Prisma

Alzheimer

Pflichtbewusstsein schützt vor Demenz

Manche Panikstörung rührt möglicherweise von einer Überempfindlichkeit der Kohlendioxidsensoren im Gehirn her, glauben niederländische Wissenschaftler. In einer Studie wiesen sie nach, dass das Gas in höheren Konzentrationen bei gesunden Menschen Angstzustände auslösen kann.

Wissenschaftler der Universität in Maastricht ließen in ihrer Studie gesunde Probanden kurzfristig komprimierte Luft inhalieren, die mit Kohlendioxid in unterschiedlichen Konzentrationen angereichert war. Vor und nach dem Einatmen sollten die Teilnehmer ihr Angstgefühl anhand einer Punkteskala bewerten und Fragen zu möglichen Symptomen beantworten. Ergebnis: Je höher der Anteil an CO2 war, desto intensiver äußerten sich die Panikzustände der Probanden. Die Forscher sehen einen Zusammenhang zwischen der Sensibilität des "Kohlendioxidwächters" im Gehirn und dem Gasgehalt der eingeatmeten Luft. Mit ihren Erkenntnissen hoffen sie, künstliche Panikattacken hervorrufen zu können, um dann die Wirksamkeit neu entwickelter Anxiolytika besser testen zu können. war

Quelle: Griez, E. et al.: PLoS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0000987

Die Sterblichkeitsrate der Kinder unter fünf Jahren soll bis zum Jahr 2015 weltweit um zwei Drittel gesenkt werden. Das ist eines der Milleniumsentwicklungsziele, das Vertreter aus 189 Nationen im September 2000 formuliert hatten. Einer aktuellen Studie zufolge wird dieses Ziel wohl nicht erreicht werden.

Anhand verschiedener Datenbestände führten Wissenschaftler der Universität Washington eine Computersimulation zur Vorhersage der Kindersterblichkeit bis 2015 für 172 Länder durch. Wie das Team um Professor Christopher Murray in "Lancet" schreibt, sinkt die Sterblichkeit der unter Fünfjährigen zwar insgesamt – allerdings nicht in dem in den Milleniumsentwicklungszielen geforderten Ausmaß. Statt der geforderten zwei Drittel wird die Kindersterblichkeit bis 2015 wohl nur um 27 Prozent sinken. Schuld daran ist laut den Autoren vor allem der zu langsame Rückgang der Sterblichkeit in den südlich der Sahara gelegenen Regionen Afrikas. Sie verzeichneten zudem die geringste Rückläufigkeit der Geburtenrate. war

Quelle: Murray, C. et al.: Lancet 370, 1040-1054 (2007).

Die Selbstmessung des Blutdrucks ist eine wichtige Maßnahme bei Risikopatienten für eine Hypertonie bzw. bei manifestem Bluthochdruck. Allgemein wird die einmal tägliche Messung – stets zur gleichen Tageszeit, meist morgens – empfohlen. Laut einer aktuellen Studie ist dies zu wenig.

Mediziner um Prof. Dr. Jan Staessen von der Universität Leuven untersuchten den Einfluss der Tageszeit auf den Blutdruck bei rund 7500 Personen. Dabei stellten sie fest, dass die Blutdruckwerte zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten prognostische Kenngrößen mit differenzierter Aussagekraft sind. So konnten sie zeigen, dass tagsüber gemessene Werte nach Abgleich mit den nächtlich gemessenen Werten eine Risikoabschätzung für tödliche und nicht tödliche Herz-Kreislauferkrankungen erlauben. Die nächtlichen Blutdruckwerte sagen laut den Studienautoren unabhängig vom Behandlungsstatus Sterblichkeit und nicht tödliche gesundheitliche Folgen voraus. Der Blutdruck am Tag sagt unabhängig die Kombination aller tödlichen und nicht tödlichen Herz-Kreislauferkrankungen voraus, insbesondere bei nicht behandelten Patienten. Die Autoren empfehlen daher die Aufzeichnung des Blutdrucks über den ganzen Tag. ral

Quelle: Boggia, J. et al.: Lancet 370, 1219-1229 (2007).

Vitamine und Antioxidanzien wirken lebensverlängernd, oxidativer Stress dagegen verkürzt die Lebensspanne. Das war bislang die gängige Lehrmeinung. Zu pauschal, sagen nun Wissenschaftler der Universität Jena. Ihren Erkenntnissen zufolge ist Stress besser als sein Ruf.

Die Forscher um Michael Ristow untersuchten den Fadenwurm Caenorhabditis elegans auf entsprechende Zusammenhänge. Hintergrund für die Untersuchung war die Beobachtung, dass Würmer, die zuckerfrei ernährt wurden bzw. bei denen der Glucosestoffwechsel blockiert wurde, deutlich länger lebten als normal gefütterte Artgenossen. Dass eine zuckerarme Ernährung das Leben verlängern kann, wird seit längerem postuliert, insbesondere von Anhängern der Low-Carb-Diätbewegung. Die Fadenwurmstudie liefert nun jedoch erstmals einen möglichen Erklärungsansatz dafür. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Mitochondrien. Fehlt ihnen Glucose, verbrennen sie unter Zuhilfenahme von Sauerstoff Fett. Als Nebenprodukte dieser Verbrennung entstehen reaktive Sauerstoffspezies (ROS). Letztere verlängern nach Auffassung der Jenaer Arbeitsgruppe das Leben der Fadenwürmer: "Die reaktiven Sauerstoffspezies aktivieren die Abwehrmechanismen der Zellen gegen oxidativen Stress, was sich in der Bilanz positiv auf die Lebenserwartung auswirkt", meint Ristow. Umgekehrt verkürze die Einnahme von bestimmten Vitaminen und Antioxidanzien, die die Entstehung von ROS verhindern, die Lebensspanne der Tiere. Noch ist unklar, ob die Erkenntnisse auf den Menschen übertragbar sind. Sollte sich dies herausstellen, hätte es Ristow zufolge weit reichende Konsequenzen für die Ernährungsberatung. Zucker sollte demnach nur in Maßen verzehrt werden und insbesondere bei der derzeit großzügig praktizierten Einnahme von antioxidativen Nahrungsergänzungsmitteln sei ein Umdenken notwendig. ral

Quelle: Ristow, M. et al: Cell Metabolism. 6, 280-293 (2007).

Menschen, die stets sehr pflichtbewusst bzw. gewissenhaft handeln, haben ein geringeres Risiko, eine Alzheimerdemenz zu entwickeln. Zu diesem Schluss kamen amerikanische Forscher in einer Untersuchung mit Nonnen und Mönchen.

Robert Wilson und Kollegen von der Rush-Universität in Chicago untersuchten 997 katholische Nonnen und Mönche über einen Zeitraum von zwölf Jahren. Hintergrund für die Studie war die Theorie, dass Gewissenhaftigkeit einen Einfluss auf die Hirntätigkeit haben könnte. Zu Beginn der Studie wurde das Ausmaß der Charaktereigenschaft bei den einzelnen Teilnehmern anhand eines Fragebogens ermittelt. Über die gesamte Studiendauer wurden die Probanden zudem regelmäßig psychologischen Tests unterzogen. Ergebnis: Im Mittel erreichten die Nonnen und Mönche im Ausgangstest 34 von 48 möglichen "Gewissenhaftigkeits"-Punkten. Rund 180 Studienteilnehmer erkrankten in Untersuchungszeitraum an Alzheimer. Probanden, die auf der Fragebogen-Skala mehr als 40 Punkte erzielt hatten, waren dabei deutlich seltener betroffen. Ihr Risiko für Alzheimer lag 89 Prozent niedriger als das von Nonnen und Mönchen, die auf der Skala weniger als 28 Punkte erreicht hatten. Worauf der Zusammenhang genau beruht, ist noch unklar. Das Team um Wilson vermutet, dass gewissenhaftes Arbeiten bestimmte Hirnareale stärkt, die Demenzerscheinungen in anderen Hirnbereichen kompensieren. Zu den trainierten Hirnbereichen zählen die Wissenschaftler z. B. das Frontalhirn, in dem Entscheidungen und Planungen ablaufen. Für die Theorie spricht die Beobachtung, dass auch bei verstorbenen Studienteilnehmern, die sich im Test als sehr gewissenhaft erwiesen hatten, Alzheimerplaques vorhanden waren. Allerdings hatten diese Plaques keine Symptome verursacht, da ihre Wirkung ausgeglichen wurde. ral

Quelle: Wilson, R. et al.: Arch. Gen. Psychiatry 64: 1204-1212 (2007).

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