologischen pH-Werten negativ geladen, zeigen keine perorale Bioverfügbarkeit, gehen nicht durch die Blut-Hirn-Schranke, und ihre Selektivität ist schwierig herzustellen.

Eine Alternative besteht in der Entwicklung von Inhibitoren des extrazellulären Nucleotid-Abbaus. Der Metabolismus der Purine wird wesentlich durch Ektoenzyme (Ektonucleotidasen, Phosphatasen, Kinasen), die in der Zellmembran verankert sind, gesteuert.

Bisher wurden drei Leitstrukturen für die Entwicklung von Ektonucleotidase-Inhibitoren identifiziert: Polyoxometalate (POMs), Nucleotid-Mimetika und Anthrachinone. In der Folge konnten neue selektive Inhibitoren der Ekto-Nucleosid-triphosphat-diphosphohydrolasen (E-NTPDasen) und der Ecto-5´-Nucleotidase entwickelt werden.

Erste In-vivo-Experimente mit E-NTPDase-Inhibitoren haben bereits deren Bedeutung für die Aktivierung der Adenosinrezeptoren gezeigt, was durch Knock-out-Mäuse verifiziert werden konnte. Weitere Studien sind nun geplant, um ihr Potenzial als neue Anti-Tumor- und Anti-Angiogenese-Agenzien zu erforschen. hb

Selektive Liganden für P1- und P2-Rezeptoren

Erkrankungen und pathologische Vorgänge, deren Auftreten stark mit einer veränderten Stabilität der mRNA korreliert. Die Stabilität wird durch Proteine moduliert, die an Adenylat- und Uridylat-reiche Elemente (ARE) der mRNA binden.

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